Berlin. Neue Studie fördert erschütternde Ergebnisse zu Tage. Aber Infizierte gehören ins Homeoffice oder ins Bett – und nicht in den Betrieb.

Jeder kennt es. Die Kollegin oder der Kollege kommt mit schniefender Nase ins Büro. Hustet, niest und verbraucht minütlich ein Taschentuch. Auch wenn alle gesundheitlichen Benimmregeln eingehalten werden, ist das für die anwesenden Gesunden eher lästig. Denn niemand mag das Risiko, sich anzustecken und dass es einem nach einer Inkubation von wenigen Tagen ebenso schlecht gehen könnte.

Solche Situationen sind keine Ausnahme im Arbeitsalltag. Dis Auswertung einer aktuellen Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der erkrankten Beschäftigten krank zur Arbeit gehen. Die meisten machen dies, obwohl sie Rückenschmerzen, Allergien oder psychische Beschwerden haben. Aber auch jeder Zehnte, der an Corona erkrankt, positiv getestet wurde, aber nur leichte Symptome hat, kommt trotzdem in den Betrieb. Mit ansteckenden Infekten erscheint sogar jeder Fünfte.

Corona-Kranke im Büro: Infizierte sind Gefahr für andere

Meistens glauben Erkrankte, besonders solidarisch zu handeln, wenn sie ins Büro kommen. Sie möchten nicht als faul gelten. Gerade wenn viel zu tun ist, wollen sie ihre Kollegen nicht mit der Arbeit im Stich lassen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wer weiß schon, wie eine Corona-Erkrankung bei anderen ausfällt, auch wenn man selbst nur einen Schnupfen hatte?

Gerade bei infektiösen Krankheiten sollte hier ein Umdenken erfolgen – zum Eigen- und Fremdschutz. Wer krank ist, soll sich auskurieren und nicht arbeiten. Durch verschleppte Infektionen riskiert man nicht nur schwerere Nachfolgeerkrankungen für sich selbst. Durch Virusübertragung wird man zur Gefahr für andere.

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Keinem soll damit vorgeschrieben werden, ob er sich krank fühlt, mit welchen Medikamenten oder Heilmethoden man gesund werden kann, wie lange die Genesung dauert oder ob man auch krank arbeiten möchte. Aber die persönliche Präsenz am Arbeitsplatz sollte dann tendenziell vermieden werden. Wer sich dennoch fit genug zum Arbeiten fühlt, kann dies ja weiterhin gerne von Zuhause aus erledigen.

Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Funke Medien Gruppe
Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Funke Medien Gruppe © Reto Klar | Reto Klar

Mit der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen erfahren, wie sinnvoll und effektiv Homeoffice für den Betrieb und den Gesundheitsschutz sein kann. Eine noch rasantere Ausbreitung von Covid konnte durch die Maßnahme verhindert werden – zum Schutz aller.

Gutes Arbeitsklima sorgt für gesunde Mitarbeiter

Gerade Menschen die in Büros und Betrieben mit Homeoffice-Möglichkeiten arbeiten, können dies künftig auch für den aktiven Gesundheitsschutz ihrer Kolleginnen und Kollegen nutzen.

Dies ist umso wichtiger, um im Herbst und Winter eine mögliche Erkältungs-, Grippe- und Coronawelle abzubremsen. Auch wenn wir wohl dauerhaft mit dem Coronavirus leben müssen, die Erkrankung mit Covid-19 aber mit den derzeit verbreiteten Varianten glücklicherweise für den Großteil der geimpften Bevölkerung nicht mehr lebensgefährlich verläuft, steht fest: Distanz schützt vor Verbreitung.

Bedenklich ist aber ein weiteres Ergebnis der Gesundheitsumfrage: Die große Mehrheit der Beschäftigten leidet unter Stress. Die Mängelliste ist lang. Sie reicht von Überstunden, Termindruck, schlechtem Arbeitsklima, ständiger Erreichbarkeit bis hin zu Mobbing und hierarchischen Führungsstrukturen. Manche fürchten gar, wegen Krankheit ihren Job zu verlieren.

Arbeitszufriedenheit: Hier sind die Chefs gefragt

Hier sollten Chefs und Chefinnen genau hinsehen. Diese Faktoren können nicht nur zu psychischen Erkrankungen führen, die schon heute eine der Hauptursachen für Fehlzeiten in Betrieben darstellen. Sie können auch schnell zum Kündigungsgrund werden, was angesichts des Fachkräftemangels in fast allen Branchen schnell auch zum Problem für den Erfolg eines Unternehmen werden kann. Denn: Hohe Mitarbeiterzufriedenheit ist die beste Garantie für gesunde Beschäftigte und gute Leistungen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.