Berlin. Mecklenburg-Vorpommern nutzt die Luca-App bereits. Andere Bundesländer sind kurz davor. So funktioniert die App zur Kontaktverfolgung.

  • Der Lockdown ist bis zum 18. April verlängert
  • Einige Bundesländer wollen nach Ostern dennoch vorsichtige Öffnungsmodelle testen
  • Mit dabei ist die Luca-App
  • Lesen Sie hier, wo das Programm getestet werden soll, wie es funktioniert – und wo es bereits im Einsatz ist

Momentan sieht es nicht danach aus, als ob der Lockdown in Deutschland demnächst zu Ende geht. Bis zum 18. April mindestens sollen die strengen Maßnahmen dabei helfen, die Sieben-Tage-Inzidenz in beherrschbares Fahrwasser zu lenken. Zwar ist die Osterruhe gestrichen worden, vorsichtige Öffnungsschritte sollen per Notbremse dennoch zurück genommen werden, bis sich der Inzidenzwert wieder stabil unter 100 einpendelt. Lesen Sie dazu: Ostern 2021 in der Corona-Pandemie: Das sind die Regeln

Das weitgehende Stilllegen des öffentlichen Lebens ist dabei längst nicht mehr die einzige Zange, mit der die Politik das Virus packen kann. Eine möglichst lückenlose Kontaktverfolgung würde es vielen Bereichen ermöglichen, Geschäfte, Schwimmhallen oder Kneipen zu öffnen und – in Verbindung mit Schnelltests oder einer Impfung – einen weitgehend sicheren Besuch zu gewährleisten. Kommt es doch zu einem Ausbruch, können die Behörden schnell dafür sorgen, dass die Infektionsketten unterbrochen werden. Bund und Länder wollen dazu in Gesundheitsämtern etwa flächendeckend die Software Sormas einführen, um die Nachverfolgung zu verbessern.

Luca-App: Hier kommt sie bald zum Einsatz

Der wahre Stern am Corona-Himmel aber heißt Luca. Seit Dezember gibt es die App, die einige Instrumente vereinfacht zusammenfassen, die Gesundheitsämter entlasten und dabei auch noch Datenschutz garantieren soll.

Immer mehr Bundesländer haben inzwischen angekündigt, dass Luca eine prominente Rolle in ihren Öffnungsversuchen spielen wird. Niedersachsen zum Beispiel will seine geplanten Modellprojekte zur Öffnung von Handel, Kultur und Außengastronomie gekoppelt an Schnelltests unter Nutzung der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung starten. Das könnte Sie interessieren: Lockdown verlängert und verschärft: Bleiben Friseure offen?

Gemeinsam mit Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und dem Saarland verhandelt das Land über die Anwendung der App. Startschuss soll der 6. April sein, dann wird über drei Wochen ausprobiert, was die Konzepte taugen. Allerdings wird nicht ganz Niedersachen aufgemacht, lediglich in ausgewählten Kommunen soll getestet werden. Das Interesse an der Teilnahme ist groß, heißt es aus der Staatskanzlei in Hannover.

Auch in Thüringen wird die App demnächst getestet. In Weimar sollen zwischen dem 29. und 31. März Geschäfte und Museen öffnen dürfen. Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) führte neben "vergleichsweise geringen Sieben-Tage-Inzidenz" auch die demnächst zur Verfügung stehende Luca-App ins Feld, als er sein Öffnungskonzept ankündigte. Lesen Sie dazu: Corona – Ist Osterurlaub im eigenen Bundesland möglich?

Wie funktioniert die Luca-App?

Für den privaten Anwender gestaltet sich die Nutzung simpel. Einmal aus App- oder Play-Store heruntergeladen, muss man sich mit Namen und Adresse anmelden. Die Telefonnummer wird per SMS-Code verifiziert. Der Prozess dauert keine Minute. Dann kann der Nutzer sich einen QR-Code erstellen, diesen bei einem öffentlichen oder auch privaten Treffen vorzeigen und sich dadurch einchecken. Die App erstellt dann eine Teilnehmerliste mit den anonymisierten QR-Codes. Lesen Sie auch: Corona-Warn-App: QR-Codes für Tests machen weiter Probleme

Der Gastgeber oder Veranstalter kann aber auch selbst QR-Codes, beispielsweise für einzelne Tische im Restaurant erstellen. Die kann der Besucher dann per Luca-App scannen und ist ebenfalls auf die Teilnehmerliste eingecheckt. Am Ende checkt man sich dann manuell aus oder erlaubt der Luca-App über eine Standortbestimmung automatisch zu registrieren, wenn der Ort der Veranstaltung verlassen wurde.

Die App kann dadurch die Besuchszeit des Nutzers mit der von anderen Gästen abgleichen. Wird später bei einem der Gäste eine Corona-Infektion festgestellt, fragt das Gesundheitsamt beim Gastgeber die Daten an und informiert alle in Frage kommenden Gäste wiederum über die App.

Die Luca-App im Google Playstore. Privatanwendende bezahlen für die Nutzung des Programms nichts.
Die Luca-App im Google Playstore. Privatanwendende bezahlen für die Nutzung des Programms nichts. © dpa | Christoph Dernbach

Die App ist damit einerseits präziser als die bisherigen Zettel auf Restauranttischen, wo Gäste sich oft auch als Mickey Maus oder Donald Trump eingetragen haben. Sie ist aber auch diskreter, weil keine Listen mit echten Adressen herumliegen.

Wer kann die Daten einsehen?

Laut den Machern hinter der App werden die Daten dezentral auf "ISO-27001 zertifizierten Servern in Deutschland" verschlüsselt, wie es auf der Website hießt. Damit würden die Betreiber eine wichtige gesetzliche Vorgabe der Datenschutz-Grundverordnung erfüllen. Zudem würde sich der Datensatz, bestehend aus Daten des Gastes, des Gastgebers und des Gesundheitsamts, nur bei letzterem zusammensetzen. Und das auch nur, wenn das Gesundheitsamt die Daten offiziell anfragt. Weder Gastgeber, Gast, Dritte noch die App-Betreiber selbst hätten Zugriff darauf.

Auch könne nur das Gesundheitsamt den QR-Code zur Kontaktverfolgung auslesen. Löscht der Nutzer seinen Luca-Account, kann das Gesundheitsamt laut Angaben der Betreiber dennoch die Daten einsehen, den Nutzer dann aber nicht mehr im Infektionsfall über die App informieren. Auch interessant: Darum zeigt die Corona-Warn-App weniger Risikokontakte

Bisher sind keine Bedenken an der Sicherheit von Luca aufgetaucht. Die Datenschutzbeauftragten in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben sich die App angesehen und keine Probleme gefunden.

Für welche Geräte gibt es die Luca-App?

Die App ist sowohl für iOS- als auch Android-Smartphones verfügbar. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, sich einen Schlüsselanhänger mit einem QR-Code zu bestellen. Wer möchte, kann sich auch einen temporären QR-Code über die Website der Betreiber, ebenfalls ohne App, erstellen.

luca-App: Vereinfacht Kontaktverfolgung

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    Was kostet die Luca-App?

    Für Betreiber und Nutzer ist die Luca-App kostenlos. Nur für Gesundheitsämter entstehen bei der Nutzung Kosten.

    Wo ist die Luca-App schon im Einsatz?

    Die friesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr, außerdem Husum, der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt und Jena in Thüringen nutzen die Luca-App bereits. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Gesundheitsämter seit dem 12. März an die App angeschlossen. 440.000 Euro hat das Land in die Hand genommen, um die Zettelwirtschaft zu beenden, wie Ministerpräsidentin Schwesig sich ausdrückte. Ihr Bundesland war das erste, in der die App flächendeckend genutzt werden kann.

    Vizekanzler Olaf Scholz könnte also recht behalten mit seiner bei "Markus Lanz" geäußerten Vermutung, dass die Länder sich "16 zu null" für die App entscheiden werden. Die ganze Folge "Lanz" zum nachlesen gibt es hier: "Markus Lanz": Wer hat die Corona-Politik "verbockt"?

    Die verschlüsselten Daten im LucaSystem können offiziell nur durch zuständige Gesundheitsämter entschlüsselt werden. Die App kann also nur an Orten genutzt werden, an denen die zuständigen Gesundheitsämter mitmachen. Auf der Website kann man mit der Postleitzahl überprüfen, ob die App schon im eigenen Gebiet verfügbar ist.

    Ersetzt Luca jetzt die Corona-Warn-App?

    Die Luca-App soll laut den Betreibern die offizielle Corona-Warn-App des Bundes nicht ersetzen, sondern ein zusätzliches Werkzeug sein. Auf der Website heißt es: "Luca ist eine Lösung, die ein schnelle, datenschutzkonforme Kontaktdatenverwaltung und Kontaktnachverfolgung für private Treffen und öffentliche Veranstaltungen, für Geschäfte und Gastronomie ermöglicht und dabei die Gesundheitsämter einbindet und deren Arbeit erheblich vereinfacht. Somit sind wir ein guter Zusatz zur Corona-App."

    Wer hat die Luca-App erfunden?

    Entwickelt wurde die App bereits im Dezember 2020 von den Rappern der Fantastischen Vier gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden und den drei Berliner Entwicklern Philipp Berger, Marcus Trojan und Patrick Hennig vom Jung-Unternehmen Nexenio.

    Smudo von den Fantastischen Vier ist einer der Entwickler der “luca“-App, die bereits in mehreren Gesundheitsämtern die Kontaktnachverfolgung vereinfacht.
    Smudo von den Fantastischen Vier ist einer der Entwickler der “luca“-App, die bereits in mehreren Gesundheitsämtern die Kontaktnachverfolgung vereinfacht.

    Das Start-Up hat nahmhafte Partner wie SAP oder die Bundesdruckerei. Rapper Smudo von den fantastischen Vier machte jüngst mit einem bemerkenswerten Auftritt in der Sendung "Anne Will" noch einmal Werbung für die Luca-App. Der 52-jährige brachte Kanzleramtschef Helge Braun nämlich ordentlich in Bedrängnis. Braun antwortete auf die Frage, warum die Luca-Funktionen nicht längst in die Corona-Warn-App integriert seien: "Warum muss denn immer alles der Staat anbieten?" (jas/bef/pcl mit dpa)