Berlin. Wegen der Corona-Lage verschieben viele Krankenhäuser Operationen. Hier lesen Sie, welche Eingriffe davon betroffen sein könnten.

Die vierte Corona-Welle hat Deutschland fest im Griff. In machen Kreisen hat die Sieben-Tages-Inzidenz mittlerweile die Tausendergrenze überschritten. Mit den hohen Infektionszahlen werden immer mehr Menschen in Krankenhäuser eingeliefert - und die kommen dadurch an und zum Teil auch über ihre Grenzen.

Virologe Christian Drosten warnt vor einem "anstrengenden Winter". Für die Krankenhäuser ist bereits der Herbst anstrengend. Angesichts der hohen Belegungsrate verschieben viele Kliniken in den besonders schwer getroffenen Bundesländern Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt sogenannte elektive Operationen - also Eingriffe, die nicht dringend notwendig sind.

Corona: Kliniken in Sachsen-Anhalt verschieben orthopädische Operationen

Welche Operationen noch durchgeführt werden, ist allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich. "Wer nach einem schweren Unfall zu uns kommt, wird natürlich noch behandelt", sagt Dirk Burkhard von der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt dieser Redaktion. Trotzdem müssten schon jetzt viele Kliniken in Sachsen-Anhalt "zwischen Akutizität und Chronizität" unterscheiden.

Landesweit versuchten die Kliniken derzeit, primär Corona-Fälle zu versorgen. "Das Normalgeschäft kann man deshalb eigentlich nicht aufrecht erhalten", so Burkhard.

Deshalb würden in Sachsen-Anhalt viele Operationen verschoben. "Das betrifft den gesamten orthopädischen Bereich und Fachbereiche wie die Unfallchirurgie. Wenn da im Bereich Knie, Hüfte oder Schulter etwas ansteht, sage ich schon, das kann warten."

Sachsen-Anhalt: Umgeben von Corona-Hotspots

Gleiches gelte für nicht zwingend nötige Eingriffe im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und für Augen-Operationen. Patientinnen und Patienten mit einem Herzinfarkt würden aber weiter behandelt. "Die Situation ist dramatisch", erklärt Burkhard. "Aber noch können wir nicht von einer Triage sprechen. Derzeit werden Patienten umfeldnah verlegt, solange genügend Betten da sind."

Allerdings spitzt sich die Lage zu, was auch an der Situation in den angrenzenden Bundesländern Sachsen und Thüringen liegt. "Wir sind umgeben von Hotspots", so Burkhard.

Bayern: Covid-Patienten wegen Überlastung nach Südtirol ausgeflogen

Ein absoluter Hotspot in der vierten Corona-Welle ist Bayern. Die Inzidenz liegt hier am Dienstag bei über 550. "Es werden flächendeckend im gesamten Bundesland Operationen verschoben", sagt Eduard Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. "Alles, was nicht zwingend überlebensnotwendig ist, wird später durchgeführt."

Trotzdem ist die Lage in Bayern mehr als angespannt. Weil die Intensivbetten in vielen Kliniken des Freistaates belegt sind, wurden am vergangenen Donnerstag zwei Patienten nach Südtirol verlegt, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Die zwei angefragten Kliniken, eine in Bozen und eine in Meran, hätten der Aufnahme der Patienten dem Bericht zufolge sofort zugestimmt.

Mühldorf am Inn: Inzidenz über 1000, Klinik vor "nie dagewesener Herausforderung"

Im Landkreis Mühldorf am Inn ist die Situation ebenfalls dramatisch. Die Inzidenz liegt hier am Dienstag bei 1064. Über Facebook sucht das InnKlinikum Mühlbach händeringend nach Menschen mit einer medizinischen Ausbildung, um das Krankenhauspersonal zu unterstützen. Die vierte Coronawelle sei eine "nie dagewesene Herausforderung", schreibt die Klinik auf Facebook.

Ein "Großteil des elektiven Programms", sagte eine Sprecherin des InnKlinikums dieser Redaktion, also aller nicht zwingend nötigen Operationen, heruntergefahren. "Wir verschieben alle Operationen, die nicht lebensnotwendig sind". Die Klinik sei komplett überlastet. Immerhin könnten akute Krebs-Operationen "wahrscheinlich" durchgeführt werden.

Rosenheim: Nur noch lebensrettende Operationen

Ähnlich sieht die Lage im bayerischen Rosenheim aus. In der Stadt Rosenheim liegt die Inzidenz am Dienstag bei 589, im Landkreis bei 724. Und auch hier sind die Krankenhäuser schon weit über die Belastungsgrenze hinweg, sagt die Sprecherin der Rosenheimer RoMed Kliniken am Telefon. "Alles, was nicht akut lebensgefährdend ist, ist schon verschoben."

Entlastung sei in den nächsten Wochen noch nicht in Sicht. In Rosenheim und Mühldorf am Inn rechnet man mit vielen weiteren Patientinnen und Patienten, die mit Covid-19 in die Krankenhäuser eingewiesen werden müssen. "Schreiben Sie, dass die Leute sich impfen lassen sollen", sagt die Sprecherin der RoMed Kliniken in Rosenheim. "Damit die Situation nirgendwo so schlimm wird, wie zur Zeit in Südostbayern."