Berlin. Gegen Jérôme Boateng wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Sein Anwalt weist die Vorwürfe aber zurück.

Am Morgen feierte Jérôme Boateng noch fröhlich seinen 31. Geburtstag – mit vielen Glückwünschen. So konnte es jeder auf Instagram verfolgen. Am Nachmittag kam dann die schlechte Nachricht.

Der WDR und die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlichten am Dienstag die entsprechende Bestätigung: Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den Bayern-Star wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung an seiner ehemaligen Lebenspartnerin. Oberstaatsanwältin Anne Leiding bestätigte dies.

„Die Staatsanwaltschaft München I hat seit Herbst 2018 ein Verfahren gegen Jérôme Boateng wegen gefährlicher Körperverletzung geführt und nach umfangreichen Ermittlungen am 11.02.2019 Anklage zum Amtsgericht München (Geschäftsstelle 833) erhoben“, teilte Leiding mit.

Stand sei, „dass das Verfahren noch nicht eröffnet wurde, dass aber die Nebenklage der Geschädigten S. zugelassen wurde“. Offensichtlich, so berichten WDR und SZ, hat das Amtsgericht weitere Ermittlungen angeordnet. Boateng und seine frühere Partnerin haben zwei gemeinsame Kinder – Töchter im schulpflichtigen Alter.

In einem weiteren Fall ermittelt die Polizei der Staatsanwaltschaft zufolge wegen des Verdachts der Körperverletzung anlässlich eines Vorfalls „von vor zwei Wochen“.

Boateng wurde vom FC-Bayern für seinen Lebenswandel kritisiert

Die Anwaltskanzlei, die Boateng vertritt, erklärte laut WDR und SZ, es handle sich um einen „privaten Sachverhalt, der im Wesentlichen auf unbewiesenen Behauptungen Dritter beruhe“. Die Medien sollten sich nicht zum Spielball privater Interessen machen lassen.

Boateng und seine einstige Lebensgefährtin waren zehn Jahre lang ein Paar. Er wurde im Jahr 1988 in West-Berlin geboren. Er hat eine deutsche Mutter – sein Vater stammt aus Ghana. Boateng spielt seit dem Jahr 2011 für den FC Bayern, 2013 gewann er mit dem Team die Champions League. Damals galt er als einer der besten Innenverteidiger der Welt. Im Sommer 2014 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister.

In den folgenden Jahren wurde er einer der prominentesten Köpfe der Mannschaft, er galt als ein gelungenes Beispiel für Integration und Teamgeist. Höhepunkt war ein Besuch im Kanzleramt 2016, in jenem Jahr wurde Boateng zudem zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Bei seinem Verein wurde er jedoch vor allem von den Bossen immer kritischer gesehen. Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge warfen dem prominenten Spieler einen unprofessionellen Lebenswandel vor, da er Brillen-Kollektionen entwarf, einem Lifestyle-Magazin seinen Namen gab, zu Fashion-Shows reiste oder im April, nach dem Spitzenspiel in der Liga gegen Dortmund, eine Party in einer Münchner Disco veranstaltete. Zu dieser waren auch Rapper, Schauspieler und Kollegen eingeladen.

Ende Mai empfahl Hoeneß Boateng einen Wechsel, da dieser wie ein „Fremdkörper“ wirke. „Ich würde ihm als Freund empfehlen, sich einen neuen Verein zu suchen. Ich glaube, für ihn wäre es vielleicht besser, wenn er mal eine andere Luft genießen würde. Ich würde ihm raten, den FC Bayern zu verlassen,“, sagte Hoeneß.

Der Abwehrspieler wollte den siegreichen Verein ebenfalls unbedingt verlassen, bekam aber lange keine Angebote. Am Wochenende scheiterten dann Verhandlungen mit Juventus Turin. Boatengs Vertrag in München läuft noch bis Sommer 2021. Beim FC Bayern kommt der Innenverteidiger schon länger nicht mehr über eine Nebenrolle hinaus.

Und jetzt? In der Nationalmannschaft wurde Boateng im Frühjahr nach 76 Länderspielen von Bundestrainer Joachim Löw auf wenig elegante Weise ausgebootet. (cro/bekö/ac)