Brüssel. Paxlovid gilt kann nun in EU-Ländern zu Anwendung kommen. Auch Deutschland hat das Medikament vorbestellt. Aber wer bekommt es zuerst?

Neue Hoffnung für den Kampf gegen Corona auch in Deutschland: Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat grünes Licht für das Medikament Paxlovid des US-Pharmakonzerns Pfizer gegeben.

Mit dem Mittel sind große Erwartungen verbunden: Das Medikament gilt unter Experten als das „bestwirksamste Medikament“ zur Behandlung von Covid im Frühstadium. Es soll schwere Erkrankungen verhindern, mit ihm könnten viele Krankenhausaufenthalte und Todesfälle vermieden werden.

Das Bundesgesundheitsministerium hat bereits Ende Dezember eine Million Packungen des Medikaments bestellt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält das Medikament für „extrem vielversprechend“. Mit einer ersten Lieferung hatte das Ministerium ursprünglich in den nächsten Tagen gerechnet, ob es dabei bleibt, war aber zunächst unklar. Nach Angaben des CDU-Gesundheitsexperten Peter Liese hat Deutschland zwar einen Vorvertrag mit Pfizer geschlossen, einen finalen Vertrag und Lieferzusagen gebe es aber noch nicht. Es gebe offenbar „Probleme mit der Verfügbarkeit des Medikaments.“

Covid-Pille: So hilft Paxlovid gegen Corona-Erkrankung

Mit Paxlovid können positiv getestete Corona-Patienten mit noch milden bis mittleren Symptomen behandelt werden. Die EMA empfiehlt es laut Beschluss für „Erwachsene, die keine Sauerverstoffversorgung benötigen, aber ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben“. Das Mittel wirkt auch gegen die neue Omikron-Variante. Es muss allerdings innerhalb der ersten fünf Tagen nach Auftreten erster Symptome eingenommen werden – über fünf Tage zwei Mal täglich.

Bei früher Einnahme reduziert Paxlovid laut Studiendaten das Risiko, schwer zu erkranken oder sogar zu sterben, um bis zu 89 Prozent. Der Paxlovid-Wirkstoff Nimatrelvir stoppt ein Protein und verhindert, dass sich die Corona-Viren vermehren.

Das Medikament ist aber mit Nebenwirkungen verbunden, etwa Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. Für Patienten mit schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen ist es nach EMA-Einschätzung nicht geeignet, gleiches gilt für Schwangere. Auch wegen der vergleichsweise hohen Kosten von etwa 600 bis 700 Euro pro Behandlung betonen Experten, das Medikament sei kein Ersatz für eine Impfung der breiten Bevölkerung.

Lauterbach: Ungeimpfte Risikopatienten als Zielgruppe für Covid-Medikament

Am ehesten dürfte die Therapie für Menschen mit erhöhtem Risiko in Frage kommen – vor allem Patienten, die selbst keine Antikörper bilden können.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat deshalb schon erklärt, Paxlovid eigne sich vor allem für die Behandlung von ungeimpften Risikopatienten. Die Entscheidung trifft aber der behandelnde Arzt im Einzelfall: Paxlovid wird auf Rezept in Apotheken erhältlich sein.

Paxlovid: Auch Deutschland hat Medikament bereits bestellt

Die US-Regierung hat bereits Paxlovid für die Behandlung von 20 Millionen Patienten geordert. Das Medikament hatte in den USA kurz vor Weihnachten eine Notfallzulassung erhalten. Das Mittel gilt auch deshalb als Hoffnungsträger, weil es einfach als Pille eingenommen wird; für bereits verbreitete Covid-19-Medikamente wie Remdesivir sind Infusionstherapien vor allem im Krankenhaus notwendig.

Neben Paxlovid steht seit wenigen Wochen auch das Medikament Molnupiravir in Deutschland zur Verfügung. Es ist von der EU noch nicht zugelassen, die Bundesregierung hat aber die Verwendung erlaubt und von diesem Medikament 80.000 Dosen beschafft – ebenfalls zur Behandlung von Corona-Risikopatienten.