Berlin. Wie man sich in der Corona-Zeit richtig verhält, ist nicht in jeder Situation offensichtlich. Es braucht ein paar neue Knigge-Regeln.

Über sieben Monate leben wir nun schon im Zeichen der Hygiene und des Infektionsschutzes. Die Corona-Pandemie hat unser gesellschaftliches Zusammenleben, unseren Alltag stark verändert. Weit weg scheinen die Tage, als wir nur an Portemonnaie, Handy und Schlüssel denken mussten, wenn wir kurz das Haus verlassen haben. Seit März ist der Mund-Nasen-Schutz täglicher Begleiter geworden – nicht nur zum Selbstschutz, sondern vor allem zum Schutz all jener um uns herum.

Doch obwohl seit dem ersten Corona-Ausbruch in Deutschland viel Zeit vergangen ist, gibt es immer noch Situationen, in denen man unsicher ist, wie man sich verhalten soll. Wie reagiert man auf eine Einladung zu einer Hochzeit, die drinnen gefeiert werden soll? Wie kann ich mit anderen über ihren laschen Umgang mit den Hygieneregeln sprechen, ohne sie zu verurteilen? Dürfen Kinder sich zum Spielen treffen?

Nicht immer fällt es leicht, sich korrekt zu verhalten. Und nicht immer leuchtet ein, was überhaupt die richtige Verhaltensweise in Alltagssituationen ist. Für die Pandemie braucht es ein paar neue Knigge-Regeln. Wir stellen Ihnen einige vor.

Corona-Knigge: Die wichtigsten Verhaltenstipps für den Pandemie-Alltag

Begrüßung: Das Händeschütteln haben wir uns fast komplett abtrainiert: Trotzdem kommt es manchmal vor, dass Freunde und Bekannte immer noch zu einer Umarmung ansetzen. Das kann umgangen werden, indem wir bei einer Begegnung der anderen Person schon aus der Entfernung freudig zuwinken und dann den Ellbogen zum Gruß ausstrecken.

Es kann auch Brücken schlagen, dem Freund mitzuteilen, wie gerne man ihn eigentlich umarmen würde. So kann man zeigen, dass man einander gerne nah wäre – und sich nur der Pandemie wegen zurückhält.

Haben den Corona-Gruß drauf: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird von Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen begrüßt.
Haben den Corona-Gruß drauf: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird von Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen begrüßt. © dpa | Federico Gambarini

Feiern: Im November sind Treffen von mehr als zwei Hausständen in der Öffentlichkeit untersagt, private Feiern sollen möglichst nicht stattfinden. Sie hatten zuletzt immer wieder zu Corona-Ausbrüchen geführt. Sollte man doch eine Einladung erhalten, muss man sich nicht schlecht fühlen, wenn man den Gastgeber nach Hygienevorschriften fragt oder gar direkt absagt. Wer sich im Augenblick traut, andere einzuladen, der sollte schon vorher deutlich machen, welche Situation die Gäste erwartet.

Absagen: Nicht nur bei Einladungen kann es sein, dass man sie – schon aus rechtlichen Gründen – ausschlagen muss. Wenn sich eine Freundin zuhause treffen möchte, die beispielsweise viele Kontakte hat und oft unterwegs ist, ist es vollkommen in Ordnung, ihr abzusagen. Wichtig ist dabei, das man die andere Person nicht verurteilt. Es reicht völlig, eine Ich-Botschaft zu formulieren: „Ich möchte gerade kein unnötiges Risiko eingehen und hoffe, du kannst verstehen, dass ich dich aktuell nicht treffen kann.“ Stattdessen kann man auch Alternativen anbieten, zum Beispiel gemeinsam ein Glas Wein per Videokonferenz zu trinken oder mit Abstand spazieren zu gehen.

Mehr dazu in dieser Kolumne: Wo bleibt der Pandemie-Knigge für Partys und richtige Begrüßungen?

Abstandhalten: Normalerweise erntet man nerviges Augenrollen, wenn man mittig auf einer Rolltreppe steht. „Rechts stehen, links gehen!“ – das ist das oberste Effizienz-Gebot. Ein Gesetz, das sich ins Gegenteil verkehrt hat, seit wir uns vor einer Infektion schützen wollen. Nun ist es völlig in Ordnung, mittig auf der Treppe zu stehen und mehrere Stufen Abstand zum Vordermann zu halten. Übrigens: Auch in die meisten Aufzüge dürfen derzeit maximal ein bis zwei Personen einsteigen. Und im Supermarkt darf man selbstverständlich auf die Abstandsregeln hinweisen, wenn jemand einem zu nahe kommt.

Maskenmuffel: Trägt jemand seine Maske nicht richtig oder überhaupt nicht, kann man die Person natürlich darauf hinweisen. Das sollte aber stets sachlich und als Ich-Botschaft formuliert sein, beispielsweise so: „Ich habe gesehen, dass Sie Ihre Maske nicht aufgesetzt haben. Haben Sie das vergessen? Können Sie sie bitte aufsetzen?“ Wenn die Person aggressiv reagiert, sollte man sich entweder Hilfe vom Personal holen oder Unterstützung von anderen Menschen, die auch durch das Verhalten gestört werden könnten.

Übrigens: Den Mund-Nasen-Schutz trägt man korrekt, wenn er hinter dem Ohr oder am Hinterkopf befestigt ist und dabei Dreiviertel der Nase und das komplette Kinn bedeckt. Beim Abnehmen sollte man nicht die Mund-Seite mit den Fingern berühren. Am besten bewahrt man die Maske in einer Tüte auf, damit Sie in Taschen kein Schmutzfänger ist.

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Videokonferenzen: Wer im Homeoffice arbeitet, bespricht sich mit Kollegen oft nur per Video. Auch wenn das oft informeller wirkt, sollte man die Situation wie ein normales Meeting behandeln. Um Zwischengeräusche zu vermeiden, sollte man das eigene Mikro ausstellen, wenn man selbst nicht redet. Erhält man einen wichtigen Anruf oder muss etwas mit einem Kind, Partner oder Mitbewohner klären, kann man auch die Videokamera für diesen kurzen Zeitraum deaktivieren.

Dating: Die Suche nach der großen Liebe muss wegen der Pandemie nicht pausieren – allerdings sollte man persönliche Treffen mit anderen Menschen vermeiden. Das heißt aber nicht, dass man auf Dates verzichten muss: Viele Online-Dating-Plattformen haben mittlerweile eine Videocall-Funktion. Für viele mag das etwas ungewohnt sein, aber so kann man den anderen ohne Infektionsrisiko sehen. Vielleicht folgt ja ein Spaziergang auf Abstand? Lesen Sie dazu auch: Tinder und Co.: Dating-Apps profitieren von der Corona-Pandemie

Spielnachmittag: Trotz der Einschränkungen sollten Kinder nicht vereinsamen. Um ein Treffen zu organisieren, sollte man aber vorher mit den Eltern des Spielkameraden über die Situation sprechen. Dabei sollte man sein Gegenüber aber nicht unter Druck setzen und eher offen fragen. Zum Beispiel: „Das Wetter ist leider zu schlecht, um draußen zu spielen. Hätten Sie eine Idee, wie wir es trotzdem hinkriegen, dass sich die Kinder mal zum Spielen treffen können, ohne dass das Ansteckungsrisiko zu hoch ist? Ich hätte ein paar Ideen, aber ich weiß ja noch gar nicht, wie Sie dazu stehen.“

Offenheit: Das Leben mit dem Coronavirus wird uns noch einige Monate, wenn nicht Jahre erhalten bleiben. Es ist wichtig, dass jeder für sich selbst auslotet, wie er sich im Rahmen der geltenden Regeln verhalten möchte. Um die Zeit trotz Social Distancing miteinander durchzustehen, hilft es, offen über Sorgen und Verhaltensweisen zu kommunizieren. Um dafür Raum zu schaffen, kann man selbst den Anfang machen und erzählen, wie es einem gerade in der Corona-Pandemie geht und wie man mit der Situation umgeht. Wenn man erst einmal offen den Anfang macht, lädt man Andere ein, ihre Gedanken auch zu teilen. (bml)