Die Andacht zum Wochenende für den Landkreis Sömmerda von Pfarrerin Denise Scheel, Kirchengemeinde Großbrembach

Wie starke Finger graben sich die Wurzeln in die Erde. Ein Baum gepflanzt am Wasser. Bei Wanderungen am einem Flusslauf entlang sind diese Riesen zu sehen. Die Hälfte ihres Wurzelwerkes zeigen sie offen, elegant geschwungen, auf vielfältige Weise verzweigt gleiten die Wurzeln in die Tiefe des Wasser hinab, während die andere Seite der Wurzel sich in die Erde gräbt.

Wenn ein Sturm aufzieht und sich die Wipfel der Baumkrone bewegen: Schaust du in solch einer Situation nur auf den Baumwipfel, dann glaubst du, alles bricht gleich zusammen, Äste knarzen, brechen ab, Blätter wirbeln herum und der Riese bewegt sich gigantisch in den Lüften. Schaust du aber auf den Stamm und seine Wurzeln – wenn er gut steht – dann herrscht da Ruhe, egal was von außen für Kräfte an dem Baum reißen.

In der Bibel erzählen Menschen von ihrem Glauben an Gott, der ihnen tiefe Wurzeln gibt und sie selbst in schwierigen Zeiten wie ein Baum aufrecht stehen lässt. Manche Bäume wurzeln in die Tiefe und andere bevorzugen eine breite Ausdehnung im Erdreich.

Der Baum gepflanzt am Wasser. In der Bibel heißt es in Psalm 1: „Glücklich sind die Frau, der Mann, ... die ihre Lust haben an der Weisung Gottes, diese Weisung murmeln sie Tag und Nacht. Wie Bäume werden sie sein – gepflanzt an Wasserläufen, die ihre Frucht bringen zu ihrer Zeit, und ihr Laub welkt nicht. Was immer sie anfangen, es führt zum Ziel.“

Eine Baumgeschichtevon Meike und Laura

Am Anfang der Schöpfungsgeschichte erzählt die Bibel von zwei Bäumen mitten im Paradies. Da ist der Lebensbaum als Symbol eines glücklichen und langen Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse als Symbol der Möglichkeiten und Grenzen des Lebens. Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und werden in diesem Moment zu Menschen, die sterben müssen und die gut und böse sein können.

Ich habe nach ihren Baumgeschichten gefragt und Meike und Laura – zwei Vorkonfirmandinnen – aus unseren Gemeinden haben etwas geschrieben: „In unserer kleinen Geschichte geht es um einen Baum, der in Hemleben steht. Hemleben ist ein kleines Dorf im Kyffhäuserkreis. Dort steht eine große Linde. Um ihren Stamm herum ist eine Sitzbank gebaut. An dieser Linde machen wir seit 2014 jedes Jahr, wenn Laura Geburtstag hat, ein Foto mit unseren Cousinen und unserem Cousin. Für uns eine sehr schöne Tradition, da man sehen kann, wie wir uns von Jahr zu Jahr verändern und älter werden. Dieses Jahr konnten wir Lauras Geburtstag wegen Corona leider nicht feiern und daher auch kein Foto machen. Vielleicht holen wir es in der Adventszeit nach, dann ist der Baum immer schön angestrahlt.“