Berlin. Heimvorteil? Mit “Brividi“ streben die italienischen Musiker Mahmood und Blanco die Titelverteidigung an. Ihre Chancen stehen gut.

  • Italien ist 2022 Gastgeber des Eurovision Song Contest und schickt das Duo Mahmood und Blanco ins Rennen
  • Beide sind in ihrer Heimat bekannte Künstler und könnten auch beim ESC erfolgreich sein
  • Während ihr Lied überzeugt, bleibt der Auftritt hinter den Erwartungen zurück

Als einer der Top-Favoriten bereitet sich Italien auf den Eurovision Song Contest, kurz ESC, vor. Nicht nur, dass die Veranstaltung in Turin ein Heimspiel wird, auch der Beitrag scheint erfolgsversprechend: Buchmacher sehen durchaus Gewinnchance für den Song "Brividi" von Mahmood und Blanco.

Italien beim ESC: Mahmood bereits 2019 erfolgreich

ESC-Erfahrung hat einer der beiden italienischen Musiker bereits. 2019 nahm Mahmood bereits beim ESC teil und rangierte direkt hinter dem niederländischen Gewinner-Beitrag. Diesmal wird er von dem 19-jährigen Sänger Blanco unterstützt. Erst 2021 veröffentlichte Blanco sein erstes Album. Bekannt wurde er durch die Internet-Plattformen Soundcloud und TikTok. Und dennoch ist die Mission klar: Titelverteidigung. Denn im vergangenen Jahr holten die Glam-Rocker Måneskin den Sieg nach Italien.

Nicht nur deswegen ist der Druck groß. Italien ist das einzige Land im Wettbewerb, welches vier Mal in Folge über 300 Punkte erreichen konnte: 2017 (334 Punkte), 2018 (308 Punkte), 2019 (472 Punkte) und 2021 (524 Punkte). Als Titelverteidiger und Teil der "Big Five", zu denen neben Italien Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien gehören, ist das Duo bereits automatisch für das Finale am 14. Mai qualifiziert.

Ob sie dann überzeugen werden, muss sich zeigen. Fest steht aber bereits jetzt: Ihr Song hat Potenzial. Mit dem, was bisher über ihren geplanten Auftritt bekannt ist, überzeugen sie dagegen nicht. Allein im Vergleich zum Vorentscheid scheint das geplante Staging langweilig, die Gefühle wollen nicht wirklich beim Zuschauer ankommen. Fast scheint es, als wolle Italien einen zweiten Sieg vermeiden.

Italiens ESC-Beitrag 2022: "Brividi" hochplatziert in den Charts

Erfolg haben Mahmood und Blanco dennoch: Schon vor Beginn des Sanremo-Festivals, bei dem der italienische Vorentscheid ausgetragen wird, galten die beiden als Favoriten. Bereits zwei Tage nach dem Sieg beim Festival stand "Brividi" auf Platz eins der italienischen Charts und belegte unter den "Global Top 50" von Spotify den fünften Rang.

Blanco und Mahmood auf dem Sanremo-Festival 2022.
Blanco und Mahmood auf dem Sanremo-Festival 2022. © imago images/ZUMA Wire

Mit Liedzeilen wie "Ich möchte für dich einen Himmel voller Perlen stehlen" oder "Ich möchte mit dir auf einem Diamantfahrrad fliegen", die man so im Deutschen wohl nie singen könnte (es sei denn, man heißt Helene Fischer), geht die Ballade ans Herz und kommt bei weitem nicht so cool daher, wie man es erwarten würde. Stattdessen: Emotionen, Emotionen, Emotionen. Nicht zu vergessen: Ein Flügel, mit Strasssteinen besetzte Fahrräder und ein dramatischer Sonnenuntergang, die die italienische Liebesbekundung im Musikvideo untermalen.

Ein Song über die Liebe zwischen zwei Männern

Mahmood sagt über den Song: "In 'Brividi' lieben zwei Jungen, die zwei verschiedenen Generationen angehören, mit der gleichen Begeisterung, Unzulänglichkeit und der Angst, Fehler zu machen (…)." Eine durchaus mutige Auswahl im katholisch geprägten Italien.

Insbesondere wenn man an 2019 zurückdenkt, als Mahmood das erste Mal das Sanremo-Festival gewann. Der arabisch klingende Name sowie orientalische Elemente in seiner Musik sorgten für Diskussionen in den sozialen Netzwerken – teilweise mit rassistischen Untertönen. Denn: Der Vater des Sängers stammt aus Ägypten, seine Mutter aus Sardinien.

Der damalige Innenminister Matteo Salvini twitterte, der Falsche habe gewonnen. Auch der ehemalige Wirtschaftsminister Luigi Di Maio (heute Außenminister) schloss sich ihm an und regte sich über die elitäre Jury auf, die dem Mailänder zum Titel verholfen habe. Beide sind bekannt für ihre restriktive Einwanderungspolitik.

Damit ist wieder einmal klar: Der ESC kann noch so sehr betonen, kein politischer Wettbewerb zu sein. Er ist es dennoch. Und 2022 definitiv.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.