Berlin. Können die warmen Monate das Virus verdrängen? Unterliegt es saisonalen Schwankungen? Eine Londoner Studie liefert erste Anhaltspunkte.

Von Tag zu Tag wird es in Deutschland momentan wärmer und frühlingshafter. Die Grippe – das zeigen Erfahrungswerte – verschwindet mit dem Frühlingsbeginn meist allmählich. Wie aber verhält es sich mit dem Coronavirus? Werden die Sommermonate es ihm schwer machen können? Wird es dann auch ohne Kontaktsperre verschwinden?

Noch gibt das Coronavirus Sars-CoV-2 dazu Rätsel auf. Wissenschaftler des University College London, eine der angesehensten Universitäten der Welt, haben jetzt aber eine Studie zu anderen häufigen Coronaviren veröffentlicht. Darüber berichtet der britische „Guardian“. Die Studie könnte erste Hinweise liefern.

Bei der Analyse von vor einigen Jahren entnommenen Proben fanden die Wissenschaftler im Februar hohe Raten von Coronavirusinfektionen, während sie im Sommer sehr niedrig waren. Dabei ging es um die Coronaviren HCoV-NL63, HCoV-OC43 und HCoV-229E.

Coronavirus: Saisonale Schwankungen möglich

Was aber bedeutet das für neuartige Sars-CoV-2? Rob Aldridge, Autor der Studie, ist vorsichtig. „Wir könnten im Sommer eine anhaltende, aber geringere Übertragung von Coronaviren sehen, aber das könnte sich im Winter umkehren, wenn es zu diesem Zeitpunkt noch eine große anfällige Bevölkerung gibt“, zitiert ihn der „Guardian“. „Und da es sich um ein neuartiges Virus handelt, wissen wir nicht, ob ein saisonales Muster über den Sommer anhalten wird, da die Bevölkerung sehr anfällig ist.“

Ähnlich äußert sich laut Guardian der Virologe Michael Skinner. Der Wissenschaftler vom Imperial College London geht davon aus, dass es saisonale Schwankungen im Verhalten des Virus geben wird. „Aber verglichen mit dem Effekt, den wir mit der sozialen Distanzierung haben, wird es ein sehr geringer Einfluss sein. Es mag einige marginale Effekte erzeugen, aber diese werden kein Ersatz für die Selbstisolierung sein“.

Ob der Sommer tatsächlich einen Einfluss haben wird, das werden die nächsten Monate zeigen. Sicher ist bei diesem neuen Virus bisher (fast) nichts. (jb)