Berlin. Die Luca-App soll in der Corona-Pandemie die Kontaktverfolgung erleichtern. Bislang scheint sie den Behörden aber wenig Hilfe zu sein.

Sie gilt als große Freiheitsbringerin, die in der Corona-Pandemie Türen zu Restaurants, Schwimmhallen oder Clubs offenhalten soll: die Luca-App. Nachdem der Rapper Smudo sie öffentlichkeitswirksam beworben hatte, zückten viele Bundesämter ihre Geldbeutel und schafften das Programm zur Kontaktverfolgung für ihre Gesundheitsämter an: 13 Bundesländer gaben zusammen 21,3 Millionen Euro aus.

In der Theorie bietet die Luca-App einen hilfreichen Service. Wer etwa ein Restaurant betritt, kann über die App einen QR-Code scannen und sich einchecken. Wird später ein Corona-Fall im selben Restaurant bekannt, kann das zuständige Amt die Gästeliste des fraglichen Abends anfordern.

Weil an den Tischen unterschiedliche Codes ausliegen, lässt sich nachvollziehen, ob Besucher einem Infektionsrisiko ausgesetzt waren. So muss nicht gleich die gesamte Gästeliste abtelefoniert werden. In der Praxis allerdings scheint die App den Ämtern nicht immer hilfreich zu sein.

Luca-App: Ämter fragen Daten nicht ab

Wie der "Spiegel" unter Berufung auf eine eigene Umfrage unter mehr als 200 Gesundheitsämtern in Deutschland berichtet, sind viele der angefragten Behörden mit der App unzufrieden. So habe etwa die Hälfte aller 114 Ämter mit Luca-Anschluss die Daten aus dem System noch nie abgefragt.

Aus 86 der gefragten Ämtern seien nur 130 Fälle berichtet worden, in denen Luca-Daten von Restaurants oder ähnlichen Betrieben abgefragt wurden. In etwa 60 dieser Fälle hätten die Daten bei der Verfolgung von Infektionsketten geholfen, so der "Spiegel"-Bericht. Im Zeitraum der Umfrage hätten die entsprechenden Landkreise rund 130.000 Neuinfektionen gezählt. Lesen Sie auch: "Luca" – Sicherheitslücke wird zur Einladung für Hacker

Probleme mit Luca-App: Mangelhafter Techsupport

Auch berichteten einige Behörden dem "Spiegel" offenbar von technischen Problemen und mangelnden Tech-Support. Immerhin: Bei einem größeren Teil der Ämter hingegen laufe der Betrieb der App einwandfrei, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Die Daten würden einerseits zum Teil wegen des geringen Infektionsgeschehens in einigen Landkreisen nicht genutzt, andererseits seien sie auch "immer wieder unbrauchbar". Der Nutzen stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand, klagte etwa ein Amt.

Luca-App-Entwickler: Betriebe machen es sich leicht

Nicht alle Probleme mit der Luca-App scheinen aber dem Entwickler Nexenio anlastbar. So würden manche Diskotheken oder Restaurants nur einen einzigen QR-Anmeldungscode am Eingang aushängen, heißt es im "Spiegel"-Bericht.

Melden sich über diesen dann mehrere Hundert Menschen an, lässt sich am Ende nicht nachvollziehen, wer wie nah an einem oder einer Infizierten war – was die Nachverfolgung möglicher Infektionsketten wiederum erschwert. Das könnte Sie interessieren: Sicherheits-Check – Wie gut sind CovPass, Warn-App und Luca?

Nexenio: App-Entwickler reagiert auf Kritik

Nexenio reagierte laut "Spiegel" auf einige der angesprochenen Themen. Der Tech-Support sei inzwischen gut besetzt. Zudem werde derzeit eine neue Funktion in die App programmiert, die es Diskos etwa ermöglicht, Raumgröße und Durchlüftungsart anzugeben, was den Ämtern bei der Risikoermittlung helfen soll. Zudem sollen die Ämter Besuchern künftig im Infektionsfall über die App einen Warnhinweis zukommen lassen können.

Anders als bei der Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts werde dabei allerdings lediglich der Ort einer Infektion bestimmend sein. Abstand zwischen infizierter Person und Besuchenden oder Dauer des Kontakts werde nicht gemessen. Bei Großveranstaltungen mit mehreren Zehntausend Besuchern müssten die Ämter in so einem Fall alle eingebuchten Personen abarbeiten. Ob das den Behörden möglich ist, scheint fraglich. (pcl)