Berlin. Die Inflation ist spürbar, doch die Zeit der explodierenden Heizkosten kommt noch. Deshalb ist es wichtig, jetzt Vorsorge zu treffen.

Das Jahr 2022 ist für Deutschland schon jetzt ein teures. Inflation bei den Lebensmittelpreisen und Alltagsgütern sowie hohe Spritkosten, die auch der Tankrabatt nicht ausgleichen kann. Doch vor allem die Energiepreisentwicklung wird im kommenden Winter zur großen Belastungsprobe werden.

Vergangene Woche warnten die großen deutschen Wohnungsunternehmen vor erheblichen Kostensteigerungen für Mietende und forderten staatliche Hilfe. "Die Situation ist mehr als dramatisch, der soziale Frieden in Deutschland ist massiv gefährdet", erklärte der Branchenverband GdW.

Nebenkosten: Vierstellige Mehrbelastung erwartet

Infolge des Krieges in der Ukraine sind die Energiepreise nach Berechnungen des Verbandes bis Mai um 37 Prozent gestiegen. Für einen Ein-Personen-Haushalt bedeutet das im Vergleich zu 2021 eine Mehrbelastung von 508 Euro pro Jahr, für vier Personen 938 Euro. Die Unternehmen rechnen jedoch künftig mit höheren Steigerungen und einer deutlichen Mehrbelastung im vierstelligen Bereich.

Thema Preiserhöhung: Womit müssen Mietende rechnen?

Inse Ewen, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Bremen, rät derzeit, mit einem Anstieg der Heizkosten um 30 Prozent zu rechnen. "Das sind die Zahlen, an denen wir uns momentan noch orientieren, aber sie können stark schwanken", so Ewen.

Wer bisher 150 Euro im Monat für die Heizung bezahlt hat, müsste nach dieser Rechnung 45 Euro mehr einplanen. In einem Jahr würden die Verbraucher also 450 Euro zahlen müssen. "Für manche werden es am Ende 200 Euro sein, für andere 1000 Euro oder mehr. Doch die Vorbereitung ist wichtig."

Nebenkosten: Wovon hängt der Preisanstieg ab?

  • Dem eigenen Verhalten: "Wie stark es mich trifft, hängt auch von meinem eigenen Verhalten ab. Kann ich den Preisanstieg durch persönliches Umdenken und Energieeinsparungen abmildern?", so Ewen.
  • Weiteren regionalen Erhöhungen der Nebenkosen: Ewen gib zu bedenken, dass sich die Nebenkosten aus verschiedenen Faktoren zusammensetzen. "Allein durch die CO2-Abgabe sind die Heizkosten bereits gestiegen. Aber auch die Betriebskosten müssen einbezogen werden. In manchen Regionen sind auch die Preise für Wasser oder Müllabfuhr gestiegen."
  • Wie gut der Gasanbieter vorgesorgt hat: "Einige Anbieter haben sich vor Jahren sehr günstig mit Gas eingedeckt und können den Gaspreis niedrig halten. Das führt auch zu regionalen Unterschieden. Während die Preise in Bremen bisher nur minimal gestiegen sind, klagen andere Verbraucherzentralen bereits über immense Preissprünge.“

Wie viel Geld muss man für Nebenkosten zur Seite legen?

Energie-Expertin Inse Ewen sieht es so: "Die Frage ist, wie viel können Sie denn zur Seite legen? Ich halte es für illusorisch, dass jemand der 150 monatlich für Gas ausgibt, plötzlich 300 Euro zurücklegt“, so die Verbraucherschützerin. Das wäre zwar toll, aber: "40, 50 Euro ist für viele Menschen gut und kann mit etwas Glück schon helfen, die Preissprünge auszugleichen und bei null auszukommen."

Auch eine initiative Anpassung der Nebenkosten sei denkbar. "Vermieter können Gaspreise und Entwicklungen oft gut einschätzen und so zu fairen Anpassungen raten."

Was können Verbraucherinnen oder Verbraucher konkret tun?

  • Absprachen mit Nachbarn: "Eine Möglichkeit ist die Nachtabsenkung, die vom Vermieter zentral gesteuert wird," erklärt Ewen. Hierbei wird die allgemeine Heizungsanlage nachts abgeschaltet, die Wohnungen werden nicht ungenutzt aufgeheizt und die Kosten für das gesamte Haus werden deutlich reduziert. Denn: "Auch wenn die Anlage im Stand-by-Modus ist, verbraucht sie Wärme." Allerdings muss auf die Bewohnerinnen und Bewohner Rücksicht genommen werden, die in Nachtschichten arbeiten.
  • Klassiker: "Es ist nichts Neues, aber regelmäßiges Entlüften der Heizung kann die Energiekosten senken", so Ewens. Ansonsten gelte es, die Wärme so gut wie möglich in der Wohnung zu halten. "Man kann die Fenster abdichten, vielleicht neu isolieren und mit Zugluftstoppern die Türspalten abschließen."
  • Temperatur messen: "Jeder Haushalt sollte ein Thermometer haben, um wirklich zu wissen, wie warm es ist. Durch die Kontrolle kann man gezielt die Temperatur absenken und schauen, wie man sich wohl fühlt. Oft kann es auch ein paar Grad kühler sein."
  • Recht auf Wohngeld prüfen: Für diejenigen, die mit den steigenden Preisen nicht mithalten können, empfiehlt Ewes den Anspruch auf Wohngeld zu prüfen. " Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie einen Anspruch haben."

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.