Berlin. Jedes Jahr tritt Anfang September um die kanarischen Inseln ein Extremwetterphänomen auf. Die Mareas del Pino produzieren Riesenwellen.

  • Die Kanaren gehören zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen
  • Im Herbst gelten die kanarischen Inseln als Hotspot für Surfer und andere Wassersportler
  • Anfang September bilden sich um Gran Canaria, Teneriffa und Co. jedes Jahr riesige Wellen

Wenn sich in Deutschland der August dem Ende neigt, ändert sich so langsam auch das Wetter. Selbst auf den subtropischen Kanaren macht sich der Gezeitenwechsel bemerkbar. Allerdings nicht zwingend mit niedrigeren Temperaturen, sondern mit steigenden Fluten. Vor allem um den 8. September herum steigt das Meer an den Stränden von Gran Canaria, Fuerteventura, Teneriffa und Co. teils extrem an. Grund für die alljährlichen Springfluten ist eine besondere Mixtur aus verschiedenen Umständen.

Neben der faszinierenden Marinefauna und den charakteristischen Lavastränden sind die Kanarischen Inseln für ihre Wellen bekannt. Surfer aus der ganzen Welt versammeln sich regelmäßig für Wettbewerbe und speziell im Herbst rollen teils gigantische Wellen auf die spanische Inselgruppe vor der afrikanischen Nordwestküste zu.
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Kanaren-Urlaub: Der Zorn der Jungfrau führt zu den Springfluten

Eine Verkettung mehrerer Faktoren sorgt um den Tag der Jungfrau von Pino für extremen Tidenbhub. "Mareas del Pino" nennt sich das Phänomen, das für einen Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser von beinahe drei Meter verantwortlich ist. Benannt wurde das Naturspektakel in grauen Vorzeiten nach dem Feiertag der "Virgen del Pino" – übersetzt: Jungfrau von Pino – die als Schutzpatronin der Regionalhaupstadt Las Palmas fungiert. Bevor es eine wissenschaftliche Erklärung gab, hielten die Einwohner der Kanaren die Fluten für den Ausdruck des Zorns der Jungfrau.

Auf Youtube sind Zeugnisse des Naturschauspiels zu beobachten. Bis an die Kaimauer überspülte Strände und überflutete Straßen sind häufig das Ergebnis, gewaltige Wellen brechen dann an den Lava- und Korallenfelsen von Las Palmas. Vor dem Gang in den Atlantik wird vonseiten der Behörden zu Septemberanfang eindringlich gewarnt. So steigen nicht nur die Pegel besonders hoch, schnelle Springfluten können Touristen überraschen und zur tödlichen Bedrohung werden.
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Tag-Nacht-Gleiche besonders auf Gran Canaria Ursache für hohe Springfluten

Gleich mehrere Ursachen vermengen sich zu Herbstbeginn zu den Springtiden auf den Vulkaninseln. Das sogenannte Septemberequinox, also die Gleichheit von Tag und Nacht, sorgt im Herbst grundsätzlich für starke Ebbe und Flut. Sonne, Erde und Mond stehen dann genau in einer Linie und zerren gewissermaßen mit ihrer Anziehungskraft an den Meeren rund um Lanzarote, La Palma und Teneriffa.

Herbststürme über dem Atlantik verstärken die Gezeiten zusätzlich. Sie entstehen, wenn sich kalte Herbstwinde aus dem Norden mit der warmen Luft aus dem Südatlantik vermengt. So können aus der Tiefe des Ozeans Riesenwellen entstehen. Weil die Herbststürme aber eine unberechenbare Variable sind, fallen die Sturmfluten in manchen Jahren aus. Multipliziert wird die Wucht des Extremwetterereignis durch den Klimawandel, der Meeresspiegel ansteigen lässt und oft unberechenbaren Einfluss auf Strömungswinde nimmt. Aus dem Themenkomplex: Ryanair-Pilot verhindert Katastrophe auf den Kanaren

Flut bildet gewaltige Laguna auf Fuerteventura

Besonders bemerkbar machen sich die "Mareas del Pino" um Sotavento. In dem Bade- und Kitesurf-Hotspot auf Fuerteventura überspült der Atlantik regelmäßig einen gewaltigen Strandabschnitt und verwandelt ihn in eine blaue Lagune. Was bei ruhigem Wellengang paradiesisch erscheint, kann schnell zur Gefahr werden, wenn Wanderern beim Strandspaziergang der Rückweg abgeschnitten wird oder Strömungen im seichten Gewässer unterschätzt werden.

Noch gefährlicher ist es an den zerklüfteten Küsten und in Strandhöhlen. Der schnelle Tidenhub kann arglose Urlauber überraschen und einschließen. Selbst wenn die Flut vorbei ist, können sich beim Rückzug des Wassers tiefe Prielen bilden. In diesen Auswaschungen können Strömungen mit erstaunlicher Zugkraft mäandern und Unbedachte ins Meer ziehen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.