Berlin. Deutschland, kein Wintermärchen: In den Alpen ist Skifahren wegen Schneemangels nur schwer möglich. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft?

Ein schmaler Streifen Weiß zieht sich vom Pistenbeginn oben auf dem Berg bis hinunter ins Tal, wo am Neujahrstag Ausflügler in dünnen Jacken auf den Sonnenterrassen der Cafés die milden Temperaturen genießen. Dieser Winter ist bisher in jeder Beziehung ungewöhnlich. Zur Jahreswende herrschten in den traditionellen bayerischen Skigebieten in den Tälern Temperaturen um die 15 Grad. T-Shirt-Wetter statt Skianzug und Pistenspaß. Die Wintersportsaison läuft nur schleppend an, mancherorts fällt sie bisher ganz aus.

Eine Skipiste am Fichtelberg im Erzgebirge.
Eine Skipiste am Fichtelberg im Erzgebirge. © dpa-Bildfunk

Auf Drohnenfotos ist das ganze Ausmaß der Misere zu erkennen. Die weißen Streifen, die sich etwa in Ruhpolding durch eine sonst braune Landschaft ziehen, bestehen aus Kunstschnee. Geschneit hat es hier zuletzt im Dezember. Mittlerweile ist die weiße Pracht fast vollständig weggetaut. Einige Kilometer weiter, am Brauneck bei Lenggries, sieht es kaum besser aus. "Derzeit ist der Skibetrieb aufgrund der aktuellen Schneeverhältnisse nur eingeschränkt möglich", heißt es auf der Website. Die Loipen könnten wegen Schneemangels nicht gespurt werden.

Österreich, Riezlern: Freizeitsportler fahren auf einer Kunstschneepiste Ski. In vielen niedrig gelegenen Skigebieten sieht es zur Zeit schlecht aus mit dem Wintersport.
Österreich, Riezlern: Freizeitsportler fahren auf einer Kunstschneepiste Ski. In vielen niedrig gelegenen Skigebieten sieht es zur Zeit schlecht aus mit dem Wintersport.

Selbst für Kunstschnee ist es zu warm

In anderen deutschen Skigebieten sieht es noch schlimmer aus. Im Bayerischen Wald, im Thüringer Wald und auch im Harz ist Skifahren in diesen ersten Januartagen praktisch unmöglich. Selbst Kunstschnee kann vielerorts nicht mehr produziert werden, weil es zu warm ist. Auch Skigebiete in der Schweiz und in Österreich werden vom Schneemangel hart getroffen.

Auch in Schruns in Vorarlberg herrscht Schneemnagel.
Auch in Schruns in Vorarlberg herrscht Schneemnagel. © AFP

Einige Regionen sind aus purer Not erfinderisch geworden. "Wir haben seit Heiligabend wieder auf Sommerbetrieb umgestellt", sagt eine Mitarbeiterin im Skigebiet Sattel-Hochstuckli in der Zentralschweiz zwischen Vierwaldstätter- und Zürichsee. Mitarbeiter, die sonst für die Beschneiung der Pisten zuständig sind, wienern jetzt die 600 Meter lange Sommerrodelbahn, die in Betrieb ist, wenn es nicht regnet. Sie liegt auf 1200 Metern.

Österreich, Schetteregg: Auf einem Flecken, der künstlich mit Schnee präpariert wurde, üben Anfänger die ersten Schritte auf Skiern.
Österreich, Schetteregg: Auf einem Flecken, der künstlich mit Schnee präpariert wurde, üben Anfänger die ersten Schritte auf Skiern. © dpa

Klimawandel bedroht Skitourismus in den Alpen

Bei den höher gelegenen Skigebieten geht mehr auf den Pisten. Im Skigebiet Davos-Klosters mit Skigebieten bis auf etwa 2800 Meter Höhe sind rund drei Viertel der Anlagen in Betrieb. Im Tal liegen aber auch nur 15 Zentimeter Schnee. Im laut Eigenwerbung höchst gelegenen Skigebiet Europas bei Zermatt mit Blick auf das Matterhorn gibt es Lifte auf mehr als 3000 Meter. Rund 100 der gut 200 Kilometer Skipisten sind geöffnet, die Hälfte der Anlagen in Betrieb. Im Ort selbst liegt gerade mal zehn Zentimeter Schnee.

Skifahren auf dem letzten Schneestreifen aus Kunstschnee im oberbayerischen Ruhpolding.
Skifahren auf dem letzten Schneestreifen aus Kunstschnee im oberbayerischen Ruhpolding. © IMAGO/Rolf Poss

In vielen Skigebieten in den Alpen werden die die Sorgen immer größer. Der Klimawandel bedroht den Wintertourismus in seinen Grundfesten. Laut einer Studie der European Geosciences Union wird die gesamte Schneedecke in den Alpen bis zum Jahr 2100 un 70 Prozent zurückgehen. Die Winter in den Alpen sind mittlerweile zehn bis 30 Tage kürzer als noch vor 50 Jahren. Irgendwann werden dann auch Schneekanonen nicht mehr reichen, um für genügend weiße Pisten zu sorgen. Der Skiurlaub in den Alpen könnte früher als befürchtet der Vergangenheit angehören. (tok/dpa)