Berlin/Bagdad Der Irak wird derzeit von einer Serie schwerer Sandstürme heimgesucht. Das sorgt für apokalyptische Szenen – und ernsthafte Probleme.
Ein Minarett reckt sich in den orange-roten Himmel, Autoscheinwerfer dringen kaum durch die Luft. Am Straßenrand stehen Pkw mit offenen Motorhauben im giftig-gelben Licht. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen zu sehen.
Es sind albtraumartige Bilder die derzeit aus der irakischen Hauptstadt Bagdad kommen. Im ganzen Land haben Sandstürme für Verkehrsbehinderungen und Gesundheitsprobleme gesorgt. Sowohl am Flughafen von Bagdad sowie in Nadschaf im Süden wurden Flüge wegen der schlechten Sicht ausgesetzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur INA am Sonntag berichtete.
"Die Flüge sind ausgesetzt, bis die Sichtverhältnisse sich verbessern", zitierte INA aus Flughafenkreisen in Nadschaf. Zeitweise betrug die Sichtweite keine 500 Meter mehr.
Im Internet machten Fotos und Videos die Runde, die eine große Sandwolke westlich von Bagdad zeigen sollen. Laut der Agentur INA waren fünf Provinzen des Landes von dem Sturm betroffen. Bei mehreren Menschen habe der Sand Atembeschwerden verursacht.
- Das könnte Sie interessieren: Earth Hour 2022 – Licht aus für Klimaschutz und Frieden
In Karbala im Süden wurden in Krankenhäusern mindestens 50 Patienten mit Atembeschwerden und Erstickungsgefahr gemeldet, wie die Nachrichtenseite „Alsumaria News“ meldete. In medizinischen Kreisen war von Dutzenden Fällen die Rede.
Immer mehr Sandstürme im Irak
Sandstürme sind im Irak keine Seltenheit. Im April suchte eine Serie von Stürmen das Land heim. Besonders im Sommer kommt es im Wüstengebiet zu starken Nordwestwinden, die über die Auen der Flüsse Tigris und Euphrat wehen. Die Staubpartikel verschlechtern die Luftqualität deutlich.
- Lesen Sie auch: Klimawandel – Je länger die Hitze, umso größer der Stress
Amer al-Jabri vom staatlichen meteorologischen Dienst des Irak sagte dem "Guardian", das Wetterphänomen werde künftig zunehmen, "wegen Dürren, Wüstenbildung und abnehmendem Niederschlag".
Die Vereinten Nationen gehen davon aus, das der Irak bis ins Jahr 2026 mit bis zu 300 Standstürmen jährlich rechnen muss. Das irakische Umweltministerium warnte Anfang April vor "272 Tagen Staub" pro Jahr in den kommenden Jahrzehnten. Demnach lasse sich Sandstürmen begegnen mit "mehr Vegetation und Aufforstung, die natürlichen Windschutz schafft". (pcl/mit dpa)
Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.