Wien. Die Corona-Inzidenz stagniert in Österreich, doch es lauert die neue Omikron-Variante BA.5. Trotzdem laufen die meisten Maßnahmen aus.

Bei einer Zugreise aus dem Umland von Wien in die Hauptstadt Österreichs empfiehlt es sich dieser Tage, den Durchsagen zu lauschen. Denn während in der Alpenrepublik mit dem 1. Januar praktisch alle Corona-Maßnahmen gefallen sind, bleibt Wien das unbeugsame gallische Dorf der Vorsicht. Denn nur hier gilt sie noch: die Maskenpflicht. Zumindest im öffentlichen Verkehr. An der Stadtgrenze heißt es im Zug also: Rauf mit dem Mund-Nasen-Schutz, sonst gibt’s einen Rüffel.

Österreich, in dieser Pandemie eher reich an Corona-Maßnahmen, probiert es jetzt also einmal ohne. Einzig in Krankenhäusern, Arztpraxen sowie Alten- und Pflegeheimen und eben im öffentlichen Verkehr in Wien muss weiterhin eine FFP2-Maske getragen werden. Und auch die Impfpflicht, jenes so mühsam durchs Parlament geboxte, umstrittene und letztlich nie angewandte Gesetzeswerk, das in ganz Österreich Massenproteste beschert hat, bleibt ausgesetzt. Der Grüne Pass muss auch nur noch im Gesundheitsbereich vorgezeigt werden.

Ist Corona damit vorbei? Dass lässt sich an den Zahlen jedenfalls nicht so recht ablesen. Die Inzidenz liegt landesweit stagnierend bei 173, in manchen Regionen gab es zuletzt sogar auch wieder leichtes Wachstum.

BA.5: Virologen warnen vor neuer Variante

Und Virologen warnen angesichts der neuen BA.5-Variante bereits vor zu viel Leichtsinn. Der Omikron-Variante wird großes Verbreitungspotenzial zugeschrieben. Doch wie weit BA.5 sich bereits verbreitet hat, ist unklar, so Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Denn parallel zu den Lockerungen werden auch die Tests zurückgefahren.

Testen an jeder Ecke: Das war in der Pandemie ein Markenzeichenin Österreich. Doch auch damit ist jetzt Schluss.
Testen an jeder Ecke: Das war in der Pandemie ein Markenzeichenin Österreich. Doch auch damit ist jetzt Schluss. © picture alliance / VIE7143 | Leopold Nekula

Bisher hatte Österreich und da allen voran Wien ein äußerst dichtes und vor allem niederschwelliges Test-Netz. Gratis getestet wurde an Schulen, an Betriebsstätten, in Containern im Park, in Apotheken oder über ein App-gestütztes System auch zu Hause. Jetzt sind viele Teststellen geschlossen, an Schulen wird, wenn überhaupt, fallweise getestet. Und damit fallen Unmengen an Daten weg.

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Österreich verzichtet auch auf Tests und das Abwasser-Monitoring

Zurückgefahren wird zugleich auch das Abwasser-Monitoring. Bisher wird Abwasser in Schulnähe zwei Mal pro Woche auf die Vieren-Konzentration analysiert, was sich durchaus bewährt hat. Auch dieses Projekt läuft aus. Man setze nun auf die Auswertung von Stichproben, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Österreichs Wende in der Corona-Politik ist vor allem getragen von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Seine beiden Pandemie-Vorgänger im Amt waren über die diversen Maßnahmen gestolpert. Rauch setzte daher in der Corona-Politik auf Stille. Das hat ihm zum Teil die Kritik eingebracht, er stecke den Kopf gleich vorbeugend in den Sand. In einem Zeitungsinterview sagte er jetzt aber: „Wenn wir zehn, vierzehn Tage lang deutlich steigende Infektionszahlen haben, wird es ernst. Dann würden wir schrittweise die Maske wieder einführen.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.