Rom. Die Stadt Verona dreht ihren Bürgern bereits den Hahn zu. Auch in Supermärkten wird Wasser zur Mangelware. Touristen sollen sparen.

Erst seit zwei Wochen ist Damiano Tommasi Bürgermeister der Stadt Verona. Die meisten Italiener kennen ihn noch als Fußballstar, denn zehn Jahre lang – von 1996 bis 2006 – zählte er zu den erfolgreichsten Spielern des Traditionsclubs AS Rom.

Die Triumphe im Fußball-Olymp sind für Tommasi Vergangenheit, inzwischen ist er mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Erst vor zwei Wochen wurde er als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten zum Bürgermeister der 257.000-Einwohner-Stadt Verona gewählt, und schon muss sich Tommasi mit einer akuten Notstandssituation auseinandersetzen.

Wegen der Wasserknappheit hat Tommasi seinen Bürgern den Wasserhahn zugedreht. So unterzeichnete der frisch gebackene Bürgermeister eine Verordnung, die den Trinkwasserverbrauch beschränkt.

Risse im Erdreich des Po-Flussbettes: Die Trockenheit gefährdet besonders den dicht besiedelten und hoch industrialisierten Norden des Landes.
Risse im Erdreich des Po-Flussbettes: Die Trockenheit gefährdet besonders den dicht besiedelten und hoch industrialisierten Norden des Landes. © dpa | Luca Bruno

Dürre: Autowaschen verboten in Verona

Bis zum 31. August ist es in Verona untersagt, Trinkwasser zur Bewässerung von Gärten und Sportanlagen sowie zum Autowaschen und zum Befüllen von Swimmingpools zu verwenden. Bei Nichtbeachtung des Verbots droht ein Bußgeld bis zu 500 Euro.

Ähnliche Maßnahmen hat inzwischen auch Pisa ergriffen, weitere italienische Städte planen ähnliche Maßnahmen. Die Folge: Aus Sorge vor weiteren Wasserrationierungsmaßnahmen bestürmen die Italiener die Supermärkte und hamstern Mineralwasserflaschen. Die Nachfrage nach Mineralwasser ist seit Anfang Juni um 30 Prozent gestiegen, stellte der Großhandel fest.

Italien: Mineralwasserquellen versiegen wegen Dürre

Doch auch die großen Mineralwasserquellen in Italien sind wegen der Dürre in Mitleidenschaft gezogen. Große Unternehmen des Sektors schlagen Alarm und warnen vor einer möglichen Verknappung des Angebots auf dem Markt. Die Situation sei zwar im Moment nicht besorgniserregend, müsse aber sorgfältig beobachtet werden.

Kampf gegen die Dürre: Eine Landwirtin bewässert ein Kürbisfeld mit einer Wasserhebepumpe.
Kampf gegen die Dürre: Eine Landwirtin bewässert ein Kürbisfeld mit einer Wasserhebepumpe. © dpa | Luca Bruno

Italien ist europaweit das Land mit dem höchsten Konsum an Mineralwasser. Angesichts der Dürrelage fordert der Umweltschutzverband Legambiente die Einführung von Schranken bei der Entnahme von Wasser aus Grundwasserleitern und unterirdischen Reservoirs und verlangt strengere Mengenbeschränkungen für die Abfüllung von Mineralwasser.

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Auch Touristen sollen im Italien-Urlaub sparen

Die Folge einer solchen Maßnahme wäre natürlich eine Verringerung der Anzahl der in den Supermarktregalen verfügbaren Flaschen. Der zur Nestle-Gruppe gehörende Mineralwasserproduzent Sanpellegrino meint, der Schutz der Quellen sei schon immer eine Priorität für das Unternehmen. Angesichts der aktuellen Lage wurde beschlossen, die für die Mineralwasserproduktion genutzte Wassermenge der Grundwasserleiter zu verringern, um das Ökosystem langfristig zu schützen.

In diesem schwierigen Sommer sind Italiener und Touristen aufgerufen, ihre Gewohnheiten zu ändern. So dürfen sie die Klimaanlagen in der Lombardei nicht kühler als 26 Grad einstellen. Einige Brunnen wurden abgeschaltet. Zudem werden viele Grünanlagen und Sportplätze nicht mehr bewässert. Das Problem: Italien stehen in diesem Juli und im August noch die heißesten und trockensten Monate des Jahres bevor.

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Wird Ausnahmezustand auf Toskana erweitert?

Inzwischen hat die Regierung von Premier Mario Draghi wegen der Wasserknappheit den Ausnahmezustand in fünf norditalienischen Regionen ausgerufen. 35 Millionen Euro macht sie zur Eingrenzung der negativen Auswirkungen der Dürre in den Regionen Piemont, Lombardei, Venetien, Friaul Julisch Venetien und Emilia Romagna locker.

Wegen der anhaltenden Wasserknappheit könnte der Ausnahmezustand bald auch in den mittelitalienischen Regionen Toskana, Umbrien und Latium beantragt werden. Nach Angaben des Bauernverbands Coldiretti befinden sich 270.000 Landwirtschaftsbetriebe in den von der Dürre betroffenen Regionen.

Wettbewerbsfähigkeit des Landes gefährdet

„Die Landwirte haben sich bereits verpflichtet, ihren Teil zur Förderung einer effizienteren Wassernutzung, zur Entwicklung von Bewässerungssystemen mit geringem Wasserverbrauch und zu Innovationen beim Ackerbau mit niedrigerem Wasserbedarf beizutragen.

Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Wasser für die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Systeme unerlässlich ist, ohne die das Überleben der Felder, die Lebensmittelproduktion und die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Lebensmittelsektors gefährdet sind“, meint Coldiretti-Präsident Ettore Prandini.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de