Berlin. Vor rund einem Jahr tauchte das Coronavirus in China auf. Wenig später breitete es sich weltweit aus. Wo war der Ursprung der Pandemie?
Über ein Jahr ist es her, dass eine kleine Nachricht in deutschen Medien vermeldet wurde: In China war eine „mysteriöse Lungenkrankheit“ aufgetaucht, hieß es in der Meldung von Anfang Januar 2020. Diese gehe auf einen bislang unbekannten Coronavirus-Typ zurück. Berichten zufolge sollten daran 60 Menschen in der Provinz Hubei erkrankt sein.
Dass dieses neuartige Coronavirus, genauer SARS-CoV-2 genannt, auch 2021 noch den Alltag der meisten Menschen und fast jede politische Entscheidung beeinflussen würde, damit hatte im Winter 2019 wohl noch keiner in Deutschland gerechnet. Doch schon wenige Wochen nach den ersten Corona-Fällen in China erreichte das Virus andere Kontinente.
Wahrscheinlichster Ursprungsort der Pandemie bleibt China
Woher das Coronavirus stammt und wie sich die lokale Epidemie zu einer Pandemie entwickeln konnte, lässt sich heute zumindest theoretisch erklären. Um diese bisherigen Annahmen bestätigen zu können, reiste kürzlich ein WHO-Team nach China.
Doch schon ein Forscherteam der Universität Cambridge hatte 2020 die Spuren des Coronavirus zurückverfolgt und analysiert. Die Experten kamen vorerst zu dem Ergebnis, dass die Pandemie sehr wahrscheinlich zwischen Mitte September und Anfang Dezember begann. Ziemlich sicher sind sich die Forscher auch beim Ursprungsort: Dieser muss wohl in China oder maximal einem angrenzenden Land gewesen sein.
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Dass das Virus kurze Zeit später bereits vereinzelt in Europa aufgetreten sei, überraschte Experten nicht. Im späteren Verlauf der Pandemie zeigte sich auch deutlich, wie schnell Reisende den Erreger in andere Regionen bringen können.
Grundsätzlich gehen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mittlerweile davon aus, dass SARS-CoV-2 durch natürliche Mutationen eines verwandten Coronavirus in einem Menschen oder einem Tier entstanden ist.
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Entstehung des Coronavirus: Vom Tier zum Menschen
Die meisten Experten nehmen an, dass die Übertragung des Coronavirus von einer Rhinolophus-Fledermaus und einen eventuellen Zwischenwirt auf den Menschen stattgefunden hat. Nach dieser Theorie ist Covid-19 ursprünglich eine sogenannte Zoonose. So nennt man Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden.
Molekularbiologische Untersuchungen zeigen tatsächlich, dass das Coronavirus, dass die Welt seit Anfang 2020 beschäftigt, eng verwandt ist mit Coronaviren, die in bestimmten Fledermäusen vorkommen. Genanalysen ergaben eine Übereinstimmung von 96 Prozent. Schon in der Vergangenheit haben Untersuchungen gezeigt, dass Epidemien mit Coronaviren wie SARS und MERS auf Fledermäuse zurückgeführt werden können. Es gilt daher als sehr wahrscheinlich, dass auch das neue Coronavirus so auf den Menschen übergesprungen ist.
Wissenschaftler glauben, der Erreger sei erstmals auf einem Tiermarkt in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan auf den Menschen übertragen worden. Dort zum Verzehr verkaufte Tiere waren wohl mit dem Virus infiziert. Der Markt wurde im Januar 2020 geschlossen und desinfiziert.
Anfang der Corona-Pandemie – wann trat das Virus erstmals auf?
Bisher wird daher fest davon ausgegangen, dass das Virus sich von China ausbreitete. Doch mittlerweile gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass es sich nicht erst im Dezember durch internationalen Reiseverkehr verbreitet hat. In Italien und Brasilien konnten Spuren von SARS-Cov-2 beispielsweise in Abwasserproben nachgewiesen werden, die bereits im November entnommen wurden. Das deutet auf eine frühere Erstübertragung in China hin.
In China soll es laut aktuellem Kenntnisstand die ersten nachgewiesenen Infektionen bereits Mitte November gegeben haben, wie die Zeitung „South China Morning Post“ berichtete. Im Dezember 2019 war das Coronavirus erstmals in Wuhan entdeckt worden.
Drosten warnte schon im Januar vor einer Corona-Pandemie
Die ersten Infizierten in den USA und der EU wurden aber erst gegen Ende Januar registriert. Die Epidemie entwickelte sich von da an zu einer Pandemie. Auch in Deutschland traten erste Infektionen zu diesem Zeitpunkt auf – in Bayern infizierten sich mehrere Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto. Angesteckt hatten sie sich bei einer chinesischen Kollegin.
Nach Bekanntwerden der bayerischen Fälle äußerte sich ein damals der Öffentlichkeit weitgehend unbekannter Virologe in der ARD: Christian Drosten von der Berliner Charité warnte in einem Interview in der Tagesschau vor einer möglichen Pandemie. Er sollte Recht behalten.
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Forschungsreise der WHO beginnt nach langem Tauziehen mit China
Eine Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll jetzt, rund ein Jahr später, aufklären, wo genau der Ursprung des Virus liegt. Um die Reise hatte es ein langes Tauziehen gegeben, der Beginn hatte sich lange hinausgezögert.
Gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern wollen die internationalen Experten nun herausfinden, ob das Virus zu seiner Quelle zurückverfolgt werden kann. Mitglieder des WHO-Teams haben im Vorfeld der Reise aber schon die Erwartungen heruntergeschraubt. Es gehe vor allem darum, im Austausch mit den chinesischen Kollegen zu schauen, welche Spuren noch verfolgt werden könnten, hieß es.
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Über 100 Millionen Infizierte seit Pandemie-Beginn
Die Suche nach dem Ursprung des Virus ist ein politisch heikles Thema. China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden. Seit Monaten streuen chinesische Behörden daher Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es mögliche Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte.
Die Zahl der weltweit nachgewiesenen Corona-Infektionen ist seit Beginn der Pandemie vor gut einem Jahr auf mehr als 100 Millionen gestiegen. Zudem sind mehr als 2,1 Millionen Menschen nach einer Ansteckung mit dem Virus gestorben. Das geht aus den aktuellen Daten der US-Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor.
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(mit dpa)