Berlin. Es ist jetzt kalt draußen. Und unsere Kinder schleppen wieder jede Menge Krankheiten an. Für arbeitende Eltern ist das eine Belastung.

Falls wir uns zufällig begegnet sind – ich war am Montagmorgen beim Kinderarzt diejenige, die morgens um neun Uhr als zweite dran war, weil sie sich schon um 8.20 Uhr vor der Praxistür mit ihrem Kind angestellt hatte. Die nervös blickend im Wartezimmer saß und auf dem Smartphones E-Mails schrieb und ihrem kranken Kind zugeflüstert hat, dass alles gut wird, es jetzt kurz mit ins Büro muss, aber gleich die Oma kommt, es abholen wird – aber eigentlich hatte ich das zu mir selbst gesagt.

Und nein, ich bin kein Unmensch, der sein krankes Kind mit der Oma oder Babysitterin nach Hause schickt und (egoistisch) arbeiten geht. Ich bin eine von Millionen berufstätigen Müttern in Deutschland, die versucht ES alles zu schaffen. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzt meine fünfjährige Tochter neben mir und löffelt Tee aus einer grünen Tasse. Sie fragt mich, was mein zweitliebstes Tier ist, ob drei Babys in einen Bauch passen, ob sie noch mehr Nagellack darf – bis sie sich in ihr Zimmer verkrümelt, weil ich meine Halbsatz-Antworten zu langweilig werden.

„Single Mom“: Nach drei Tagen setzt der Krankenlager-Koller ein

Sie ist nicht wirklich krank, sie ist erkältet. Aber ihr Kinderkörper sagt ihr zurecht, dass sie sich ausruhen muss. Deshalb der Kinderarzt, deshalb die dreitägige Bettruhe. Am vierten Tag sind dann in der Regel alle Babysitting-Oma-Freund-Vater-Optionen ausgeschöpft – die Vorhänge angemalt, Spielzeug in jedem Zimmer, der typischen Krankenlager-Koller und die leise Vermutung: Das Kind ist nicht mehr krank. „Also morgen gehst Du wieder zur Schule“, drängele ich. Meine Tochter schaut mich ernst an. „Warum sollte ich zur Schule gehen, wenn ich noch krank bin.“ Wir schauen einander an und spielen das Spiel, wer wie lange dem Blick der Anderen standhält. Ich blinzele und verliere immer.