Berlin. Am 23. April 2005 ging es los: Das erste YouTube-Video wurde veröffentlicht. Es hebt sich stark von dem ab, was man heute dort sieht.

Vor 15 Jahren machten ein paar Elefanten im Zoo von San Diego den Anfang. „Das Coole an diesen Typen ist, dass sie diesen echt langen Rüssel haben“, sagt YouTube-Mitgründer Jawed Karim, zwei Dickhäuter im Hintergrund. Karim lud am 23. April vor 15 Jahren das erste Video auf der Online-Plattform hoch – es war banal und unspektakulär.

Ganz anders der folgende Aufstieg von YouTube, der in den Jahren nach dem Dickhäuter-Video kommen sollte. Die Website entwickelte sich rasch zum Inbegriff des kurzweiligen Internet-TVs und ist heute eine Supermacht der Unterhaltungswelt.

Nette Tierfilmchen wie den Elefanten-Clip gibt es zwar noch immer, doch die Zeiten der Unschuld sind längst vorbei. Die Übernahme durch Google, die Kommerzialisierung, die Werbemilliarden – der einstige „Broadcast Yourself“-Spielplatz für Privatvideos ist für Googles Mutterkonzern Alphabet längst nur noch ein großes Geschäft. Mit dem rasanten Wachstum der Reichweite haben jedoch auch Einfluss und Verantwortung massiv zugenommen. In der Ära von Fake News, Hetze und Filterblasen im Netz ist YouTube ein steter Stein des Anstoßes.

YouTube wird 15 Jahre alt – und kämpft heute mit Hass

Soziale Medien geraten zunehmend unter Druck, gegen die Verbreitung von Propaganda und Extremismus vorzugehen, YouTube ist hier keine Ausnahme. Alleine schon die schiere Masse an Videos - mehr als 500 Stunden an Material werden pro Minute von Nutzern hochgeladen – macht das Ausmisten zu einer Herkulesaufgabe. Doch kann sich ein Großkonzern mit einem Jahresgewinn von über 34 Milliarden Dollar mit sowas rausreden?

Fest steht: Regelwidrige Clips können sich auf der Plattform durch ständiges Wiederhochladen so rasant verbreiten, dass YouTube trotz ausgeklügelter Algorithmen mit dem Löschen kaum hinterherkommt. Kritiker bezweifeln aber, dass das Unternehmen alles in seiner Macht stehende tut. In den vergangenen Jahren kam es zu etlichen Skandalen – von Selbstmord-Aufnahmen in den „Trending“-Empfehlungen über Pädophilen-Clips und Sex-Videos im Kinderbereich bis hin zu Videos mit Holocaust-Leugnung und anderer Propaganda. Ex-Mitarbeiter beschuldigten YouTube, die Kontrolle kontroverser Inhalte dem geschäftlichen Nutzen unterzuordnen - also den Werbeerlösen.

YouTube: ein riesiges Entertainment-Archiv

Es wäre allerdings auch unfair, YouTube zum 15-jährigen Jubiläum auf Diskussionen um strittige Videos zu reduzieren. Ein großer Teil der bisherigen Geschichte ist von harmlosen viralen Phänomenen geprägt – die Plattform ist eine schier unerschöpfliche Fundgrube für Clips aller Art, in der sich von Musikvideos über Rezepte bis hin zu historischen Sportübertragen oder Beauty- und Lifestyle-Guides eigentlich alles findet. Das Portal ist eine Art riesiges Archiv, das Nutzer durch sein cleveres Empfehlungssystem bei der Stange hält.

YouTube hat die Unterhaltungsindustrie nachhaltig verändert und sogar Spuren in der Berufswelt hinterlassen – aus Hobby-Entertainern wurden „YouTuber“, die an Werbeerlösen beteiligt werden und teilweise ordentlich Geld mit ihren Videos verdienen. Einige von ihnen sind Stars, an denen sich Millionen von Fans orientieren. Die Plattform hat maßgeblich dazu beigetragen, der „Influencer“-Kultur den Weg zu ebnen. Die Kommerzialisierung geht indes weiter: Inzwischen versucht YouTube auch schon, mit selbst produzierten Inhalten und Bezahlabos im von Netflix dominierten Streaming-Markt Fuß zu fassen.

(dpa/phb)