Mallacoota. Mehr als eine Milliarde Wildtiere sind in Australien verbrannt. In Mallacoota wird das Tierheim zum Lazarett für Koalas und Kängurus.

Mit Spürhunden durchforsten die Rettungskräfte die verkohlten Wälder. Sie wollen nicht nur Menschen helfen: Mehr als 1,25 Milliarden Tiere sollen bei den Buschbränden in Australien bislang umgekommen sein.

Und es werden immer mehr: Der Bundesstaat Victoria etwa hat die Helfer angewiesen, schwer verletzte oder verwaiste Jungtiere zu erschießen, um ihnen Leid zu ersparen. Das Elend bringt auch die Retter an ihre Grenzen.

Buschbrände in Australien: Im Tierheim geht es zu wie in Kriegszone

Der auf halber Strecke zwischen Sydney und Melbourne gelegene Küstenort Mallacoota gleicht seit Wochen einer irdischen Hölle. Wegen der Brände saßen dort tagelang Tausende Menschen fest. Die apokalyptischen Bilder vom orange glühenden Himmel sowie von Einwohnern und Touristen, die vor den Flammen zum Strand oder in Booten aufs Meer flüchteten, gingen um die Welt.

Im Tierheim von Mallacoota geht es zu wie in einer Kriegszone. Überall warten Kängurus, Koalas und Wombats auf ihre Behandlung, in den Regalen stapeln sich Desinfektionsmittel, Brandsalben und Verbände.

Die Wildtiere zeigen „eine Menge Tapferkeit“

„Wir hatten schwerst verletzte Tiere, die in unser Tierheim kamen“, berichtet ein Pfleger des Mallacoota Wildlife Shelter. Es seien so viele gewesen, dass die Mitarbeiter nicht wussten, welches Tier sie zuerst behandeln sollten. „Trotz der Verletzungen und des Traumas zeigen die Koalas und andere Wildtiere eine Menge Tapferkeit“, erzählt Tierärztin Leanne Wicker gerührt. „Es ist geradezu inspirierend.“

Tiere in Australien kämpfen ums Überleben

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    Die Zahl der tierischen Opfer ist unvorstellbar. Allein im Naturparadies Känguru-Insel in Südaustralien befürchtet man, dass die Hälfte der rund 50.000 auf der Insel lebenden Koalas verbrannt ist. Tiere, die in Spezialkliniken wie in Mallacoota eingeliefert werden, sind oftmals stark dehydriert.

    Mit Nährflüssigkeit werden die dehydrierten Wildtiere in den Tierheimen und -kliniken aufgepäppelt.
    Mit Nährflüssigkeit werden die dehydrierten Wildtiere in den Tierheimen und -kliniken aufgepäppelt. © AFP via Getty Images | SAEED KHAN

    Manche Koalas suchen nun Schutz bei den Menschen

    Denn schon vor den Buschbränden litt Australien unter extremer Dürre – mit der Folge, dass Eukalyptusblätter, das Hauptnahrungsmittel der Koalas, weniger Wasser enthielten als üblich. Aus diesem Grund machen derzeit viele Fotos im Internet die Runde, auf denen Koalas zu sehen sind, die nach Wasserflaschen oder Gartenschläuchen greifen.

    Fahrradfahrer retten Koala vor dem Verdursten

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      Das Leid der Tiere nimmt ein herzzerreißendes Ausmaß an. Manche der an sich extrem scheuen Koalas suchen in ihrer Verzweiflung Schutz bei den Menschen. Andere versuchen, sich auf Bäume zu retten – bis das Feuer ihre Zufluchtsstätte erreicht und sie in der Falle sitzen.

      Verbrannte Pfoten: Ein Pfleger reibt einen Koala mit Brandsalbe ein.
      Verbrannte Pfoten: Ein Pfleger reibt einen Koala mit Brandsalbe ein. © Getty Images | nathan edwards

      Regierung wirft Karotten für Kängurus aus Helikoptern

      Einige Wildtiere können sich zwar retten, indem sie sich in Höhlen unter der Erde verstecken, berichtet Michelle Lang von der Vereinigung der Zoos im Bundesstaat Victoria. Sie drohten nun aber zu verhungern, weil sie in den abgebrannten Wäldern kein Futter finden. Im Bundesstaat New South Wales werfen Helfer bereits Süßkartoffeln und Karotten aus Hubschraubern, um die Tiere mit Nahrung zu versorgen.

      Die Folgen sind nicht absehbar. „Einige Arten könnten vom Aussterben bedroht sein“, befürchtet der Umweltschützer Dermot O’Gorman von WWF Australien. Im Tierheim von Mallacoota wollen sie das nicht hinnehmen – dort kämpfen die Pfleger weiter um das Überleben jedes einzelnen Tiers.