Athen. 45 Grad im Schatten, Rauchsäulen und Warnmeldungen aufs Handy: Ein Würzburger berichtet, wie er die extreme Wetterlage in Athen erlebt.

Eigentlich wollte Ulrich Teubner aus Würzburg einen unbeschwerten Urlaub in Griechenland verbringen. Doch der 30-Jährige erlebt nun in Athen eine „nie dagewesene Krise“, wie es Griechenlands Regierung kürzlich bezeichnete. Grund dafür ist die brutale Hitzewelle, die das ganze Land seit mehreren Tagen gefangen hält und schwere Brände auslöst.

„Die Situation ist wirklich extrem und teils auch beängstigend“, sagt der Würzburger, der sich bereits seit einer Woche in Athen aufhält. Zusammen mit seiner Frau lebt er derzeit in der Wohnung seiner Schwester, die zwar in der griechischen Hauptstadt arbeitet, gerade jedoch in Deutschland ist. Am Anfang des Urlaubs seien das vor allem die hohen Temperaturen gewesen, die den 30-jährigen Lehrer beschäftigt hatten. Doch die heranrückenden Brände verdrängen nun diese Sorgen.

„Neulich hat es Asche auf unseren Balkon geregnet, so etwas habe ich noch nie erlebt“, berichtet der 30-Jährige. In den Vororten von Athen brennt es seit Tagen schon. Viele Häuser fielen den Flammen zum Opfer, ganze Dörfer mussten evakuiert werden.

Feuer in Griechenland: Riesige Rauchsäulen am Horizont

Als die Asche sich auf dem Balkon ausbreitete und riesige Rauchsäulen am Horizont zu sehen waren, packte das deutsche Ehepaar bereits seine Koffer. „Wir wollten für alles vorberietet sein und im Zweifelsfall schnell aufbrechen können“, berichtet der 30-Jährige. Am Abend beruhigte sich die Lage jedoch wieder. Angespannt blieben die beiden jedoch trotzdem.

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In den frühen Morgenstunden fachten dann starke Westwinde die Feuer um Athen wieder enorm an. Der Wind treibt auch riesige Rauchschwaden über Athen. „Die ganze Stadt versinkt unter einer Rauchglocke, die die Sicht extrem erschwert“, erzählt Teubner. Der Geruch von Rauch breitet sich in der griechischen Hauptstadt aus, dringt auch in die Wohnungen vor: „Es riecht ständig nach Lagerfeuer.“ Jeden Tag kreisen Löschflugzeuge über dem Himmel, Feuerwehrautos bahnen sich ihren Weg durch die Straßen von Athen.

Die starken Winde fachen die Waldbrände um Athen herum zusätzlich an und treiben gleichzeitig riesige Rauchwolken in die Stadt.
Die starken Winde fachen die Waldbrände um Athen herum zusätzlich an und treiben gleichzeitig riesige Rauchwolken in die Stadt. © Funke Zentralredaktion | Ulrich Teubner

Athen: Alarm im Supermarkt

Weil die Griechen in Alarmbereitschaft sind, informieren sie die Bewohner über Warnmeldungen aufs Handy. Auch Touristen, so wie Ulrich Teubner und seine Frau, bekommen diese Meldungen auf ihr Smartphone. „Wir waren gerade in einem Einkaufszentrum, als wir diesen schrillen Ton hörten. Alle Handys bekamen eine Warnmeldung von der Regierung“, berichtet der Würzburger.

Sowohl auf Griechisch als auf Englisch warnt die Regierung darin vor Brandgefahr und betont nochmal, dass Zugang zu Waldgebieten verboten ist. „Die Warnmeldungen kommen auch, wenn Ortschaften evakuiert werden müssen. Davor blieben wir aber zum Glück noch verschont“, erzählt Teubner.

Touristen in Griechenland werden genau wie die Einwohner per Smartphone über die extremen Waldbrände gewarnt.
Touristen in Griechenland werden genau wie die Einwohner per Smartphone über die extremen Waldbrände gewarnt. © Funke Zentralredaktion | Ullrich Teubner

Urlaub wegen Waldbränden nicht möglich

Der 30-Jährige war schon öfter in Athen, doch eine solche Hitze hat er noch nie erlebt: „Selbst um 23 Uhr hat es noch 32 Grad.“ Tagsüber steigen die Temperaturen auf bis zu 45 Grad. Sightseeing machen solche Temperaturen fast unmöglich. „Viele Sehenswürdigkeiten werden auch tagsüber geschlossen, um Touristen, aber auch eigene Mitarbeiter zu schützen“, berichtet der Würzburger.

Tagsüber sind die Straßen von Athen wie leer gefegt. „Einheimische und Touristen suchen Abkühlung in ihren Wohnungen oder Hotels““, erzählt Teubner. Damit es in den Innenräumen angenehm ist, lassen viele Griechen ihre Klimaanlagen auf Hochtouren laufen. Doch die Regierung befürchtet einen Kollaps des Stromsystems und ruft die Bürger auf, sparsam zu sein. Auch Teubner und seine Frau lassen die Klimaanlage höchstens zehn Minuten am Stück laufen.

Trotzdem gehören Stromausfälle derzeit zur Tagesordnung. Manchmal fällt der Strom für ein paar Minuten aus, manchmal für länger. „Neulich war der Strom fast eine Stunde weg, wir wissen aber nicht, ob es an den Bränden oder an der Hitze lag“, berichtet der 30-Jährige.

Reise ausgerechnet in Türkei geplant

So lange die Brände nicht auf Athen übergreifen, möchten Teubner und seine Frau ihren Urlaub nicht abbrechen: „Wir haben schon sehr ambivalente Gefühle. Einerseits sind wir in ständiger Alarmbereitschaft, anderseits haben wir uns so lange auf diesen Urlaub gefreut.“ Die meiste Zeit verbringen er und seine Frau im Schatten oder suchen Abkühlung am Meer. Die Menschen in Athen erlebt der Würzburger als wachsam, aber gelassen.

Ihre weitere Route muss das junge Ehepaar jedoch überdenken. In einer Woche wollten die beiden nämlich weiter in die Türkei reisen, ausgerechnet nach Antalya, wo seit Tagen schlimme Brände wüten. „Ich glaube, dort ist die Lage noch viel schlimmer und das wäre uns zu gefährlich.“