Die Pandemie ist ermüdend, auch für unsere Kolumnistin Birgitta Stauber. Vor allem diese sieben Dinge nerven sie derzeit gewaltig.

Derzeit habe ich böse Gedanken. Und spüre eine gewisse Aggressivität. Auslöser ist ein dumpfer Schmerz in der Lendenwirbelsäule links und eine rote Corona-Warn-App. Die Ursachen liegen tiefer.

Tatsächlich bin ich an diesem Samstag aufgewacht mit einem Lied von 1979 im Kopf. Von den Boomtown Rats. Die Band musste ich erst mal googlen, war total aus meiner Erinnerung gefallen. Aber der Refrain muss sich wohl in mein Langzeitgedächtnis eingegraben haben: I don’t like mondays. Damals spiegelte es meine Null-Bock-auf-Schule-Haltung wider. Heute ist mir der Montag egal, aber die Null-Bock-Haltung fühlt sich genauso an. 7 Dinge, auf die ich derzeit überhaupt keine Lust habe, die ich aber nicht ändern kann:

1. Das Homeoffice

Stunde um Stunde starre ich täglich auf mehrere Bildschirme. Tatsächlich fehlen mir die Kolleginnen und Kollegen. Dabei habe ich mich so schön eingerichtet in meiner Homeoffice-Ecke. Eine große Tischplatte mit Stahlgestell, ein alter Küchenstuhl mit Polster und Armlehnen. Dahinter ein Dachfenster, auf das es derzeit meist trübe nieselt. Rein optisch ok, bequem ist es auch. Und familienfreundlich: Das Teenie-Kind platzt gerne rein, um Weihnachtsgeschenke zu diskutieren.

Das führt zu Punkt Nr. 2: Internet-shoppen

Wie gesagt, die Warn-App ist rot, ein Bekannter, den ich getroffen habe, ist infiziert. Da bleibe ich lieber zu Hause. Das Ergebnis: Ich sitze sogar beim Einkaufen vor meinen Bildschirm.

3. Noch so ein Bildschirm-Thema: virtuelle Partys

Ich feiere in meiner Arbeitsecke mit Weihnachtsbaum auf dem Kopf und proste den Kollegen-Köpfen auf dem Bildschirm mit Feuerzangenbowle zu statt mit ihnen lässig bei einem rauschenden Firmenfest abzuhängen. Ich schalte mich mit Freunden und Familie beim Essen zusammen. Wir haben auch mal zusammen getanzt – über 500 Kilometer Entfernung! Klingt lustig, ist es aber vor allem in der Theorie.

4. Weihnachten planen

Wie soll das gehen, wenn ich nicht weiß, ob mich der Booster genügend schützt? Wenn wir alle getrennt in Quarantäne müssen? Der Studentensohn in der fernen Stadt, die Studententochter in ihrer 1-Zimmer-Wohnung und wir Eltern mit der Teenager-Tochter unter dem Baum?

5. Zu Hause kochen

Eigentlich liebe ich es, wenn ich viel Zeit habe, Familie und Freunde zu bekochen. Samstags in der Küche, dabei das Radio an, Bundesliga live, unterbrochen von den Hits – so halte ich mich auch fußballtechnisch auf dem Laufenden. Ravioli, liebevoll geknetet, ausgerollt und mit Kürbis, Spinat-Ricotta oder Salbei-Kalbfleisch gefüllt. Saibling aus dem Ofen, vorher ein Steinpilzrisotto und ein Salat mit Feigen und geröstetem Ziegenkäse. Zum Nachtisch gibt es Crème brûlée aus dem Thermomix mit karamellisierter Zuckerschicht.

Aber ich kann ja niemanden einladen mit der roten Warnapp. Immer nur die Kernfamilie ist gut, aber manchmal sind Freunde besser.

6. Besuche und Urlaube absagen

Die Vorweihnachtsfeier bei den Eltern. Der Silvesterbesuch bei den Freunden in Freiburg. Die Skiwoche in Südtirol – das wird nichts dieses Jahr, sage ich wie letztes Jahr und vertröste auf nächstes Jahr.

7. Die Lage schönreden

„Wir müssen mit dem Virus leben“, lautet das Credo dieser Zeit. Ja, müssen wir. Aber in mir wächst das Gefühl der Leere mit einer steigenden Sorge, auch noch im nächsten Winter Stunde um Stunde vor dem trüben Dachfenster zu hocken.

Ja, und jetzt? Was ist das Fazit? Keine Ahnung, echt jetzt. Ich gehe mal joggen. Dann werden wir den Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken für mehr Farbe, Kitsch und Glitzer. Ist zu früh, wissen wir, ist uns aber egal. Und dann suche ich schon mal Zugfahrkarten für Ostern raus. Da soll ja alles besser werden. Zumindest hört dann hoffentlich der Nieselregen auf.

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