Berlin. Nordmazedonien zählt zu den erfolglosesten Ländern beim Eurovision Song Contest. Kann die 22-jährige Pop-Sängerin Andrea das ändern?

Zum 66. Eurovision Song Contest (ESC) schickt Nordmazedonien ein junges Talent ins italienische Turin. Die 22-jährige Andrea Koevska, bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Andrea, gewann den nordmazedonischen Vorentscheid und setzte sich damit gegen 46 weitere Kandidatinnen und Kandidaten durch. Wiederholt sie diese Leistung auch beim Halbfinale im Mai?

Nordmazedonien blickt nicht gerade auf eine erfolgreiche ESC-Historie zurück: Seit die neue Halbfinalregelung im Jahr 2008 eingeführt wurde, schaffte es das Land nur zwei Mal ins Finale der Gesangsshow. Der Balkanstaat gehört damit zu den erfolglosesten Teilnehmern des Wettbewerbs.

Einen kurzen Ausreißer gab es für Nordmazedonien beim ESC 2019: Im Finale holte die Sängerin Tamara Todevska das bisher beste Ergebnis aller Zeiten ein und landete auf dem siebten Platz. Doch schon 2021 – 2020 fiel der Wettbewerb wegen der Corona-Pandemie aus – schied das Land erneut im Halbfinale aus.

Nun wagt der Balkanstaat eine neue Strategie: Zum ersten Mal seit 2015 ermittelten eine internationale Jury und eine Publikumsabstimmung den nordmazedonischen Act in einem nationalen Vorentscheid. Dabei gewann Andrea nicht nur die Teilnahme am ESC, sondern auch einen Geldbetrag von 2.000 Euro zur Investition in ihre Performance. Wer ist die Künstlerin?

Andrea: Das ist Nordmazedoniens Kandidatin

Andrea wurde am 14. Februar 2000 in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje geboren, zog als Kind aber mit ihrer Familie nach New York. Dort, so sagt sie in Interviews, sei sie zum ersten Mal mit R’n’B und Gospel in Berührung gekommen. Ihre eigene Karriere startete Andrea aber schließlich im Internet: Ihr heutiger Produzent Aleksandar Masevski entdeckte ihre Cover-Videos in Sozialen Medien und bot ihr eine Zusammenarbeit an.

Zusammen mit Masevski schrieb Andrea auch den ESC-Song "Circles". Die Pop-Ballade mit leichten R’n’B-Einflüssen handelt vom Ende einer Liebe: "Als ich den Song geschrieben habe, war ich in einer toxischen Beziehung", erklärte Andrea gegenüber einem nordmazedonischen Magazin.

"Wir haben uns im Kreis gedreht und es fühlte sich an, als gäbe es keinen Ausweg. Aber so geht es uns in vielen Situationen im Leben." Die Musik helfe ihr dabei, durch schwere Zeiten zu kommen, so Andrea.

Warum heißt es Nordmazedonien und nicht Mazedonien?

Nordmazedonien hatte seinen ersten ESC-Auftritt im Jahr 1998, damals aber noch unter anderem Namen, denn der Name des Landes beim ESC spiegelte immer auch politische Bewegungen wieder. Bis zum Wettbewerb 2018 in Lissabon trat der ex-jugoslawische Staat unter dem Namen "Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien" an. Als er 2019 offiziell in "Nordmazedonien" umbenannt wurde, passte man auch den Namen beim ESC an.

Der heutige Name ist das Resultat eines Konflikts mit Griechenland ab 1991. Nach der Unabhängigkeit des ex-jugoslawischen Nordmazedoniens befürchtete Griechenland Besitzansprüche gegenüber der griechischen Region Makedonien. Das nordmazedonische Parlament entschloss sich schließlich im Januar 2019 für den Namen Nordmazedonien, das griechische Parlament war damit einverstanden.

Noch im selben Jahr holte Nordmazedonien mit dem neuen Namen sein bisher bestes Ergebnis beim ESC. Vielleicht kann Andrea dieses Jahr ja daran anknüpfen – oder zumindest eine Teilnahme im Finale ersingen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de