Potsdam/Mainz. Der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort hebt. Besteht die Gefahr eines Vulkan-Ausbruchs?

  • Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 13.000 Jahre zurück
  • Eine Studie zeigt jetzt: Es gibt Beweise für aktiven Vulkanismus in der Eifelregion
  • Was bedeutet die Aktivität? Besteht Gefahr für die Region?

Vor 13.000 Jahren bricht zuletzt ein Vulkan aus, seitdem ist es ruhig in der Eifel – doch der Eifel-Vulkanismus ist noch aktiv. Deshalb hebt sich die Erde. Nur ganz wenig, um einen Millimeter pro Jahr – aber das bereits seit längerem.

Gleichzeitig bewegt sich die Erdoberfläche horizontal auseinander, als ob etwas von unten nach oben drückt. Das haben US-Wissenschaftler erstmals belegt. In einer Studie werteten sie Messdaten von Tausenden von GPS-Antennen in Westeuropa über 20 Jahre aus – und stießen so auf neue Beweise für einen noch aktiven Vulkanismus in der Eifelregion.

Eifel-Vulkan: Bodenbewegungen sind deutlicher

„Die Eifel ist die einzige Region in der Studie, in der die Bodenbewegung signifikant größer als erwartet war“, sagt Hauptautor Corné Kreemer von der University of Nevada in Reno. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aufsteigendes Gesteinsmaterial diese Bewegung des Bodens verursachen könnte.“ Wenn man alle Punkte betrachte, „dann scheint klar zu sein, dass sich unter dem Herzen von Nordwest-Europa etwas zusammenbraut“.

Erst seit 2019 bekannt: Eifel ist ein aktives vulkanisches System

Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 13.000 Jahre zurück. Er hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammele, schreiben die Wissenschaftler im „Geophysical Journal International“. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten deutsche Forscher erst Anfang 2019 belegt. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie damals im „Geophysical Journal Internetional“. Eifel und Co. - Wie viele Vulkane gibt es in Deutschland?

Der Laacher See bei Wassenach in Rheinland-Pfalz. Die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Ausbruch sehen Experten in dieser Eifel-Region, allerdings nicht in naher Zukunft.
Der Laacher See bei Wassenach in Rheinland-Pfalz. Die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Ausbruch sehen Experten in dieser Eifel-Region, allerdings nicht in naher Zukunft. © dpa | Thomas Frey

Die Ergebnisse beider Studien bedeuteten aber nicht, dass ein Vulkanausbruch aktuell bevorstehe, sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam, der an der deutschen Studie beteiligt war. Die neue US-Untersuchung sei „eine schöne Bestätigung“ dafür, „dass es in der Eifel Aktivität gibt“. Und zwar von einem anderen Blickwinkel her: „Es ist zum ersten Mal gelungen, aktuelle Hebungen in einem größeren Gebiet zu messen.“

Vulkan in der Eifel: Forscher halten kleineren Ausbruch für wahrscheinlich

Dahm erklärt: „In der Mitte drückt etwas. Es drückt nach oben und es drückt auch zur Seite weg. So wie man sich das vorstellt, wenn sich von unten etwas nach oben schiebt.“ Das passe zu den Annahmen, „dass es im oberen Mantel eine Aufwärtsbewegung gibt von Mantelgestein nach oben“. Bisher habe man aus Sedimenten an der Oberfläche geschätzt, dass der Boden sich nur um 0,3 oder 0,1 Millimeter pro Jahr hebe. „Die durch aktuelle Messungen bestimmte Rate ist größer.“

Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort hebt und auch von unten nach außen gedrückt wird. Die Gefahr eines baldigen Ausbruchs sehen Experten aber nicht.
Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort hebt und auch von unten nach außen gedrückt wird. Die Gefahr eines baldigen Ausbruchs sehen Experten aber nicht. © dpa | Thomas Frey

„An unseren Einschätzungen der vulkanischen Gefährdung ändern die Untersuchungen aber nichts“, sagt Dahm. Die Wahrscheinlichkeit sei da, dass es in der Eifel wieder einen Maar-Ausbruch oder einen kleinen Schlackenkegel geben könnte. Einen größeren Ausbruch erwarte man irgendwann in der Zukunft „am ehesten wieder in der Osteifel am Laacher See“, schätzt der Geophysiker.

Weitere Untersuchungen sollen folgen

„Wir haben Mikrobeben beobachtet, wie sie auf den Laacher See sozusagen zuwandern. Was eine ziemlich deutliche Beobachtung ist.“ Daher sei es wichtig, „das genauer zu untersuchen“. Die Herausforderung dabei sei, das Magmareservoir „wirklich zu kartieren“. Das sei die Voraussetzung, um besser beurteilen zu können, „wie groß eigentlich die vulkanische Gefährdung ist“.

Bilder wie solche wird es auch auf absehbare Zeit aus Deutschland nicht geben: Lava fließt die Hänge des Vulkans Mayon auf den Philippinen hinunter.
Bilder wie solche wird es auch auf absehbare Zeit aus Deutschland nicht geben: Lava fließt die Hänge des Vulkans Mayon auf den Philippinen hinunter. © dpa | Bullit Marquez

Die Messungen in der Eifel müssten weiter ausgebaut werden, sagt auch Thomas Dreher vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz. Der Erdbebendienst sei in diesem Jahr bereits verstärkt worden, das Mess-Set in der Eifel intensiviert. „Aber wir möchten noch empfindlicher werden“, sagt er. „Und wir sind da dran.“

Eine Gefährdung von Menschen oder Infrastruktur sehe er überhaupt nicht. „Auch in den nächsten 1000 Jahren nicht.“

(dpa/bef)