Berlin. Die Tarifverhandlungen sind gescheitert. Die Lokführergewerkschaft GDL will in den Arbeitskampf ziehen – bei der Bahn drohen Streiks.

  • Bei der Deutschen Bahn kann es zu Warnstreiks kommen
  • Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte am Dienstag Arbeitskampfmaßnahmen an
  • Einen Termin nannte die GDL noch nicht
  • Unklar ist auch, ob der Personenverkehr bestreikt wird
  • Ein Warnstreik träfe die Bahn in einem kritischen Moment

Bei der Deutschen Bahn drohen Streiks. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erklärte am Dienstag ihre Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen für gescheitert und beschloss die Einleitung von Arbeitskampfmaßnahmen. Einen Termin nannte die Gewerkschaft noch nicht. Befürchtungen, die Lokführer und Lokführerinnen könnten über die Pfingstfeiertage streiken, hatten sich nicht erfüllt.

Auch die vierte Verhandlungsrunde hatte am Montag keine Einigung gebracht. "Wir wollten verhandeln und eine Einigung erzielen, doch die DB hat sich erneut verweigert", erklärte Gewerkschaftschef Claus Weselsky am Dienstag. Er warf der Bahn vor, die Arbeitsbedingungen des Zugpersonals verschlechtern zu wollen und in anderslautenden Aussagen zu lügen.

Kommt es zum Warnstreik, wäre es der erste bei der Bahn seit Dezember 2018, als die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Die letzte Streikwelle der GDL ist schon sechs Jahre her.

Deutsche Bahn: Streiks "daneben und unnötig"

Bei der Bahn traf die Ankündigung am Dienstag auf Unverständnis. "Gerade jetzt den Bahnverkehr bestreiken zu wollen, ist daneben und völlig unnötig", sagte eine Bahn-Sprecherin. "Die GDL streikt in Zeiten, in denen Millionen nach der langen Zeit in der Pandemie auf die Rückkehr in die Normalität setzen und sich wieder aufs Reisen freuen."

Zudem streike die GDL "in Zeiten, in denen es bei der DB Jobsicherheit gibt, während viele Menschen um ihre Existenz kämpfen müssen", fügte sie hinzu. "Das versteht niemand und zeigt, dass es der GDL-Spitze um die Ausweitung ihres Bereichs geht."

Die Bahn hatte die Eskalation nach dem ergebnislosen Gespräch in Berlin schon kommen sehen. Nach dem Treffen kritisierte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Montag, die Gewerkschaft ziele auf Konfrontation um jeden Preis. Die GDL nehme bewusst Schaden für die Kundinnen und Kunden in Kauf. Der Konzern sei weiter gesprächsbereit.

Die Bahn schlug nach eigenen Angaben am Montag einen Tarifabschluss vor, der den Beschäftigten Einkommenssteigerungen wie im Öffentlichen Dienst im Bereich Flughäfen gebracht hätte. Die Gewerkschaft habe sich jedoch geweigert, über Spielräume und Lösungen zu sprechen. Sie beharre auf deutlich höheren Forderungen.

Warnstreiks bei der Deutschen Bahn: Arbeitskampf in ungünstigem Moment

Der Arbeitskampf trifft nicht nur die Kunden, sondern auch den finanziell schwer angeschlagenen Konzern in einem ungünstigen Moment. Nach der Lockerung der Corona-Regeln nimmt das Geschäft des bundeseigenen Unternehmens gerade wieder Fahrt auf.

Im Regionalverkehr fahre man das volle Angebot, im Fernverkehr nahezu 100 Prozent, sagte Seiler. "Die Buchungen ziehen wieder an, das ist schön." Umso wichtiger sei es, dass die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihren solidarischen Beitrag leiste.

Arbeitskampf bei der Bahn: Lohnsteigerung trotz Milliardenverlusten

Die Bahn macht Milliardenverluste. Im September schnürte sie deshalb ein Tarifpaket mit ihrer größten Gewerkschaft, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Ab Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Bis Ende 2023 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

In vergangenen Tarifrunden konnten sich die knapp 215.000 Bahn-Mitarbeiter über teils deutlich höhere Einkommenssteigerungen freuen. Die GDL lehnte es ab, an den Verhandlungen teilzunehmen. Eine Schlichtung im Herbst scheiterte. Nach dem Auslaufen des Tarifvertrags Ende Februar begann die neue Verhandlungsrunde. (pcl/dpa)