Kirk Douglas gestorben – Abschied von einer Legende
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Lesezeit: 7 Minuten
Von Dirk Hautkapp
Washington. Kirk Douglas war eine Hollywood-Legende. Auch nach seiner aktiven Zeit stach der Schauspieler weiter heraus. Er wurde 103 Jahre alt.
Seine Filme sind unvergessen: Kirk Douglas ist mit 103 Jahren gestorben
Meisterwerke wie „Odysseus“, „Spartacus“ und „Vincent van Gogh“ machten ihn in Hollywood unsterblich
Quelle seiner Motivation? „Ich hatte immer sehr viel Wut in mir”
Sein Sohn, der Schauspieler Michael Douglas, verkündete die traurige Nachricht
Als Kirk Douglas das 99. Lebensjahr vollendete, stellte er der Alzheimer-Klinik „Harry’s Haven“ bei Los Angeles einen Scheck über sage und schreibe 15 Millionen Dollar aus. „Wer zu Lebzeiten gibt, hat mehr davon”, lautete sein Motto. Wie wahr.
Am Mittwochabend ist der letzte Großschauspieler aus den goldenen Tagen der Traumfabrik Hollywood, dessen Testosteron-Spiegel man in Meisterwerken wie „Odysseus“, „Spartacus“ und „Vincent van Gogh“ förmlich durch die Kino-Leinwand riechen konnte, im Alter von 103 Jahren gestorben.
Das bestätigte sein Sohn Michael am Mittwochabend gegenüber US-Medien, bei Facebook veröffentlichte dazu ein rührendes Statement. Er lobte seinen Vater als “Wohltäter, dessen Einsatz für Gerechtigkeit für uns alle die Messlatte gelegt hat, an der man sich orientiert”.
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Kirk Douglas gestorben: So kümmerte sich die Filmlegende um kranke Kollegen
Douglas Großzügigkeit kam stets in Größe XXL-daher. Über 50 Millionen Dollar seines Vermögens gingen an den „Motion Picture Television Fund“. Ein Hilfswerk, dass sich um ältere, kranke Schauspieler kümmert. Seine aus Hannover stammende Frau Anne Buydens (100), mit der er in zweiter Ehe 66 Jahre verheiratet war („meine wahre Seelengefährtin“), gehörte zu den Pionierinnen, die an Los Angeles’ berüchtigter Obdachlosen-Meile „Skid Row“ ein Haus für gestrandete Frauen und Mädchen finanzierte.
Über die Jahre haben die Douglas`, die zurückgezogen im kalifornischen Santa Barbara lebten, 400 Kinderspielplätze bauen lassen. Ihr gegenseitiges Versprechen war es, bis zu ihrem Tod ihr Geld Menschen zukommen lassen, die es benötigen. Die Wurzeln für diese Lebenshaltung reichen tief.
Kirk Douglas, einziger Sohn (neben sechs Schwestern) jüdisch-russischer Einwanderer, wurde am 9. Dezember 1916 in Amsterdam/New York als Issur Danielovitch Demsky geboren. Armut war in jungen Jahren für ihn Alltag. „Wir hatten kaum genug zu essen“, erinnert er sich später in einem Interview, „aber meine Mutter gab den Bettlern immer etwas, wenn sie an unsere Tür klopften.“
Douglas spielte mit viel Körpereinsatz Theater
Gestählt durch Gelegenheitsjobs, Ringer-Training und Box-Abenteuer bahnte sich Douglas, der sich bei der Einschulung „Izzy“ nannte, den Weg durch die „American Academy of Dramatic Arts“, wo schon Spencer Tracy und Katherine Hepburn ihre ersten künstlerischen Gehversuche machten.
Douglas schaffte es bald an die Theater am Broadway. Vor der Kamera trug der nur 1,75 Meter große Mann seine Wehrhaftigkeit später wie eine Rüstung am Körper. Ob Held oder Schurke, sie passte immer. Was ihn unverwechselbar machte, war dieses körperliche Garnichtanderskönnen, diese zum Bersten kraftvolle Dynamik, begünstigt von guten Genen und Willenskraft.
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Nur so konnten die Mythos-beladenen Figuren funktionieren, mit denen Douglas für Furore sorgte. Das Kinn wirkte wie mit einem Meißel aus dem Fels gehauen. Der kompakt-muskulöse Körper war eine Naturgewalt. Seine blauen Augen hatten die Durchdringungskraft eines Laserstrahls. Mit diesen Werkzeugen formte Kirk Douglas Gauner, Revolverhelden, Galgenvögel, Wikinger, Offiziere, Sklavenführer, Generäle, Abenteurer, Schwerenöter und Diebe.
Woher nahm Douglas seine Kraft? „Ich hatte immer sehr viel Wut in mir”
Unvergessen ist seine Skrupellosigkeit als Charles Tatum in „Reporter des Satans“. Wie auch sein Colonel Dax, der in „Wege zum Ruhm“ gegen die französische Militärjustiz an der Front von 1918 zu Felde zog; beseelt von dem Drang, zu helfen und Gerechtigkeit zu erzwingen. Woher rührte seine Kraft? „Ich hatte immer sehr viel Wut in mir”, sagte Douglas in hohem Alter.
Kirk Douglas war nie an ein Film-Studio gekettet. Er suchte sich mit einer nach seiner Mutter Bryna benannten Produktionsfirma Regisseure und Drehbuchschreiber aus und galt auf dem Zenit seines Könnens als verschroben, unleidlich und spätestens seit seinen vor Sex-Protzereien strotzenden Memoiren („Wege zum Ruhm“) als Hengst auf zwei Beinen. Trotzdem bewahrte er sich einen Blick für Unrecht und Willkür.
Kirk Douglas durchschlug die „schwarze Liste“
Als in den dunklen Jahren der McCarthy-Ära der Staat als Komparse am Drehort auftauchte und nach Kommunisten schnüffelte, war es Douglas, der Leuten wie dem von Berufsverbot bedrohten Drehbuchschreiber Dalten Trumbo Arbeit gab. Damit durchbrach Douglas die „schwarze Liste“ auf die der Staat unliebsame Künstler gesetzt hatte.
Mit der gleichen Unbeirrbarkeit hielt der erst spät zu Thora und Talmud zurückgekehrte Jude Douglas den afghanischen Mudschaheddin die Stange und nahm Präsident Ronald Reagans Gattin Nancy gegen die Attacken der Linken in Schutz.
Zuletzt kritisierte er immer wieder Donald Trump wegen dessen unbarmherziger Einwanderungspolitik, die er, das Kind von Eltern, die den Zaren-Pogromen entkommen waren, als „unamerikanisch“ empfand.
Sein Drang nach Unabhängigkeit, sein Ruf als Egomane, blieb im konformistischen Hollywood der 50er und 60er Jahre nicht ohne Denkzettel. Dreimal war Douglas für die höchste Auszeichnung nominiert: für „Zwischen Frauen und Seilen“ (1949), „Stadt der Illusionen“ (1953) und das epochale Werk „Vincent van Gogh“ (1956). Dreimal ging er leer aus. Erst im hohen Alter von 80 erhielt er den „Oscar“ für sein Lebenswerk.
Douglas überlebte einen Hubschrauberabsturz und kämpfte sich nach Schlaganfall zurück
Verdient gehabt hätte der Sohn eines Lumpensammlers die goldene Mini-Statue bereits für das Debüt. Als Walter O’Neil, ein dem Alkohol verfallener Staatsanwalt, zeigte Douglas 1946 in „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“ an der Seite von Barbara Stanwyck zum ersten Mal seiner schauspielerische Urgewalt.
Viele Schicksalsschläge konnten ihn nicht bremsen. Mit 75 Jahren überlebte er als einziger Passagier einen Hubschrauber-Absturz. Mit 80 warf ihn ein schwerer Schlaganfall aus der Bahn. Er musste das Sprechen neu lernen und verlegte sich vom Schauspiel aufs Bücherschreiben. Sein jüngerer Sohn Eric starb 2004 an Drogen. Michael Douglas, mit 75 das älteste Kind aus der ersten Ehe mit Diana Dill, kämpfte ab 2010 gegen den Krebs. Es ist auch Kirk Douglas’ Verdienst, dass der Douglas-Clan eine schrecklich erfolgreiche Familie geworden ist.
Kirk Douglas hat sich auch davon nicht brechen lassen. „Unsere Welt ist eine Katastrophe“, sagte er 2016 bei einer Preisverleihung. „Aber je älter ich werde, desto näher bin ich Gott. Wenn ich schlafe, spricht er zu mir. Er lacht über die Menschheit. Er wartet. Er hat viel Zeit.“