Jakarta/Sydney. Einige der letzten Komodowarane leben auf indonesischer Insel. Nun soll sie zur Touristenattraktion werden – wie in “Jurassic Park“.

  • Komodowarene gehören zu den Rieseneidechsen und können über 100 Kilogramm schwer werden
  • Die seltenen Tiere haben in Indoniesen ihren Lebensraum
  • Doch der wird nun bedroht: Umweltschützer schlagen Alarm

Irgendwann wurde es dem Koloss zu viel, er baute sich vor dem Eindringling auf und versuchte offenbar, ihn einzuschüchtern. Es gibt ein Foto dieser Begegnung, sie steht sinnbildlich für den Einmarsch des Menschen in die Heimat der urzeitlichen Wesen.

Eine schlammige Baustelle auf der zu Indonesien gehörenden Insel Rinca: Eine etwa drei Meter lange Riesenechse versperrt einem mit Metallstangen beladenen Lastwagen den Weg. Vom Dach der Fahrerkabine schauen zwei Männer sichtlich verängstigt auf den gefräßigen Komodowaran hinab.

Rinca ist einer der wenigen Orte, wo noch Komodowarane leben. Die nicht selten 100 Kilogramm schweren Echsen haben kein Problem damit, einen ausgewachsenen Wasserbüffel zu reißen, wenn sie hungrig sind – ihre Opfer betäuben sie mit Gift aus Drüsen im Unterkiefer. Auch interessant: Mysteriöses Tier sorgt für Verwunderung in Italien

Umweltschützer wollen Komodowarane retten

Sie sind spektakulär, aber selten: Die Warane kommen nur noch auf einigen wenigen Inseln Indonesiens vor, die Weltnaturschutzunion IUCN gibt ihren Bestand mit rund 6000 Tieren an. Doch nun ist ihr Lebensraum bedroht. Denn auf Rinca, wo schätzungsweise mehr als ein Drittel der Komodowarane leben, stampfen Unternehmen mit Erlaubnis der Regierung eine neue Touristenattraktion aus dem Boden.

Nach dem Ende der Pandemie sollen Menschen aus der ganzen Welt auf die Insel kommen, um die seltenen Echsen zu beobachten. Die Architekten nennen ihr Projekt stolz "Jurassic Park". Ein Werbefilm für die Anlage, der mit Musik aus Steven Spielbergs gleichnamigem Hollywoodfilm unterlegt ist, zeigt ein modernes Gehege, in dem Besucher die Warane von einer Plattform aus begutachten können.

Komodowarane werden drei Meter lang.
Komodowarane werden drei Meter lang. © picture alliance / Photoshot

Während viele Einheimische große Hoffnungen in das Projekt setzen, schlagen Umweltschützer Alarm: Es sei völlig unklar, wie die Warane auf die Bauarbeiten und die erwarteten Menschenmassen reagieren.

Komodowaranen fehlt die Beute

"Die Warane könnten gestört werden und dann nicht mehr so gut jagen, oder sie könnten gestresst werden und ihre Nester nicht mehr richtig bewachen", befürchtet Bryan Fry von der University of Queensland in Austra­lien. Der Waran-Experte weist darauf hin, dass es künftig wohl weniger Beutetiere geben werde, wenn das beschauliche Rinca zu einem Themenpark ausgebaut wird.

Außerdem sei das Süßwasser knapp, so Fry. "Wenn die Resorts das anzapfen, könnte dies die Ökologie der Inseln drastisch beeinträchtigen." Auch Akbar Alayubi, Vorsitzender der örtlichen Umweltschutzgruppe Komodo Young Guards, sagt, ein Touristenmagnet vertrage sich nicht mit dem Artenschutz: "Die Pläne sind ein Gegensatz zu dem Image eines Naturtourismus, auf den wir so stolz sind." Auch interessant: Brückentage 2022 nutzen und Urlaub verlängern

Die Inseln wurden wegen der Warane 1991 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Doch die Regierung von Joko Widodo hat damit viel vor. Unter Anspielung auf Indonesiens berühmteste Urlaubsinsel hat der Präsident angekündigt, landesweit "zehn Balis" schaffen und Millionen investieren zu wollen.

Schmuggler fangen die Warane ein und verkaufen sie

Dabei sind die Aussichten der Komodowarane ohnehin schlecht. Die IUCN stuft sie als "stark gefährdet" ein. Der Klimawandel setzt ihnen zu, außerdem versuchen Schmuggler immer wieder, Exemplare einzufangen und im Ausland illegal an Privatleute zu verkaufen. Die Unesco sieht den indonesischen Jurassic Park daher kritisch.

Szenen wie die von der Baustelle lassen Zweifel an der von der Regierung versprochenen Umweltverträglichkeit aufkommen. "Die Begegnung", sagte ein Umweltschützer in der Zeitung "Jakarta Post", "ist der Beweis, dass die Komodowarane durch das groß angelegte Bauprojekt gestört werden."