Rom. Rom hat eine Wespenplage und kämpft mit vermehrten Angriffen. Die Stadt musste eine Hotline einrichten, um besorgten Bürgern zu helfen.

Wildschweine, Möwen und Ratten gehören zum Alltag in Rom. Sie ernähren sich vom Müll auf den Straßen und sorgen immer wieder für Proteste bei Anwohnern und Touristen. Nach einem Sommer mit Rekordtemperaturen ist die Ewige Stadt mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern mit einer neuen Plage konfrontiert: die Wespen.

Sie nutzen die Dächer und Terrassen der prunkvollen Palazzi im Stadtzentrum, um sich einzunisten und zu vermehren. Die italienische Stadtverwaltung hat ein Expertenteam eingesetzt, um Wespennester ausfindig zu machen. Auch der Vatikan kämpft gegen die "vespa orientalis", die seit den 50er Jahren nicht mehr in der Stadt präsent war und vor allem im Nahen Osten und in Madagaskar verbreitet ist.

Wespe: Rom hat Wespenhotline eingerichtet

Die orientalische Wespe ist eine Verwandte der europäischen Hornisse, ist 3 bis 5 Zentimeter lang und an ihrer rötlichen Körperfarbe, sowie an einem einzelnen, gelben Streifen am Ende des Hinterleibs zu erkennen. Sie nistet in Bäumen und Erdlöchern, oder in künstlichen Hohlräumen, wie Dachböden. Auch in Parks sind oft Wespenschwärme zu sehen.

Dutzende Anrufe besorgter Anwohner gehen pro Tag bei der Gemeinde Rom ein. So musste die Stadt eine Hotline einrichten, an die sich Bürger wenden können, um Rat und konkrete Unterstützung bei der Bekämpfung der Wespen zu erhalten. Auch Touristen in Hotels und Campingplätzen sind mit den Insekten konfrontiert.

Viele Rom-Einwohner erleben eine böse Überraschung, wenn sie nach der Heimkehr aus dem Urlaub den Balkon ihrer Wohnung von Wespen belagert vorfinden. Horrorgeschichten über Angriffe der Insekten können die Ärzte in den Notaufnahmen römischer Krankenhäuser erzählen. Oft müssen sie Patienten mit mehreren Wespenstichen behandeln. Lesen Sie auch: Wespen-Plage - Warum es jetzt besonders viele Insekten gibt

Ex-Abgeordnete berichtet von Wespenattacke

Die 81-jährige Ex-Parlamentarierin Lella Golfo wurde bei der Rückkehr aus dem Urlaub in ihrer Wohnung im Zentrum Roms von einem Schwarm aus 200 Wespen angefallen und an mehreren Stellen gestochen.

"Als ich aus dem Urlaub zurückkam und die Klimaanlage einschaltete, fand ich mich kurz darauf von Wespen attackiert. Es war erschreckend. Ich habe geschrien und mich in einem anderen Zimmer eingeschlossen, um mich zu schützen" erzählte die frühere Abgeordnete.

"Ich wusste nicht, wie ich wieder aus dem Zimmer heraus rauskommen sollte. Mit meinem Morgenmantel über dem Kopf um mich zu schützen, verließ ich den Raum, um mein Handy zu holen, bin aber sofort gestochen worden. Ich bin aus Verzweiflung und Schmerz in Tränen ausgebrochen und habe sage und schreibe um mein Leben gezittert", berichtete Golfo. Im Krankenhaus wurde sie mit Kortison behandelt und musste die Nacht im Hotel verbringen, bevor ihre Wohnung von den Wespen befreit werden konnte.

Auch interessant: Italien - Bei diesem Fehler droht eine hohe Geldstrafe

Trockenheit erhöht Wespenangriffe und kann tödlich enden

Die Trockenheit der vergangenen Monate erhöht das Risiko, von Wespen und Hornissen angegriffen zu werden. In dem von extrem hohen Temperaturen geplagten Italien ist die Zahl von Menschen gestiegen, die in den letzten Wochen von Wespen attackiert wurden. Leider manchmal mit tödlichem Ausgang, wie im friaulischen Aviano, wo ein 45-jähriger Mann nach einem anaphylaktischen Schock infolge eines Wespenstichs sein Leben verlor.

"Die erhöhte Zahl der Insektenangriffe ist nicht auf eine Zunahme der Hornissen- und Wespenpopulation zurückzuführen. Das Problem ist, dass der lang anhaltende Wassermangel diese Insekten noch reizbarer macht als sonst. Daher ist das Risiko, angegriffen zu werden, wenn man sich ihren Nestern nähert, größer", warnt Pietro Zandigiacomo, Entomologe an der Universität von der norditalienischen Stadt Udine.

Mehr zu dem Thema: Dürre in Europa - Extreme Folgen von Italien bis Finnland

Die Wespen ernähren sich von organischen und verrottenden Abfällen wie Fleischresten. Und wie Wildschweine oder Ratten wird auch die Vespa orientalis von Abfällen angelockt. In Rom, einer Stadt, die seit Jahren gegen chronische Probleme bei der Müllentsorgung kämpft, finden die Wespen ideale Lebensbedingungen.

Ein Stich dieser Insekten kann eine Lebervergiftung hervorrufen und für Personen, die zu einem anaphylaktischen Schock neigen, sind die Wespen besonders gefährlich.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.