Palma de Mallorca. Mallorca will sich mit einer eigenen Straßenbahn einen lang ersehnten Traum erfüllen. Doch Corona macht die Finanzierung kompliziert.

Die Idee klingt verlockend. Mallorca will eine Straßenbahnstrecke bauen, die die Inselhauptstadt Palma mit den Touristengebieten an der Playa de Palma verbindet. Auch das „Ballermann“-Viertel, in dem vor allem deutschsprachige Partyurlauber feiern, soll eine Haltestelle bekommen. Genauso wie der am Weg liegende internationale Airport, sodass die Fluggäste dann per Bahn vom Terminal nach Palma oder in den östlich gelegenen Urlaubsort El Arenal fahren könnten.

In Sachen Erreichbarkeit ist der Airport, auf dem jedes Jahr 30 Millionen Reisende abgefertigt werden, ein Provinzflughafen geblieben: Es gibt keinen Schienenanschluss. Millionen Feriengästen bleibt somit zur Weiterreise ins Hotel oder in die Ferienwohnung nur das Taxi, der Bus oder ein Selbstfahrer-Mietwagen. Die Mietwagen sind oft ausgebucht. An den Taxi- und Bushaltestellen gibt es lange Schlangen. Und die Tarife sind nicht gerade günstig: Das Busticket kostet fünf Euro pro Person, die Taxifahrt in die Stadt oder an die Playa de Palma 20 bis 30 Euro.

Wegen Corona sind die Kassen der Inselregierung leer

Eine Straßenbahn würde also Sinn ergeben. Umweltschützer beklagen schon länger, dass es auf Mallorca zu wenig Schienenverbindungen gebe. Aber es gibt ein Hindernis, um den Plan von der Trambahn, der schon über zehn Jahre in der Schublade schlummert, Wirklichkeit werden zu lassen: Es fehlt das Geld. Rund 400 Millionen Euro soll der Streckenbau kosten. Doch die Kassen der Inselregierung sind leer, weil mit der Pandemie der Tourismus und damit die Steuereinnahmen zusammengebrochen sind. „Mit unseren eigenen Mitteln ist dieses Projekt nicht machbar“, sagt der regionale Verkehrsminister Marc Pons.

Im Jahr 2020 kamen wegen Corona nur noch zwei Millionen in- und ausländische Urlauber auf die Insel, in normalen Jahren sind es zwölf Millionen Feriengäste. Und auch 2021 dürfte noch schwierig werden: Mallorca ist wegen vieler Ansteckungen weiterhin Hochrisikogebiet. Die Hoteliers haben die Ostersaison bereits abgeschrieben. Und wie es bis zum Sommer aussieht, weiß niemand.

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    Die Hoffnung liegt auf den 300 Millionen Euro der EU. In der Öffentlichkeit stieß das allerdings auf ein geteiltes Echo, wie sich in den Leserbriefspalten der Inselzeitungen spiegelt. „So werden die EU-Corona-Hilfen verschleudert“, hieß es dort. Oder: „Man sollte das Geld für Wichtigeres verwenden.“ Etwa um die Tourismusbetriebe der Insel zu unterstützen, die mangels Einnahmen vor dem Bankrott stehen.
    Aber es gab auch viel Zustimmung: „Die Playa de Palma ist einer der wichtigsten Touristenorte Europas“, schrieb ein deutscher Inselkenner im Forum der „Mallorca Zeitung“. „Und dieser Ort verdient es, dass für die Infrastruktur etwas getan wird, um attraktiv zu bleiben.“

    Ein weiterer möglicher Geldgeber ist Madrid. „Da die Balearen von den staatlichen Bahnlinien auf dem Festland nicht profitieren, stehen uns da noch Mittel zu“, sagt Jaume Mateu, verantwortlich für den öffentlichen Nahverkehr. Es geht dabei immerhin um 431 Millionen Euro für den Straßenausbau. Davon könnten 225 Millionen Euro für die Straßenbahn eingesetzt werden, so die Hoffnung.
    Es gebe also einen ganz klaren Bedarf für die Bahn, sagen die Planer: Mit 13 Millionen Fahrgästen jährlich seien die Busse zum Flughafen und an die Playa de Palma bisher das meistgenutzte öffentliche Verkehrsmittel der ganzen Insel. Baubeginn könnte, wenn das EU-Geld fließt, schon 2023 sein, heißt es. Und neben dieser Küstenbahnlinie will man dann gleich noch eine zweite Trambahnstrecke von Palmas City zum nördlich gelegenen Krankenhaus Son Espases konstruieren.