Rom. Unter italienischen Trüffelsammlern herrscht eine erbitterte Feindschaft. Einige haben es auf die Hunde ihrer Konkurrenten abgesehen.

Einschüchterungen, Rivalitäten und vergiftete Hunde: In den italienischen Wäldern tobt ein erbarmungsloser „Trüffelkrieg“. Im rechtsfreien Raum machen sich hier Trüffeljäger gnadenlos die Reviere streitig – schließlich kann eine Tagesausbeute von einem Kilogramm schwarzen Trüffeln tausende Euro einbringen.

Um die seltenen „Diamanten der Küche“ zu finden, die bis zu 30 Zentimeter unter der Erde in den Wurzeln von Eichen, Kastanien oder Pappeln gedeihen, werden meistens Trüffelhunde eingesetzt, die die Knollen mit ihren exzellenten Spürnasen erschnüffeln.

Sie sind darauf trainiert, Knollen mit dem markanten Geruch vorsichtig auszugraben. Die Trüffel wächst nur in einem gesunden Boden. Wegen der Dürre und der Rekordtemperaturen im letzten Sommer ist es in diesem Jahr schwieriger als sonst, sie zu finden. Der Kampf unter Trüffeljägern ist daher schärfer geworden.

Trüffelhunde in Italien getötet

Dies hat eine unerbittliche Fehde unter vielen „Tartufai“, den Trüffelsammlern, ausgelöst, die mit der Delikatesse ein rentables Geschäft aufgebaut haben – oft auch illegal. Diesem Krieg fallen auch Trüffelhunde zum Opfer. Um den Konkurrenten das Geschäft zu verderben, scheuen sich einige „Tartufai“ nicht davor, die Hunden der Gegner zu vergiften, meist mit Strychnin.

Die letzten beiden Vorfälle ereigneten sich in Camposecco in den Simbruini-Apenninbergen an der Grenze zwischen den Regionen Latium und Abruzzen. Vergiftet wurden Brando, ein anderthalb Jahre alter brauner Labrador, und Thor, ein dreijähriger Lagotto, die beste Rasse für Trüffelhunde. Bei einer Feldsuche bemerkte ihr Besitzer Anzeichen einer Vergiftung. Umgehend brachte er sie zu einem Tierarzt, um ihnen das Leben zu retten – vergebens.

Vorfälle dieser Art ereigneten sich auch in anderen Trüffelgebieten. Die römische Tageszeitung „Il Messaggero“ beklagte ein „Massaker der Trüffelhunde“. „Hinter den Hundevergiftungen steckt der Krieg um den Trüffelmarkt. Eine Knolle kann auch 700 Euro pro Kilo kosten“, berichtet der Trüffelsammler Stefano Scaccia.

Dem Trüffelkrieg in Italiens Wäldern sind schon mehrere Hunde zum Opfer gefallen.
Dem Trüffelkrieg in Italiens Wäldern sind schon mehrere Hunde zum Opfer gefallen. © dpa | Arne Dedert

Vor allem in schlechten Jahren ist der Beitrag der besten Hunde bei der Suche ausschlaggebend. Das Training der Vierbeiner ist langwierig und gilt als Kunst, die in den Familien von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ein ausgebildeter Trüffelhund kann bis zu 8000 Euro kosten.

Giftköder im Kampf um Trüffel

Marco Mencucci, Kommandant der Förster im Park Foreste Casentinesi in den toskanischen Wäldern, beklagt, dass zu viele Hunde Opfer von Giftködern werden: „Die Trüffelfelder sind sehr kostbar. Man versucht die Gegner hart zu treffen, indem man ihre Hunde vergiftet. Die Giftköder töten dabei aber oft auch Füchse und Wölfe.“

Riccardo Germani, Präsident des Verbands der Trüffelsammler Assotartufai, der 150.000 Mitglieder in ganz Italien zählt, versucht dagegen, die Plage der vergifteten Hunde herunterzuspielen. „Hundevergifter hat es schon immer gegeben. Hier sind Kriminelle und keine Trüffeljäger am Werk. Für uns sind Hunde wie Kinder, niemand von uns würde sie töten, nicht einmal die eines ,Konkurrenten’“, meint Germani.

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Anders sehen die Lage ältere Trüffelsammler. Auf dem Trüffelmarkt herrsche Chaos, das Geschäft locke zu viele Personen. Die meisten Trüffel gingen ins Ausland, oft nach Westeuropa, wo sie den zehnfachen Preis brächten. Der Kampf um die besten Knollen sei regellos geworden.

Die weiße Trüffel gilt als teuerste Delikatesse der Welt. Gourmets verspeisen sie grammweise, hauchdünn gerieben, in Italien am liebsten über Pasta gestreut. Alljährlich wird die kostspielige Spezialität von Oktober bis Januar in Italien vor allem in den Regionen Umbrien, Toskana und Emilia-Romagna gesucht.

Trüffel sind wertvoll

Ein Bieter aus Hongkong hat zuletzt bei einer Auktion in Italien 184.000 Euro für eine weiße Trüffel gezahlt. Die Knolle wog 700 Gramm. Die Versteigerung in Alba im norditalienischen Piemont findet jährlich im November statt und gilt als die exklusivste ihrer Art. Per Video bieten Gourmets aus der ganzen Welt mit, vor allem aus Asien.

„Tuber magnatum pico“ heißt der köstliche Pilz bei Experten. Wegen ihres einzigartigen Duftes und Geschmacks erzielen Trüffel aus der Kleinstadt Alba seit Jahren Höchstpreise.