Berlin. Das Corona-Vakzin Novavax ist weder ein mRNA- noch ein Vektor-Impfstoff. Es soll hochwirksam sein. Was die Impfung so besonders macht.

  • Weiterhin wird an der Entwicklung neuer Corona-Impfstoffe gearbeitet
  • Ein Wirkstoff auf Proteinbasis ist das Produkt von Novavax
  • Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Zulassung: Das sind die wichtigsten Fakten

Fünf Corona-Impfstoffe sind bisher in Europa zugelassen: Das neueste Vakzin stammt vom Pharmaunternehmen Novavax. Es funktioniert anders als die bisherigen Impfstoffe. Mit dem Proteinimpfstoff ist auch die Hoffnung verbunden, dass sich mehr Menschen als bisher impfen lassen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie wirksam ist der Impfstoff von Novavax?

Die EMA begutachtete zwei klinische Studien mit insgesamt 45 000 Probanden, von denen ein Teil den Impfstoff, ein Teil ein Placebo erhielt. Zusammengenommen ergab sich laut Behörde eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent bezogen auf symptomatische Infektionen.

Das bedeutet: Unter Probanden der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als in der Kontrollgruppe. Es wurden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht. In den Studien zeigten sich laut EMA meist milde bis moderate Impfreaktionen wie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen, die nach einigen Tagen nachließen.

Neue Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass Novavax weniger gut vor der Omikron-Variante schützt als die bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffe. Endgültig ist das aber noch nicht belegt.

Um was für einen Impfstoff handelt es sich bei Novavax?

Das Vakzin von Novavax ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff – wie die Präparate von Biontech und Moderna – noch ein Vektor-Impfstoff wie der von Astrazeneca. Beim Vakzin von Novavax handelt es sich um einen proteinbasierten Impfstoff und nicht wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird um einen Totimpfstoff. Das Verfahren des Impfstoffs wird bereits seit langem bei Impfungen gegen Hepatitis B oder Keuchhusten verwendet.

Wie funktioniert das Corona-Vakzin?

Während andere Corona-Impfstoffe lediglich den Bauplan für das Spike-Protein in Form von DNA oder mRNA enthalten, wird mit dem Impfstoff von Novavax das Spike-Protein direkt injiziert. Das stachelige Spike-Protein, welches das Coronavirus umhüllt, ist für das Andocken von SARS-CoV-2 an die Zellen des menschlichen Körpers verantwortlich.

Zuvor wird es künstlich im Labor erstellt und massenhaft in Insektenzellen reproduziert. Im Labor wird dabei sichergestellt, dass kein genetisches Material des Virus in den Impfstoff gelangt und das Präparat somit ungefährlich bleibt.

Bis Ende September will Novavax für seinen Corona-Impfstoff in Europa eine Zulassung beantragen.
Bis Ende September will Novavax für seinen Corona-Impfstoff in Europa eine Zulassung beantragen. © Alastair Grant/AP/dpa

Zusätzlich wird dem Impfstoff eine Substanz beigemischt, auch Adjuvans genannt, welche die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff verstärkt. Nach der Injektion bildet das menschliche Immunsystem Antikörper gegen das Spike-Protein und kann dadurch eine Covid-19-Erkrankung abwehren.

Das Verfahren mit den proteinbasierten Impfstoffen ist altbewährt. Ein bekanntes proteinbasiertes Vakzin ist zum Beispiel das gegen Influenza.

Braucht man eine oder zwei Dosen von Novavax?

Wie das Unternehmen mitteilt, müssen zwei Impfungen im Abstand von mindestens drei Wochen injiziert werden, um vollständigen Impfschutz zu erreichen.

Novavax: Was ist mit dem Impfschutz bei Mutationen?

Das Vakzin soll sehr gut vor der Alpha-Variante (B.1.1.7) schützen. Diese tritt in Deutschland aber kaum noch auf. Studienteilnehmer hätten sich aber auch mit anderen verbreiteten Varianten infiziert, etwa mit der Gamma- oder der Delta-Mutante, sagte Novavax-Forschungschef Gregory Glenn.

Der Impfstoff schützte Studienteilnehmer, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf hatten, demnach zu 91 Prozent und zeigte eine Wirksamkeit von 100 Prozent bei der Vorbeugung mittelschwerer und schwerer Covid-19-Fälle. Auch die neue Studie bezog sich hauptsächlich auf die Alpha-Variante, bescheinigte dem Novavax-Impfstoff aber ebenfalls eine erhebliche Wirksamkeit gegen andere Virusstämme.

Mit Blick auf die Omikron-Variante liegen bisher nur eingeschränkt Studienergebnisse vor. Diese deuten aber darauf hin, dass Novavax weniger gut vor dem mutierten Virus schützt als die bisher zugelassenen mRNA-Impfstoffe.

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Welche Nebenwirkungen sind nach einer Impfung mit Novavax möglich?

Generell sei die Impfung gut vertragen worden, hieß es vom Pharma-Unternehmen. Teilnehmer berichteten demnach über zeitweilige Schmerzen an der Einstichstelle sowie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen. Bisher habe es aber keine Fälle von Blutgerinnseln oder Herzproblemen gegeben.

Diese Ergebnisse bestätigte eine neuere Studie. Bei älteren Teilnehmern traten seltener und mildere Impfreaktionen auf. Nach der zweiten Dosis berichteten die Probanden häufiger über Reaktionen als nach der ersten. Schwere Nebenwirkungen gab es nur in 0,5 Prozent der Fälle.

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Warum spielt Novavax vor allem für arme Länder eine so wichtige Rolle?

Der Impfstoff von Novavax kann bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden und ist somit leicht zu transportieren. „Viele unserer ersten Dosen werden in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen gehen, und das war von Anfang an das Ziel“, erklärte Novavax-Chef Stanley Erck.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.