Kopenhagen. Königin Margrethe scheint ihre Schwiegertochter Mary ihrem Sohn Fredrik vorzuziehen. Ein Riesenskandal, finden konservative Royalisten.

Dass Mann und Frau gleichgestellt sind, ist bei Königspaaren und zukünftigen Königspaaren bei weitem keine Praxis. In Schweden dackelt der angeheiratete Prinz Daniel brav und schweigsam Königstochter Victoria hinterher. Auch in Norwegen stand Königin Sonja stets hinter Ehemann und Königssohn Harald dem Fünften.

Zum großen Ärger konservativer Royalisten verhält es sich in Dänemark derzeit andersherum. Ausgerechnet die aus Australien kommende und nur angeheirate Kronprinzessin „Mary übernimmt die Macht“, titelte das dänische Klatschblatt „Se & Hör“.

Etwas übertrieben mag das sein, aber in der Tat scheint Königin Margrethe II. ihre derzeit und ausgerechnet vor Weihnachten an Corona leidende Schwiegertochter immer häufiger bei der Vergabe von Macht und wichtigen Aufträgen dem eigenen Sohn Kronprinz Frederik zu bevorzugen.

Königin Margrethe ließ schon den eigenen Ehemann zappeln

Vielleicht denkt sie, dass Frauen es einfach besser machen. Ihr verstorbener Ehemann und lange nur „Prinzgemahl“ Henrik, stets der impulsive Franzose, rastete selbst vor TV-Kameras aus, erklärte es sei „unbegreiflich“, dass er nur die zweite Geige spiele. Jahrzehntelang forderte er vergeblich von der Königin zum König von Dänemark und Reichsvorsteher gemacht zu werden.

Die erst 2004 eingeheiratete Kronprinzessin Mary hat die Königin dahingegen bereits zur Reichsvorsteherin ernannt, ein ehrenvoller Titel. Er ermöglicht es der Kronprinzessin statt ihrem Ehemann dem Königinnensohn, die Königin zu vertreten.

Auch wichtige, repräsentativen Reisen fallen zunehmend der Kronprinzessin zu. Tatsächlich gilt die hochausgebildete, einstige Geschäftsfrau Mary als besonders zuverlässige und redegewandte Perfektionistin. Sie sei viel fleißiger als der etwas verwöhnte Königinnensohn, unken auch die Untertanen. Bei denen steht sie in Beliebtheitsrankings stets vor dem Gemahl.

Kronprinz Frederik will angeblich gar nicht König werden

Der recht entspannte Kronprinz Frederik dürfte nicht stören, dass seine Frau das Zepter immer häufiger in die Hand bekommt. Der Erstgeborene soll schon als Kind gequietscht haben: „Ich will nicht König werden!“, als Kindermädchen Else Pedersen ihn weinend in seinem Versteck auf dem geräumigen Dachboden des Schlosses auffand und Königin Margrethe unten im Esssaal ungeduldig auf den Sohnemann wartete.

Das sei nicht so schlimm, schlimmer sei, dass der Kronprinz noch immer diese Einstellung habe, so die Ex-Hofreporterin und Royalistin Trine Villemann. Das sei nicht tragisch, so Villemann. Tragisch sei aber, dass der Kronprinz diese Einstellung bis heute beibehalten habe, behauptet sie.

Der Historiker Jon Skipper sieht das versöhnlicher: „Frederik soll König werden, und wie sein Großvater hat er eine Phase der persönlichen Unsicherheit und des geringen Selbstwertgefühls durchgemacht. Für ihn war es wichtig, eine starke Frau zu finden, die ihn auf die richtige Weise ergänzt – und das ist ihm sicherlich gelungen. Die Dänen wissen, dass Mary den persönlichen und psychologischen Ausgleich liefert, den Frederik braucht", sagt er dem Sender TV2.

Kronprinzessin Mary setzte sich schnell am Hof durch

Auch die Tageszeitung Berlingske titelte zu einem Auftritt des Kronprinzenpaares: „Das Frederik vor Mary geht“, so will es das Protokoll, „ist reine Symbolik“. Die Kronprinzessin selbst macht auch keinen Hehl daraus: "Ich denke, wir sind sehr gleichberechtigt. Wir sind Partner. Gleichberechtigte Partner. Auch wenn es darum geht, wie wir unsere Kinder erziehen. Dass er zuerst geht, das ist etwas Symbolisches und Traditionelles", sagte sie einem Frauenmagazin.

Am Hofe setzte sie sich schnell durch, feuerte eine ihr Zugeteilte langjährige aber angeblich etwas lahme Hofmitarbeiterin und stellte stattdessen eine andere ein. Ganz die Geschäftsfrau.

Als die Australierin Mary Elizabeth Donaldson 2004 in den Titel der Kronprinzessin einheiratete, trat sie allerdings nicht in die Thronfolge ein und wird daher nie Regentin werden. Auf diese Weise sind sowohl ihr Mann als auch ihre Kinder besser dran als sie.

Aber das scheint die Kronprinzessin nicht zu stören. Es gehe ihr nicht um Titel, sondern um wirklichen Einfluss, interpretierten Hofexperten. „Mary hat auch verstanden, wie sie die Dänen für sich einnehmen kann. Sie ist bis zur Perfektion arbeitsam und gleichzeitig bodenständig und volksnah“, so der Hofexperte Hovbakke Sörensen gegenüber dem Sender TV2.

Gerade die Skandinavier lieben ihre Königshäuser, aber die müssen ebenso wie die skandinavischen Gesellschaften trotz vielen Privilegien und allem Luxus, das Kronprinzenpaar hat 40 Diener, volksnah sein oder zumindest glaubhaft so tun.