Berlin. Die “Gorch Fock“ ist nach teurer, langer Sanierung auf Probefahrt gegangen. Für die Segler lief der Start nicht so ab, wie er sollte.

Nach sechs Jahren Generalüberholung und Kosten von 135 Millionen Euro ist die „Gorch Fock“ erstmals wieder aus eigener Kraft auf Fahrt gegangen. Kurz nach ihrem Start gab es jedoch bereits Probleme.

Der Großsegler der Bundeswehr legte am Mittwoch bei der Bremer Lürssen-Werft ab. Nach einer zweitägigen Probefahrt auf der Weser und der Nordsee wird die "Gorch Fock" am Donnerstag in Wilhelmshaven erwartet. Am dortigen Marinearsenal soll die Endausrüstung des Dreimasters erfolgen, bevor die Truppe ihn am 30. September offiziell wieder zurückerhält. In seinen Heimathafen Kiel soll das Schiff am 4. Oktober zurückkehren.

Kurz nach der Abfahrt musste die „Gorch Fock“ allerdings von zwei Schleppern in Schlepp genommen werden. Die Besatzung hatte ein defektes Regelventil entdeckt, das für die Frischwasserversorgung des Antriebsdieselmotors sorgt. Um das Ventil während der Probefahrt zu wechseln, wurde die Maschine vorerst gestoppt und die begleitenden Schlepper übernahmen.

„Für genau solche Vorgänge werden im Schiffbau Werftprobefahrten durchgeführt“, teilte ein Werftsprecher mit. Nach der Reparatur sollte das Schiff die Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen.

"Gorch Fock“: Teure und verwickelte Sanierung

„Wir sind unglaublich stolz darauf, dieses besondere Schiff nun auf die Zielgerade gebracht zu haben und in wenigen Wochen unserem Kunden zu übergeben“, sagte Lürssen-Geschäftsführer Tim Wagner. Auf beiden Weser-Ufern verfolgten Schaulustige die erste Fahrt des 63 Jahre alten Schiffes. „Wir freuen uns auf die erste Seefahrt im Rahmen der Werftprobefahrt und die ersten richtigen Eindrücke auf dem "neuen" Schiff“, sagte Kapitän Nils Brandt.

Februar 2021: Das Segelschulschiff Gorch Fock im Trockendock bei der Lürssen-Werft in Berne an der Weser.
Februar 2021: Das Segelschulschiff Gorch Fock im Trockendock bei der Lürssen-Werft in Berne an der Weser. © imago | Carl Groll

In der teuren und verwickelten Geschichte der Sanierung seit Dezember 2015 ist die Lürssen-Werft der zweite Hauptauftragnehmer. Sie arbeitet seit Oktober 2019 an dem Schiff, auf dem die Marine ihren Offiziersnachwuchs ausbildet. Der erste Auftragnehmer, die Elsflether Werft, hatte Insolvenz anmelden müssen. Unter ihrer Regie war es zu den enormen Kostensprüngen gekommen, von geplant 10 Millionen auf 135 Millionen Euro.

Schlechte Vorbereitung der Sanierung

Der Bundesrechnungshof warf der Marine eine schlechte Vorbereitung der Sanierung vor. Zeitweise brachte der Problemfall „Gorch Fock“ auch die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bedrängnis. Die Führung der Elsflether Werft ging außerdem undurchsichtigen Nebengeschäften nach. Geld der Marine verschwand. Damit beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Ein Ende der Ermittlungen sei noch nicht abzusehen, sagte ein Sprecher.

Der Dreimaster
Der Dreimaster "Gorch Fock" in seinem Heimathafen in Kiel. © imago | Thomas Zimmermann

Auch bei Lürssen stand die Instandsetzung „unter schwierigen Vorzeichen“, wie Geschäftsführer Wagner sagte. Bauunterlagen waren unvollständig, an den Schiffbauarbeiten bis dahin musste viel abgeändert werden. „Heute blicken wir auf ein Schiff mit neuen Masten und Rahen, einem komplett neuen Rohrsystem, neuer Isolierung und neuem Innen- und Außenanstrich“, sagte Projektleiter Sascha Eilers.

100 Kilometer Kabel wurden gezogen, Antriebsanlage und Generatoren wurden instandgesetzt, die Inneneinrichtung ist größtenteils neu.

Zuletzt hatten Umweltschützer Ende 2020 die „Luxussanierung“ der „Gorch Fock“ stoppen wollen. Das Teakholz, das beim Segelschulschiff verbaut wurde, sei beim Zoll als Sperrholz falsch deklariert worden – und damit illegal.

(dpa/msb)