Augsburg. Eine Gruppe Männer hat einen Feuerwehrmann angegriffen und tödlich verletzt. Ein Video könnte ein paar der Verdächtigen entlasten.

Nachdem ein 49-jähriger Feuerwehrmann in Augsburg totgeschlagen wurde, ist nun ein neues Video aufgetaucht, das die Tat zeigt. Die Dashcam eines Taxifahrers hatte den Vorfall zufällig gefilmt, die Polizei bestätigte Medienberichten zufolge, dass es sich dabei um die Tat gegen den Feuerwehrmann handelt. Zu sehen ist, wie eine Gruppe einen Mann einkreist und es zu einer kurzen Rangelei kommt, dann folgt der tödliche Schlag.

Gegen alle Mitglieder der Gruppe, sieben an der Zahl, ist anschließend Haftbefehl erlassen worden. Gegen den Hauptverdächtigen werde wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, sagte Oberstaatsanwalt Rolf Werlitz. Den übrigen sechs Verdächtigen werde Beihilfe zum Totschlag und gemeinschaftlich begangene Körperverletzung vorgeworfen.

Getöteter Feuerwehrmann in Augsburg: Verteidiger zweifeln Haftbefehle an

Nach Ansicht der Verteidiger zu Unrecht. Das kurze Gerangel, das im Video zu sehen ist, sei bislang nicht erwähnt worden, zudem weiche auch der Hergang nach Ansicht der Bilder von dem ab, was im Haftbefehl stehe, sagte Anwalt Klaus Rödl der „Augsburger Allgemeinen“.

Gegenüber „Focus Online“ sagte Rödl: „Im Haftbefehl steht, dass alle sieben den 49-Jährigen eingekreist hätten. Ein bis zwei Personen haben sich aber von der Gruppe entfernt, bevor der tödliche Schlag kam.“

Feuerwehrmann in Augsburg mit einem Schlag von der Seite getötet

weitere Videos

    Laut des Oberstaatsanwalts Matthias Nickolai von der zuständigen Ermittlungsbehörde sei mehr als nur ein Video ausgewertet worden. Ob der Verdacht gegen Beihilfe letztlich aufrechtzuerhalten sei, will Nickolai nicht beantworten. Vorerst sitzen die Augsburger Jugendlichen weiter in Haft.

    Nach einem tödlichen Angriff am Freitag trauerten am Sonntag Feuerwehrleute in Augsburg um ihren Kollegen.
    Nach einem tödlichen Angriff am Freitag trauerten am Sonntag Feuerwehrleute in Augsburg um ihren Kollegen. © dpa | Stefan Puchner

    Den Berichten der Ermittler zufolge hatten der Feuerwehrmann und seine Frau mit einem befreundeten Ehepaar am Freitagabend den Christkindlmarkt besucht und waren danach in der Innenstadt unterwegs gewesen, als sie an einer Gruppe junger Männer vorbeiliefen.

    Die Frauen waren sich unterhaltend vorausgegangen. Das spätere 49-jährige Opfer hatte sich nach der Gruppe umgedreht – aus ungeklärten Gründen. Nach Videoaufzeichnnungen könnte es einen Wortwechsel gegeben haben.

    Der Mann war zur Gruppe zurückgegangen, die ihn daraufhin umringte. „Dann gab es einen Schlag, der Mann fiel zu Boden“, sagte der Leiter der Augsburger Kriminalpolizei, Gerhard Zintl, am Montag in Augsburg. Als der 50-jährige Begleiter dem Opfer zur Hilfe kommen wollte, ging die Gruppe auf den zweiten Mann los. Er wurde dabei schwer im Gesicht verletzt. Die Handlung dauerte nur wenige Sekunden.

    Der Schlag soll von dem 17 Jahre alten Hauptverdächtigen ausgegangen sein. Die Attacke verlief laut Kriminalpolizei unvermittelt, von der Seite und mit voller Wucht.

    Reanimation des Feuerwehrmannes erfolglos

    Nach dem tödlichen Angriff war die erste Polizeistreife eine Minute nach dem Notruf am Tatort. Die Beamten hätten versucht, den 49 Jahre alten Mann zu reanimieren, „leider erfolglos“, sagte der Augsburger Polizeipräsident Michael Schwald. Alle Gesuchten seien auch gefasst worden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Augsburg. Einige der mutmaßlichen Täter sind polizeibekannt.

    Die Polizei hat zudem ihre Öffentlichkeitsarbeit zu den Ermittlungen verteidigt. „Wir mussten aber auch in den letzten drei Tagen in den sozialen Medien teilweise unerträgliche Anfeindungen entgegennehmen“, sagte Schwald. Den Behörden sei Vertuschung vorgeworfen worden. „Das ist nicht der Fall“, betonte er.

    „Ich möchte versichern, dass wir überhaupt nichts zu verheimlichen oder zu vertuschen haben.“ Er bat um Verständnis, dass nicht alle Informationen immer gleich an die Öffentlichkeit gegeben werden könnten. Alles werde den Ermittlungen untergeordnet, sagte Schwald.

    Täter durch Videoaufnahmen überführt

    Unterdessen hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den schnellen Ermittlungserfolg der Augsburger Kripo gelobt: „Der schreckliche Angriff hat viele Menschen in Augsburg und weit darüber hinaus erschüttert. Umso wichtiger war der schnelle Fahndungserfolg der Augsburger Kriminalpolizei.“

    Eine 20-köpfige Ermittlergruppe hat laut Herrmann die Aufzeichnungen der Videoüberwachung am Augsburger Königsplatz über Nacht ausgewertet. Die Aufnahmen hätten den Vorfall aus mehreren Perspektiven dokumentiert, so dass die Ermittler den Haupttäter identifizieren konnten.

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    Feuerwehrleute trauern um Kollegen

    Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) äußerte sich ebenfalls zu dem Angriff: „Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedfertiger Bürger totgeschlagen wurde, schlichtweg totgeschlagen wurde. So etwas wühlt mich auf.“

    Trauernde haben in der Augsburger Innenstadt Kerzen aufgestellt und Nachrichten nach einem tödlichen Angriff hinterlassen.
    Trauernde haben in der Augsburger Innenstadt Kerzen aufgestellt und Nachrichten nach einem tödlichen Angriff hinterlassen. © dpa | Stefan Puchner

    Am Tatort, dem zentralen Königsplatz, legten Menschen Blumen nieder, Kerzen und Grablichter brannten. Auf einer Trauernachricht am Tatort stand unter anderem: „In der Stadt des Friedens“. Die Bezeichnung geht auf den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden von 1555 zurück.

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    Etwa 100 bis 150 Feuerwehrleute trafen sich am vergangenen Sonntag, um ihres getöteten Kollegen zu gedenken. Die Mitglieder der Berufsfeuerwehr hätten sich am Tatort eingefunden, sagte ein Sprecher auf Anfrage. „Sie wollten an der Stelle von ihm Abschied nehmen, wo er getötet wurde.“

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    „Ich kannte ihn sehr gut“, sagte der Sprecher der Augsburger Berufsfeuerwehr der Deutschen Presse-Agentur. Er selbst wie auch seine Kollegen seien von der Tat emotional sehr angegriffen. Die Feuerwehr sei eine „total starke Gemeinschaft“ mit einem sehr großen Zusammenhalt. Umso mehr seien alle betroffen. (dpa/ac/yah/jb)