Essen. Er ist wohl der entspannteste Hollywoodstar: Bei Jeff Bridges läuft immer alles glatt. Mit „The Big Lebowski“ wurde er zur Kult-Type.

Mit Bademantel und karierten Shorts schlurft er durch den Supermarkt, und den Dollar für die Milch zahlt er – mit einem Scheck, der natürlich nicht gedeckt ist. Als die Coen-Brüder vor rund 20 Jahren für ihre hinreißende Krimi-Groteske „The Big Lebowski“ mit dem „Dude“ den lässigsten Gammler der Film­geschichte erfanden, sollen sie dabei an Jeff Bridges gedacht haben.

Dessen Filmbiografie hätte diesen faulen Tagträumer nicht mehr gebraucht, um Fans und Kritiker zu beeindrucken – aber der „Dude“ wurde zur Kultfigur. Bridges selbst hat sich einmal eine Fortsetzung gewünscht.

Heute wird der Hollywoodstar 70 – zumindest diesen Wunsch werden ihm die Coens wohl nicht erfüllen.

Jeff Bridges, der ewige Glückspilz

Es ist vermutlich das Einzige im Leben des Schauspielers aus Los Angeles, was nicht klappen dürfte. Bridges gilt als Glückspilz der Branche, der Mann, über dem pausenlos die Sonne scheint, dem einfach alles gelingt. Das laute Lachen, die gute Laune, von der Journalisten berichten, die ihn interviewt haben, daran ist wohl nichts gespielt: Bridges, so liest man, scheint auf eine erfrischend uneitle Art mit sich und seinem Leben zufrieden.

Wer nach Brüchen in seiner Biografie sucht, wird scheitern, es ist beinahe zu langweilig, um wahr zu sein. Vater Lloyd („Zwölf Uhr mittags“) war ein erfolgreicher Schauspieler, der ältere Bruder Beau passte auf ihn auf, und Jeff sah mit Anfang 20 wie das perfekte Highschool-Klischee aus: Blond, groß, breitschultrig, der Bursche, in den sich alle verlieben. Mit Susan Geston ist er seit 1977 verheiratet, drei Töchter hat das Paar und lebt in Santa Barbara, dessen fröhlich legere Aura perfekt zu ihm passt.

Bridges mit Michelle Pfeiffer in „Die fabelhaften Baker Boys“.
Bridges mit Michelle Pfeiffer in „Die fabelhaften Baker Boys“. © dpa Picture-Alliance

Die Filmkritikerin Janet Maslin von der „New York Times“ hat Jeff Bridges einmal als den „unterschätztesten großen Schauspieler seiner Generation“ bezeichnet, und das möchte man sofort unterschreiben. Zwischen all den Nicholsons, De Niros und Hoffmans ist die Würdigung seiner Vielseitigkeit immer zu kurz gekommen – selbst wenn er für den versoffenen Countrysänger in „Crazy Heart“ 2010 mit dem Hauptdarsteller-Oscar belohnt wurde.

Bridges ist nicht der Typ für die großen Gesten, für das Drama, es ist eher die Kunst des Weglassens, die ihn auszeichnet, die Qualität, alles so leicht aussehen zu lassen, die Fähigkeit, Charme und Witz so unaufdringlich miteinander zu verheiraten. Und er kann auch ganz anders: Seine stille Melancholie als frustriert herumtingelnder Hotellounge-Pianist im bittersüßen Meisterstück „Die fabelhaften Baker Boys“ ist von schmerzlicher Intensität.

Er wünscht sich eine Fortsetzung von „The Big Lebowski“

Wer in die Liste seiner rund 60 Filmauftritte blickt, stößt auf jede Menge großes Kino: Mit Peter Bogdanovichs legendärem Film über das Erwachsenwerden in der texanischen Provinz erlebte Bridges 1971 ein viel beachtetes Debüt im Kino: „Die letzte Vorstellung“ brachte ihm gleich eine Oscar-Nominierung.

Seine Darstellung eines Mannes, der in „Fearless“ sein Leben nach einem Flugzeugabsturz umkrempelt, bewies, dass er im Charakterfach mit den Besten jederzeit mithalten kann. Und „Arlington Road“, in dem er als Geschichtsdozent seine Nachbarn als Terroristen entlarven will, gehört sicher zu den packendsten und intelligentesten Thrillern der Neuzeit.

Bridges hat den Hinweis darauf, dass er nicht immer so geschätzt werde, wie er es verdiene, meist lächelnd damit beantwortet, dass er sich nicht wenig geschätzt fühle, sondern vielmehr versuche, Arbeit zu vermeiden, wo immer es möglich sei.

Womit wir wieder beim „Dude“ wären. Ein Filmschnipsel mit Bridges in entsprechender Montur machte Anfang des Jahres Hoffnung auf einen zweiten „Lebowski“-Film. Es entpuppte sich als Werbespot – für eine Biermarke. Nicht sehr originell freilich, der „Dude“ trinkt schließlich nur „White Russian“-Cocktails. Wozu bräuchte man denn sonst Milch?