Berlin. Christian Bale und Matt Damon sind die Hauptdarsteller im Rennsport-Film „Le Mans 66“. Bale wäre beim Dreh beinahe süchtig geworden.

In „Le Mans 66“ (Start: 14. November) sind die Oscarpreisträger Christian Bale und Matt Damon zum ersten Mal gemeinsam auf einer Leinwand zu sehen. Im Retro-Motorsport-Spektakel um das legendäre Duell zwischen Ford und Ferrari spielt Bale den Rennfahrer Kevin Miles und Damon den Konstrukteur Carroll Shelby.

Wie groß ist Ihre Auto-Leidenschaft?

Matt Damon: Ich benutze Autos eher als Gebrauchsgegenstand. Ich freue mich über einen schönen Wagen, bin aber nicht besessen davon, ständig ein neues Auto zu fahren.

Christian Bale: Ich fahre privat einen mittlerweile ziemlich verrosteten, alten Pick-Up-Truck. Das sollte Ihre Frage beantworten. Ich bin kein Fetischist. Aber diese Periode im Autorennsport in den späten Sechzigern finde ich absolut faszinierend.

Was fasziniert Sie daran?

Bale: Abgesehen vom Design? Der Pioniergeist und die Lust auf Experimente und Abenteuer dieser Männer. Man muss sich einmal vorstellen: Diese Fahrer saßen im Grunde auf Bomben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Autotüren waren mit Benzin gefüllt, denn da waren die Tanks eingebaut.

Damon: Es gab noch nicht einmal ein richtiges Rettungsteam oder eine Ambulanz. Viele Fahrer starben, weil niemand da war, der sie versorgen konnte. Sie haben die größten Motoren in Wagen aus dem leichtesten Material gebaut.
Bale: Aber die Einstellung damals war: Wenn du dir Sorgen um deine Sicherheit machst, solltest du vielleicht keine Rennen fahren. Sie saßen auf Raketen und wussten nicht einmal, wie man sie stoppen konnte. Denn die Bremsen überhitzten regelmäßig und konnten schmelzen. Die sind damals bis zu 370 Stundenkilometer gefahren.
Damon: Der reinste Wahnsinn. Man musste unglaublich mutig sein. Und diese Männer waren häufig Familienväter wie Ken Miles. Warum haben sie es trotzdem getan? Diese Frage hat mich auch interessiert. Ich wollte wissen, wie die ticken.

Was haben Sie hinter dem Steuer gefühlt?

Bale: Eine Mischung aus Adrenalinrausch und beinahe hypnotischer Entspannung. In diesem Moment habe ich mich nur noch auf diesen konkreten Augenblick und das Fahren konzentriert. Mein Herz schlug schneller, und trotzdem war ich relaxed.

Gab es Situationen, die Ihnen Angst gemacht haben?

Bale: Ich war beschwingt, fand es aufregend. Aber vielleicht basiert das auf meiner Dummheit, und ich hätte Angst haben sollen. Stattdessen habe ich die meiste Zeit gelacht, weil ich wundervolle Momente erleben durfte. Ein Ford GT 40 ist ein Kunstwerk. Und es ist eine Kunst, ihn zu fahren. Wenn du mit Vollspeed in die Kurven fährst, geraten sie dermaßen leicht aus der Spur. Du musst das ständig korrigieren. Aber es macht einfach unglaublich viel Spaß!

Damon: Ich musste nicht so viel fahren wie Christian. Er hatte den Löwenanteil. Aber ich durfte auch den GT 40 fahren und fand es grandios. Und ganz ehrlich? Viel kann da nicht schief gehen. Es wird alles so präpariert, damit wir keine Angst haben. Wir haben viel Platz zum Fahren. Und um uns herum sitzen all diese Super-Profis in den anderen Wagen.

Bale: Das sind Profis, die selbst Le Mans gefahren sind.

Damon: Wenn Christian aus der Spur schleuderte, sind die einfach um ihn herum gesaust.

Ganz ehrlich: Wie gut fahren Sie?

Damon: Ich fahre durchschnittlich gut. Christian wäre viel zu bescheiden, um das zu sagen. Aber unser Stunt-Koordinator Robert Nagle hat erzählt, Christian sei der beste Schauspieler, mit dem er jemals am Steuer gearbeitet hat.

Bale: Mit den Profis kann ich nicht mithalten, und das wollte ich auch gar nicht. Das habe ich realistisch gesehen. Ich wollte ja die Wagen nicht zu Schrott fahren. Und ich wurde dafür bezahlt, so zu tun, als sei ich der Schnellste. Ich gebe allerdings zu, dass es für mich eindeutig Suchtpotential hat, diese Wagen zu fahren.

Im Film sehen wir, dass Halt und emotionaler Anker im gefährlichen Leben eines Rennfahrers seine Frau ist. Welche Rolle spielt die Frau im Leben eines Schauspielers?

Bale: Ohne meine Frau könnte ich das alles nicht machen, keine Frage. Würde sie mich nicht unterstützen, ginge es nicht. Ich bin mir sicher, ich treibe sie mit meinem Job manchmal an den Rand des Wahnsinns. Aber ich glaube auch, dass es ihr genau deswegen auch Spaß macht, mit mir zu leben.

Damon: Für unsere Frauen ist es bestimmt eine Herausforderung. Für die Dauer des Projekts verabschiede ich mich gewissermaßen aus der realen Welt. So habe ich es immer gemacht. Es ist auch ein egoistischer Akt, mich einfach für eine gewisse Zeit auszuklinken. Ich gehe dann ganz darin auf, eine Geschichte zu erzählen und das ist mir wichtig. Wir erzählen Geschichten, seit wir gemeinsam an Lagerfeuern gesessen und Bilder an Höhlenwände gemalt haben. So erzeugen wir Empathie für die Situation eines anderen Menschen und finden Lösungen für unsere Probleme.

Sehen Sie sich eigentlich Auto­rennen an?

Bale: Ich habe mir früher immer mit meinem Vater Formel-1-Rennen angesehen, die liebte er. Einmal sind wir sogar nach Brands Hatch gefahren. Da waren Alain Prost und Niki Lauda noch aktiv. Ich fand es großartig. Ich erinnere mich auch noch, dass ich im Fernsehen das Rennen gesehen habe, in dem Ayrton Senna starb. Heute liebe ich Moto GP, die Motorrad-Weltmeisterschaft.

Damon: Ich gebe ganz offen zu, das ist nicht meine Welt.