Berlin. Die Po-Ebene ist Italiens Kornkammer. Doch die schlimmste Dürre seit 70 Jahren bedroht die Region - und damit eine echte Delikatesse.

Italien ist eines der beliebtesten Ziele, das Deutsche im Urlaub besuchen. Die Konsumstudie VuMA führt das stiefelförmige Land im Süden Europas 2022 sogar als zweitbeliebtestes Urlaubsziel – direkt hinter den heimischen Küsten der Nord- und Ostsee.

Neben der schönen und vielfältigen Landschaft ist die lokale Küche mit Sicherheit ein Argument für den Urlaub in Italien. Unzählige Varianten von Pizza, Pasta und natürlich der hervorragende Parmesan-Käse locken Touristinnen und Touristen in die Restaurants von Turin bis Palermo.

Wichtig für das gute Essen ist die Po-Ebene, die die Alpen vom Rest Italiens trennt. 30 Prozent der italienischen Nahrungsmittel werden dort produziert. Doch eine Dürre bedroht die Kornkammer Italiens.

Italien: Schlimmste Dürre seit 70 Jahren gefährdet Parmesan-Käse

Eine schlimmere Trockenperiode gab es in den vergangenen 70 Jahren nicht. In Verona dürfen Gärten nicht mehr bewässert und Swimmingpools nicht mehr befüllt werden. Die Lombardei hat den Notstand ausgerufen. Touristen werden angehalten, Wasser zu sparen. Betroffen sind auch die Bäuerinnen und Bauern, deren Lebensunterhalt vom Wasser des Po abhängt.

Der US-Sender CNN hat Simone Minelli interviewt. Der Milchbauer betreibt einen Hof, auf dem 300 Holstein-Rinder leben. Minelli produziert Milch für den berühmten Parmesan-Käse, für den die Region auf der ganzen Welt bekannt ist. Die Wasserknappheit am Po bringt allerdings mehrere Probleme mit sich, durch die der Parmesan deutlich knapper werden könnte.

Po-Ebene trocknet aus: Landwirte haben Angst vor Wasser-Rationierung

Einerseits, so erzählt Minelli, müssen seine Rinder eine bestimmte Menge Wasser am Tag trinken. Nur wenn sie das tun, kann der Parmesan aus ihrer Milch auch als solcher eingestuft werden. Trinken die Rinder zu wenig, erreicht ihre Milch nicht die hohen vorgegebenen Standards und der Käse bekommt kein Gütesiegel.

Andererseits hat Minelli Angst vor Einschränkungen bei der Wasserentname aus dem Po. Den CNN-Journalistinnen und -Journalisten zeigte er eines seiner Soja-Felder, auf denen er die Nahrung für seine Rinder anbaut. In diesem Jahr konnte er es nicht bewässern, weshalb die Soja-Pflanzen vertrocknet sind.

Italien: Kein Regen in der Po-Ebene in Sicht

Seine Milch schickt Simone Minelli zum Parmigiano-Reggiano-Konsortium nach Parma, einige Kilometer flussaufwärts. Das Konsortium ist für die Vergabe des Gütesiegels an den beliebten Käse verantwortlich – und für seinen Export.

Gibt es keine zertifizierte Milch mehr, leidet auch die Produktion des Parmesan. 150.000 Kundinnen und Kunden beliefert das Konsortium. Wenn es in der nahen Zukunft keine signifikanten Regenmengen gibt – und danach sieht es derzeit nicht aus – könnte die Zukunft des Parmesankäse düster aussehen.

Doch nicht nur der Käse, sondern auch der große Teil der Lebensmittelproduktion in der Po-Ebene ist in Gefahr. Für Italien könnte die Dürre zu einer Katastrophe werden.

Dieser Artikel erschien zuerst bei www.morgenpost.de