Berlin. Auf der YES!CON sprechen Experten, Politiker und Patienten über die Krankheit Krebs und darüber, wie wichtig die Digitalisierung ist.

„Jeder Zweite in Deutschland erkrankt an Krebs. Die Chance, eine richtige Behandlung zu bekommen, liegt gerade einmal bei 30 Prozent“, sagt Friedrich von Bohlen. Er sitzt als Geschäftsführer und Mitgründer der Biotechnologie-Firma Dievini bei der diesjährigen „YES!CON“, Deutschlands größtem Krebs-Kongress, und klärt über Missstände und Behandlungsprobleme auf. Mit von Bohlen debattieren das gesamte Wochenende viele Mediziner, Politiker und Patienten.

Diesjähriger Schwerpunkt der Veranstaltung in München, bei der die Funke Mediengruppe Partner ist, ist die Digitalisierung in der Medizin. Oder wie Krebs-Patientin Paulina Ellerbrock sagen würde: die fehlende Digitalisierung. Denn die habe sie viel Zeit gekostet.

„Ich knie auf dem Boden in meinem Wohnzimmer und kopiere Befunde, Seite für Seite“, erzählt sie, „um sie anschließend an Scan-Zentren der Bundesregierung zu schicken“. Was zunächst absurd klingt, ist noch die Realität. Das bestätigt auch Bundesgesundheitsminister und Schirmherr Karl Lauterbach, der per Livestream zugeschaltet ist.

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Lauterbach: „Müssen die elektronische Patientenakte hinbekommen“

„Ich weiß noch genau, wie während meines Studiums von der elektronischen Patientenakte gesprochen wurde. Jetzt, 16 Jahre später, brauche ich sie dringend, aber es gibt sie immer noch nicht“, sagt Paulina Ellerbrock fassungslos. „Ich bin zum zweiten Mal Krebspatientin. Mein wichtigstes Gut ist die Zeit. Und die wird mir dadurch genommen“.

„Wir sind längst nicht dort, wo wir sein müssten", gibt auch Lauterbach zu. "Wir müssen die elektronische Patientenakte hinbekommen, das ist klar. Es gibt aber Hürden, die bearbeitet werden müssen." Damit spricht er den Datenschutz an, schließlich dürften die sensiblen Daten der Patienten nicht in die falschen Hände geraten.

Lauterbach sagt aber auch, dass man nicht jeden kriminellen Missbrauch verhindern könne. Wichtig sei, dass der Datenschutz nicht über den Patienten stehen dürfe.

Daten ermöglichen Ärzten schnellere Therapiemöglichkeiten

Wie wichtig das Voranschreiten der Digitalisierung in der Medizin ist, erklärt Jochen Werner, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Essen: „Man könnte sagen: Tod durch Datenschutz. Die Medizin könnte wesentlich besser sein, wenn die Daten analysiert werden würden. Infolgedessen könnten Patienten besser behandelt werden", so Werner.

Stefan Vilsmeier, Gastgeber der Veranstaltung und Geschäftsführer von Brain Lab – die Firma produziert und vermarktet softwaregestützte Medizintechnologie – ergänzt, dass jede Behandlung auf den einzelnen Patienten angepasst werden müsse. Heute gebe es mehr Möglichkeiten, Therapien zu kombinieren. Man brauche aber Daten, um das zu optimieren und schneller handeln zu können.

Schlägt eine bestimmte Therapiekombination bei einer Frau mit Brustkrebs im Alter von 50 Jahren an, könnten andere Ärzte sich das zu Nutze machen. 80 Prozent der Patienten könnten so gezielter behandelt werden, schätzt Friedrich von Bohlen.

Guido Maria Kretschmer zeigt seinen
Guido Maria Kretschmer zeigt seinen "Yes!Award.Ring of Courage", den er von Vorjahrespreisträgerin Manuela Schwesig (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, bekommen hatte © Ursula Düren/dpa | Ursula Düren/dpa

Guido Maria Kretschmer mit dem „YES!Award“ ausgezeichnet

Die Veranstalter der YES!CON wollen neben dem Austausch das Thema Krebs allgemein sichtbar machen. „Krebs braucht Kommunikation“, heißt es. Guido Maria Kretschmer macht genau das: darüber reden. Mit seinem TV-Format „Showtime of my Life“ machen Prominente auf die Wichtigkeit von Krebsvorsorgemaßnahmen aufmerksam. Dafür wurde der Designer und DKMS-Botschafter mit dem „YES!Award – Ring of Courage“ ausgezeichnet.

Am Sonntag startet der zweite Tag des Krebs-Kongresses um 12 Uhr. Wieder gibt es viele Themen, über die Experten und Betroffene sprechen. Jeder kann sich online zuschalten und die Debatten verfolgen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.