Vielen gelten die Kelten als primitives, zotteliges Ur-Volk, ungewaschen und langhaarig. Schuld an diesem Zerrbild sind wohl die Römer.

Lange Bärte, zottelige Haare, ein barbarisches Auftreten: Das Image der Volksgruppe der Kelten, die ab 800. v. Chr. in Europa lebte, könnte besser sein. Sie hätten es verdient.

Denn verschiedene archäologische Funde zeigen, dass die Kelten mit allerhand archaischen Werkzeugen dafür sorgten, den Körper zu pflegen und zu säubern. Von einem anschaulichen Beispiel berichtet die archäologische Grabungsfirma "In Terra Veritas" aus Nordbayern aktuell auf ihrer Website.

Kelten und Hygiene: Toilettenbesteck für die Körperpflege

Im Landkreis Lichtenfels (Bayern) entdeckten Fachleute schon vor einigen Jahren ein Toilettenbesteck aus Bronze. Es stammt vermutlich aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr., also aus der frühen Eisenzeit. An dem ausgegrabenen Ring hängen drei etwa acht Zentimeter lange Werkzeuge.

Lesen Sie auch: Ältestes Schwert der Welt in Japan überraschend entdeckt

Dazu gehört "unter anderem eine Pinzette, die vermutlich zum Auszupfen von Haaren genutzt wurde", schreiben die Fachleute auf der Internetseite. "Weiterhin ist ein Gerät mit tordiertem (Anmerk. der Red. "verdrehtem") Schaft und v-förmig ausgeschnittener Schneide angebracht." Das könnten zum Schneiden oder Reinigen von Fingernägeln gedient haben. Ein weiteres Werkzeug mit einem kleinen Löffelchen am Ende könnte zum Reinigen der Ohren verwendet worden sein, vermuten die Experten.

Weiterlesen: Goldraub von Manching: Die Jagd nach dem Keltenschatz

Weil den meisten Kelten keine Schrift zur Verfügung stand, liegt vieles über ihre Kultur im Dunkeln. Die Erkenntnisse der Forschung beruhen zu einem Großteil auf Ausgrabungen und Funden. Der römische Herrscher Gaius Julius Cäsar (100 v. Chr. bis 44. v. Chr.) bezeichnete die verschiedenen Gruppen der Kelten allgemein als Gallier.

Die römischen Geschichtsschreiber vermittelten auch das klischeehafte Bild von den kulturlosen, groben Barbaren, die Met tranken und aus dem Mund stanken. Ein Zerrbild, wie immer wieder neue Ausgrabungen zeigen. (les)

Lesen Sie auch: Funde auf dem Meeresgrund: Fünf spektakuläre Schiffswracks