Berlin. Temperaturen von bis zu 50 Grad setzen Menschen und Tieren in Indien zu. Im Westen des Landes fallen dehydrierte Vögel vom Himmel.

Seit mehr als zwei Monaten wird der indische Subkontinent von einer extremen Hitzewelle geplagt. Vor allem Indien und Pakistan leiden unter Temperaturen von bis zu 50 Grad – in den vergangenen Monaten war es so heiß wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnung.

Mehr als eine Milliarde Menschen sind von der enormen Hitze betroffen. Die hohen Temperaturen können insbesondere für ältere Menschen und Kinder schwere gesundheitliche Folgen haben. Expertinnen und Experten warnen bereits, dass die Hitzewelle tausende Todesopfer fordern könnte. Die Sterblichkeit durch Hitze im Land hat nach Angaben der indischen Regierung seit 1980 um mehr als 60 Prozent zugenommen.

Dehydrierte Vögel fallen vom Himmel

Doch nicht nur die Menschen werden durch die Hitzewelle bedroht – auch für Tiere können solche Extremwetter lebensgefährlich werden. Eine Auswirkung der Hitze lässt sich derzeit im Bundesstaat Gujarat, im Westen des Landes, beobachten: Weil viele Vögel nichts mehr zu trinken finden, fallen sie völlig dehydriert vom Himmel. Seit mehreren Wochen sammeln Helfende dort täglich Dutzende Vögel von der Straße auf.

Tierärzte einer gemeinnützigen Tierklinik in der Millionenstadt Ahmedabad berichteten, dass sie in den vergangenen Wochen tausende Tauben, Milane und andere Vögel behandelt hätten, die von Rettern gefunden wurden. In der Klinik spritzt das tierärztliche Personal den Vögeln Wasser in den Schnabel und verabreicht Vitamintabletten.

Ein Vogel wird in einer Tierklinik in Ahmedabad mit Wasser versorgt.
Ein Vogel wird in einer Tierklinik in Ahmedabad mit Wasser versorgt. © SAM PANTHAKY / AFP

Manoj Bhavsar, der mit der Tierklinik zusammenarbeitet und seit vielen Jahren Vögel rettet, sagte der Nachrichtenagentur Reuters Mitte Mai: "Dieses Jahr war bisher eines der schlimmsten."

Zusammenhang zwischen Hitzewellen und Klimawandel

Die Ursache für das extreme Wetter ist sehr wahrscheinlich der Mensch: Forschende gehen von einem Zusammenhang zwischen der Hitzewelle und dem Klimawandel aus. Zwar gab es in Indien schon immer Hitzewellen, in ihrer Intensität und Häufigkeit nehmen sie allerdings zu.

Ein Mann spritzt sich an einem extrem heißen Tag auf einem Marktplatz in Mumbai Wasser ins Gesicht.
Ein Mann spritzt sich an einem extrem heißen Tag auf einem Marktplatz in Mumbai Wasser ins Gesicht. © dpa

Mittlerweile müsse laut Wissenschaftlern des Imperial College in London alle vier Jahre mit derartigen Hitzewellen gerechnet werden. Bevor der Mensch jedoch das Klima massiv verändert hatte, sei das nur etwa alle 50 Jahre der Fall gewesen.

Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des World Weather Attibution Netzwerks führt aktuell eine Analyse des Zusammenhangs zwischen dem Klimawandel und der derzeitigen Hitzewelle in Indien und Pakistan durch. Ihre Studie soll in der kommenden Woche erscheinen. (csr)

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.