Berlin. Die schwarze Sonnenbrille wird bleiben – aber sonst wird sich einiges ändern: Heino geht 2020 auf Tournee. Was der Schlagerstar plant.

Volksmusiker? Jemand aus dem Ausland würde nicht darauf kommen. Heino sitzt da mit dem ausgeruhten und selbstzufriedenen Habitus eines Rockstars im gesetzten Alter, der nur noch tut, worauf er Lust hat.

Schwarze Ray-Ban-Brille, schwarzer, eng geschnittener Anzug mit Glitzerstreifen, die Haare natürlich blond. Höchstens noch Karl Lagerfeld hatte einen derartigen ikonischen Look, mit dem der Sänger wirkt, als persifliere er Karikaturen von sich.

Der bald 81-Jährige hat zur Pressekonferenz ins Berliner Grand Hotel Esplanade geladen, weil er über seine kommende „Sensations-Tour“ sprechen will, über seine Zukunft und „weitere Neuerungen“.

Heino auf Klassik-Tournee mit Jung-Violinist

Da kommt man gern, denn dieser Mann ist für Überraschungen gut. Er erfindet sich fast so oft neu wie Madonna, mit der er außerdem teilt, dass es für ihn keinen Nachnamen braucht. Heino hat schon seinen „Enzian“-Hit im Techno-Remix veröffentlich und Songs der Brachialrocker Rammstein nachgesungen.

Man erwartet jetzt mindestens ein Duett mit Gangster-Rapper Capital Bra. Aber nein, er macht jetzt in Klassik, ach ja, das war ja auch vorher schon „durchgesickert“. Nun verrät er aber seinen Stargast: Der junge, schwungvoll frisierte Mann mit dem Popstar-Aussehen neben ihm ist der gebürtige Russe Yury Revich (28), ein Violinist.

„Ich bin glücklich, dass ich das in meinem Alter machen darf“

Ab Oktober wollen die beiden auf die „Heino goes Klassik“-Tour; am 17. Oktober treten die beiden in seiner Geburtsstadt Düsseldorf auf, am 12. November ist Wuppertal dran, am 3. Dezember kommen sie nach Berlin.

„Wenn wir beide unser Alter zusammenrechnen und durch zwei teilen, ist das doch ein guter Schnitt“, witzelt Heino und fügt hinzu: „Ich bin glücklich, dass ich das in meinem Alter nach machen darf.“ Er sagt das mit seiner festen, tiefen Stimme in dem gut gelaunten Düsseldorfer Singsang. Ihm schweben Lieder von Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und Peter Tschaikowsky vor.

„Schwarzbraun ist die Haselnuss“ als Klassik-Version

Aber natürlich erwarte man von ihm auch Hits wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ im Klassik-Arrangement: „Darauf kann und werde ich nicht verzichten.“ Als ahne er, dass sich Hochkultur-Puristen wünschen, er möge vor allem auf Schubert und Mozart verzichten, verweist er auf seine Qualifikationen.

Heino – hier auf einem Bild aus dem Jahr 1980 – startete 1964 seine Karriere. Eigentlich wollte er sie in diesem Jahr beenden.
Heino – hier auf einem Bild aus dem Jahr 1980 – startete 1964 seine Karriere. Eigentlich wollte er sie in diesem Jahr beenden. © dpa | Horst Ossinger

„Im Grunde kehre ich damit zu meinen Wurzeln zurück“, sagt er. Schon vor Jahrzehnten habe er schließlich mit Opernsängerin Anneliese Rothenberger gesungen. Klassik, Schlager, Hip-Hop, Rock: Wenn Heino von seinen 60 Jahren Karriere erzählt, dann hört es sich an, als sei sein Kerngeschäft, die Volksmusik, nur eine von vielen Episoden darin gewesen.

Heino trinkt so gut wie keinen Alkohol

Anpassungsstärke und Ausdauer kommen nicht von irgendwoher: Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die dann oft auch schon für immer von der Bühne abgetreten wären, trinke er keinen Alkohol: „Nur gestern mal ein Schlückchen Rotwein.“ Topfit sei er: „Ich strotze vor Kraft“.

Neuer Manager stellt sich vor

Die Pressekonferenz ist aber vor allem Gesellenstück für seinen neuen Manager Helmut Werner. Der Österreicher ist 35 Jahre jung und ehrgeizig. „2020 werde ich mich einzig Heino widmen“, sagt er. Mit dem bisherigen Manager Jan Mewes gab es nach 16 Jahren Zusammenarbeit Streit.

Mewes fordert jetzt 120.000 Euro Abfindung, doch Werner stellt klar: „Herr Mewes schuldet Heino 120.000 Euro von Auftritten. Einem 80-Jährigen seine verdienten Gagen nicht auszuzahlen ist eine Frechheit.“

Ex-Manager soll keine Abfindung bekommen

Wenn er eine Abfindung wolle, müsse er die einklagen, es gebe keinen entsprechenden Vertrag. Und Heino ergänzt: „Ich war schon bekannt, da war Herr Mewes noch nicht geboren.“ Niemand will diesen Worten noch etwas hinzufügen.

Was sagt Ehefrau Hannelore zu den Tourneeplänen?, will diese Redaktion dann wissen. Hatte sie sich nicht – vor Kurzem war schließlich noch von einem Bühnenabschied die Rede – auf geruhsame Tage im heimischen Bad Münstereifel eingestellt?

Hannelore kommt natürlich mit auf Tour

Da wird sein Ton wieder sanfter. „Hannelore kommt natürlich mit“, sagt er. „Sie kommt immer mit. Vielleicht singt sie auch. Sie ist unberechenbar. Wir sind 365 Tage im Jahr zusammen. Heute sind wir den ersten Tag in diesem Jahr getrennt. Morgen Abend bin ich aber wieder zum Glück bei ihr in Bad Münstereifel.“

Da will man ihn nicht aufhalten, aber Heino möchte noch eines hinzufügen: „Der Vorverkauf für die Tour hat bereits begonnen.“ Dann beugt er sich rüber zu seinem Manager und fragt: „Haben wir schon eine Karte verkauft?“

Heino-Tour 2020 – das sind die Termine:

  • 6.10.: Kulturpalast Dresden
  • 7.10.: Congress Centrum Suhl
  • 9.10.: Kultur- und Kongresszentrum Gera
  • 10.10.: Konzerthalle Bamberg
  • 11.10.: Circus Krone, München
  • 16.10.: Glocke, Bremen
  • 17.10.: Tonhalle, Düsseldorf
  • 24.10.: Gewandhaus, Leipzig
  • 29.10.: Gebläsehalle, Neunkirchen
  • 30.10.: Harmonie, Heilbronn
  • 31.10.: Capitol, Mannheim
  • 5.11.: Stadthalle, Chemnitz
  • 7.11.: Congress Union, Celle
  • 12.11.: Historische Stadthalle, Wuppertal
  • 13.11.: Jahrhunderthalle, Höchst
  • 14.11.: Meistersingerhalle, Nürnberg
  • 2.12.: Musik- und Kongresshalle, Lübeck
  • 3.12.: Tempodrom, Berlin
  • 4.12.: Kuppelsaal, Hannover
  • 5.12.: Festspielhaus, Bregenz