Berlin. Erst BA.1, dann BA.2 – zwei Omikron-Infektionen kurz hintereinander sind möglich. Das könnte den Fortgang der Pandemie beeinflussen

  • Es gibt immer mehr Fälle von Reinfektionen mit Omikron
  • Erst infizieren sich Menschen mit BA.1 und dann mit BA.2
  • Das könnte Folgen für den Ausgang der Pandemie haben

Es sind erst etwa 50 Fälle. Und doch könnte die Erkenntnis den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie beeinflussen: Einer dänischen Studie zufolge können sich Menschen kurz hintereinander mit den beiden unterschiedlichen Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 infizieren. Betroffen waren nach Angaben des dänischen Gesundheitsinstituts SSI meist junge Ungeimpfte.

Bei den in Dänemark beschriebenen Fällen hatten sich die Personen innerhalb eines Zeitraums von 20 bis 60 Tagen erst mit BA.1, der originalen Omikron-Variante also, und dann mit deren Subtyp BA.2 angesteckt. Die meisten Betroffenen hatten den Angaben zufolge nur milde Symptome, ins Krankenhaus habe keiner von ihnen gemusst. Die Reinfektion sei zudem sehr selten gewesen, so die Wissenschaftler. Untersucht worden waren 1739 von 1,8 Millionen Infektionen im Zeitraum 21. November 2021 und 11. Februar 2022.

BA.2 ist ansteckender als das Omikron-Original

In Dänemark macht der Omikron-Subtyp BA.2 bereits den mit Abstand größten Anteil an Corona-Neuinfektionen aus. Nach Behördenangaben liegt dieser bei fast 90 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt aktuell (27. Februar) etwa 3000.

BA.2 hat bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge einen sogenannten Fitnessvorteil, ist also aufgrund ihrer Mutationen im Spike-Protein noch einmal ansteckender als BA.1. Der Subtyp habe schon „ein paar PS mehr“, beschrieb es der Berliner Virologe Christian Drosten. Forscher aus Japan kamen zu dem Schluss, das BA.2 etwa 1,4-mal infektiöser sein könnte.

Noch ungeklärt ist die Frage, ob der Fitnessvorteil von BA.2 sowie mögliche Infektion mit beiden Varianten innerhalb von kurzer Zeit, zu einer neuen Situation der Corona-Lage in Deutschland führen könnte. Dem Bericht eines Forscherteams um Prof. Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin (TU) zufolge dürfte allein der zu erwartende weitere Vormarsch von BA.2 dazu führen, dass die Infektionszahlen in Deutschland wieder steigen. Bisher beträgt ihr Anteil an den Neuinfektionen laut Robert Koch-Institut 24 Prozent, Tendenz steigend.

Niedrige Kreuzimmunität könnte Lage verschärfen

Käme nun zur besseren Verbreitung von BA.2 hinzu, dass eine Infektion mit BA.1 kaum oder nur sehr kurz gegen eine Ansteckung mit BA.2 schützt, die sogenannte Kreuzimmunität also wenig ausgeprägt ist, dürfte sich die Lage angesichts der ab dem 20. März wegfallenden Corona-Schutzmaßnahmen weiter verschärfen, so die Wissenschaftler. Im ungünstigsten Fall, also bei niedriger Kreuzimmunität und einem starken Anstieg der Aktivitäten der Bevölkerung nach dem 20. März, könnte eine neue Corona-Welle das Inzidenzniveau von Mitte Februar um das bis zu 2,5-Fache übersteigen, so die TU Berlin. Damals hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 1600 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gelegen.

In der Folge könnte auch der Druck auf das Gesundheitssystem wieder zunehmen. Denn je höher die Infektionszahlen, desto höher die Gefahr, dass sich ungeimpfte oder ältere Menschen mit dem Omikron-Subtyp infizieren. Und für die, so die bisherigen Erkenntnisse, sind BA.1 und BA.2. zwar deutlich harmloser als etwa die Delta-Variante von Sars-CoV-2, aber nicht komplett ungefährlich. Laut einer Studie aus Kanada müssen etwa 0,6 Prozent der Erkrankten im Krankenhaus behandelt werden.