Palma. 13 deutsche Kegler sollen Brand auf Mallorca verursacht haben. Der Fall schien klar zu sein. Doch nun gibt es entlastende Hinweise.

  • Eine Gruppe Deutscher steht im Verdacht auf der Ferieninsel Mallorca ein Feuer verursacht zu haben
  • Den 13 Kegelbrüdern wird vorgeworfen, für einen Großbrand am Ballermann verantwortlich zu sein
  • Derzeit sitzen noch acht der Männer in Untersuchungshaft, doch nun kommen Zweifel auf: Sind sie womöglich unschuldig?

Gleich am ersten Tag war der Mallorca-Urlaub des deutschen Kegelvereins „Stramm am Tisch“ zu Ende. Die Kegelbrüder aus Münster wurden festgenommen, weil sie verdächtigt werden, betrunken einen Großbrand im „Ballermann“-Partyviertel verursacht zu haben. Acht der Touristen sitzen wegen des Verdachts noch immer in Untersuchungshaft, fünf weitere wurden – zum Teil gegen Kaution – freigelassen. Doch nun wachsen die Zweifel, ob die Männer, von denen sechs bei der Freiwilligen Feuerwehr dienen, tatsächlich für die Tat verantwortlich sind.

Für das deutsch-spanische Anwaltsteam ist der Fall klar: Die 13 Urlauber seien unschuldig. „Nach Auswertung der den Verteidigern zur Verfügung stehenden Beweismittel haben die 13 Tatverdächtigen nichts mit der Brandentstehung zu tun“, so der deutsche Strafverteidiger Raban Funk.

Die spanische Polizei wirft der deutschen Touristengruppe vor, von ihren Hotelbalkonen glimmende Zigaretten auf das Schilfdach einer Barterrasse geworfen zu haben. Auch Alkohol sei auf das Dach gekippt worden. Dadurch sei zunächst die Schilfbedeckung in Flammen aufgegangen. Dann brannten auch die Bar, ein darunterliegendes Bordell und ein benachbartes Wohngebäude. Zudem wurde die Hotelfassade beschädigt. Es gab zwei Verletzte und erheblichen Sachschaden.

Brand auf Mallorca: Video und Chats sollen die Kegelbrüder entlasten

Die Anwälte geben jedoch an, dass ihnen „Beweise“ vorliegen, „die die Unschuld der 13 Männer belegen“. Die Verteidiger würden über ein Video und Chat-Verläufe der Kegelfreunde verfügen, die diese entlasten sollen. Zudem hat sich eine Zeugin gemeldet, deren Schilderung ebenfalls die Unschuldsvermutung stützt.

Sie habe zwar gesehen, wie die Kegelbrüder lautstark auf ihren Hotelbalkonen feierten. Dabei hätten sie Zigarettenkippen auf die Straße geworfen. Aber sie hätten sich nicht in Wurfweite des Schilfdachs befunden.

Auch die spanischen Ermittler wissen inzwischen, dass die Zimmer der deutschen Kegler ziemlich weit, schätzungsweise 15 Meter, seitlich vom Brandherd entfernt waren. Und, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass Zigaretten von dort auf das Schilfdach der Barterrasse fliegen können. Aber die spanische Polizei glaubt trotzdem nicht an die Unschuld der Deutschen.

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Mallorca-Video entlastet deutsche Touristen nach Feuer

Die Ermittler vermuten, dass einige der Kegelbrüder über die Gitter der Nachbarbalkone bis zur fraglichen Ecke geklettert sind. Die Ermittler stützen sich bei dieser Hypothese offenbar ebenfalls auf die Aussage eines Anwohners, der beobachtet haben will, wie mehrere Männer von einem Eckbalkon des Hotels aus Zigarettenkippen auf das Schilfdach warfen.

Doch die Anwälte sind sich sicher, dass diese Männer auf dem Eckbalkon nicht die Kegelbrüder gewesen sein können. Dies gehe aus Videobildern hervor, die man dem Ermittlungsrichter vorlegen wolle. Auf einem Bild sind – allerdings unscharf – zwei Männer zu sehen. Und das ohne jenes blaue Vereins-T-Shirt, das die Kegelfreunde bei ihrer Festnahme trugen.

Brandschäden am Restaurant an der Playa de Palma.
Brandschäden am Restaurant an der Playa de Palma. © dpa | Clara Margais

Dies alles spreche dagegen, die deutschen Touristen weiter in U-Haft schmoren zu lassen, finden die Anwälte. „Der Vorwurf einer strafbaren Handlung ist aus Sicht der Verteidiger unbegründet“, heißt es. Davon wolle man nun den Ermittlungsrichter überzeugen, damit die Urlauber freigelassen werden.

Wenn die Justizbehörden zustimmten, könnten die Betroffenen nach Deutschland zurückreisen und dort den Ausgang des Verfahrens abwarten. Inzwischen wollen die Kegelfreunde, die nach ihrer Festnahme zunächst von ihrem Recht Gebrauch machten, die Aussage zu verweigern, ihr Schweigen brechen.

Die Inhaftierten würden jetzt „aktiv“ mit den Ermittlern zusammenarbeiten, erklären die Anwälte. Durch eine Kooperation mit dem Ermittlungsrichter steigen vermutlich die Chancen, gegen Kaution wieder in die Freiheit zu kommen. Die Anwälte deuteten an, dass es möglicherweise schon in Kürze eine Entscheidung dazu geben könnte.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.