Berlin. „Affen brennen gut“ – mit Witzen über das Feuerdrama in Krefeld macht sich Comedian Felix Lobrecht gerade Feinde. Geht er zu weit?

Über Geschmack lässt sich streiten, über Humor auch. Wie geschmacklos sind die Witze von Comedian Felix Lobrecht? Offenbar sehr, wenn man vielen Kritikern im Internet glaubt. Denn dort zeigen sich viele ausgesprochen empört über das Thema eines aktuellen Stand-ups Lobrechts.

Bei einem Auftritt in Gelsenkirchen machte sich Lobrecht über das Ableben von Tieren lustig. Ein Mitschnitt des Auftrittes ist im Internet zu finden. Dort trägt er den Titel „30 Affen“ und ist auf YouTube zu sehen. Es geht um jene Tiere, bei einem dramatischen Feuer in der Silvesternacht in Krefeld verbrannten – offenbar, weil in der Nähe des Zoos der Stadt mehrere Frauen chinesische Himmelslaternen angezündet haben. Eine flog gegen das Affenhaus und löste den Brand auf.

Lobrecht leitet seinen Beitrag zum Thema mit den Worten „Wollen wir über die Affen sprechen?“ ein. Gelächter im Publikum, er legt nach: „Waren ja schon viele. Waren 30. Das kann man nicht totschweigen. Bis 17 hätte man es irgendwie.“

Dann legt er los, die Tiere hätte sich „ihr Silvester auch anders vorgestellt.“ Wegen des Fells würden Affen auch richtig gut brennen. „Lass da mal einen Funken draufkommen und wuuuusch.“ Sie trügen permanent Jacken aus Grillanzünder: „Affen brennen hervorragend.“

Felix Lobrecht: „30 Affen“-Video auf YouTube verärgert viele

Affenhaus in Krefeld: Über das Flammen-Inferno scherzt Comedian Fleix Lobrecht. 30 Affen starben.
Affenhaus in Krefeld: Über das Flammen-Inferno scherzt Comedian Fleix Lobrecht. 30 Affen starben. © dpa | Andreas Drabben

Aufgenommen wurde das Video für den YouTube-Kanal „Stand Up 44“ in der Emscher-Lippe-Halle Gelsenkirchen am 13. Januar. Weit mehr als 300.000 Menschen haben das Video in weniger als einer Woche aufgerufen – ein Zehntel der Bewertungen ist negativ, im Umkehrschluss gefällt es offenbar auch 90 Prozent jener, die eine Bewertung daließen.

Generell seien „Affenhäuser sehr brennbare Orte. Was ist da drinnen? Trockene Seile, Holz, Affen.“ Zwischenzeitlich holt er seine Ausführungen noch auf eine mehr oder weniger politische Ebene.

Dass die Lampions von „dummen Monis“ gezündet worden seien, sei gut: „Ich bin richtig froh, dass Deutsche daran Schuld waren. Stell euch mal vor, wenn das Ausländer gewesen wären, die AfD hätte das so ausgeschlachtet.“ Die Wutbürger hätten sofort losgelegt: „Die Ausländer töten unsere Affen“.

Lobrechts Stand-up über Tiere: Auch Australien wird Zielscheibe

Am Ende noch ein Hieb gegen Australien, wo Buschbrände wüten: „In Australien sind auch viele Tiere verbrannt, eine Milliarde, aber ich kann euch beruhigen, das waren nicht alles schöne Tiere.“

Gegenüber der „Bild“ gab weder der Comedian, noch seine Agentur auf Nachfrage ein Statement zur Kritik ab.

Lobrecht begann seine Karriere auf Poetry Slams, wechselte 2015 ins Fach Stand-up-Comedy, inzwischen hat er mit TV-Autor Tommi Schmitt einen erfolgreichen Podcast bei Spotify, tourt durch Deutschland und hat einen schnell wachsende Fan-Gemeinde.

Twitter-Nutzer: Zwischen Entsetzen und Begeisterung

Bei Twitter reagieren Nutzer teils eindeutig auf die Witze, von „erbärmlich“ bis zu „da hört auch schwarzer Humor auf“. Ein Nutzer empfiehlt Lobrecht, sich zum, testweise selbst anzuzünden. Viele verteidigen ihn aber auch – denn Humor sei „schon immer Grenzüberschreitung“ gewesen.

Bei seinem Auftritt in Düsseldorf am Dienstagabend kam Lobrecht nur indirekt auf den Shitstorm zu sprechen. „Politische Korrektheit ist wichtig im Kontext. Aber das hier sind alles nur Witze. Ihr dürft über alles lachen“, sagte er in der mit geschätzt 5000 Zuschauern ausverkauften Mitsubishi Electric Halle.

„Ich habe jeden Witz mit der deutschen Witzepolizei abgesprochen, also mit Xavier Naidoo und Kollegah.“ Ansonsten spielte der 31-Jährige seine rund 90 Minuten lange Show.

Nur am Ende konnte sich der Comedian eine kurze Bemerkung nicht verkneifen. „Ich bin so dankbar, was in den letzten drei Jahren alles passiert ist.“ Lobrechts Touren sind ausverkauft, sein Roman ein Bestseller. „Daher habe ich zum ersten Mal die Angst, das verlieren zu können“, grinsend, „durch ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat.“

Mit seinen Witzen verärgerte kürzlich auch Dieter Nuhr die Zuschauer, er wetterte gegen Greta Thunberg. (ses/mein)