Berlin/Palma. Sind wir dem Traum von der ewigen Jugend näher gekommen? Spanische Forscher fanden eine Qualle vor Mallorca, die sich verjüngen kann.

  • Eine vor Mallorcas Küste entdeckte Qualle sorgt für Begeisterung bei Forschern
  • Sie soll erst altern und sich dann schlagartig verjüngen
  • Wie macht die Qualle das? Forscher kündigen weitere Untersuchungen an

Es klingt wie das Geheimrezept aus einer Schönheitsfarm: Nach dem Älterwerden steht eine Phase der Verjüngung auf dem Programm. Dem Menschen ist dieses Prinzip noch nicht zuteil geworden. Aber eine Qualle vor Mallorca macht es vor, so die Universität Ohio.

Wissenschaftler um den Molekularbiologen Carlos Lópey-Otín haben vor Mallorca Quallen entdeckt, die als mysteriös bezeichnet werden können. Wie die Universität Oviedo mitteilte, wurden Exemplare der Art „Turritopsis dolornii“ identifiziert.

Exemplare dieser mysteriösen Quallenart wurden weltweit nur noch im Norden von Japan und vor der süditalienischen Küste gefangen. Die vor Mallorca registrierten Tiere wurden nach Oviedo in Asturien gebracht und dort in einem Spezialaquarium untersucht.

Mallorca: Mytseriöse Qualle sorgt für Begeisterung

Das Merkwürdige an dieser Qualle vor Mallorca ist, dass sie zunächst wie jedes Wesen älter wird, sich dann aber auf einmal verjüngt, so die Wissenschaftler. Und noch etwas klingt für den Laien seltsam: In der Phase der rätselhaften Verjüngung kann sie sich nicht mehr fortpflanzen und hat einen asexuellen Status erreicht.

Auch diese Quallen gibt es auf Mallorca: Eine Qualle der Gattung Portugiesische Galeere. Vor der Küste von Mallorca sind nach mehreren Wochen Ruhepause wieder Portugiesische Galeeren gesichtet worden.
Auch diese Quallen gibt es auf Mallorca: Eine Qualle der Gattung Portugiesische Galeere. Vor der Küste von Mallorca sind nach mehreren Wochen Ruhepause wieder Portugiesische Galeeren gesichtet worden. © dpa | Sabrina Hentschel

Die Qualle geht bei der Verjüngung nämlich in einen früheren Zustand zurück, dem der sexuellen Unreife zurückzukehren. Nach der Paarung sterben die Quallen gewöhnlich – nicht aber so bei T. dohrnii!.

Zellen ihres Schirms, also der pulsierenden Außenhaut des Tiers, verwandeln sich in Polypen, die exakte genetische Kopien des Organismus. Das gleiche Tier kann so im Prinzip beliebig oft den Quallen-Lebenszyklus durchlaufen und ist biologisch unsterblich, so Wissenschaftler.

Mallorca: Weitere Forschungen an der Qualle notwendig

Bei ihrer Fortpflanzung legt die Qualle ihre Eier auf dem Meeresgrund ab, wo sie sich nach kurzer Zeit zur Larvenform Planula entwickeln. Innerhalb weniger Wochen werden die daraus entstehenden Polypen geschlechtsreif, wenn die Wassertemperatur stimmt, so die Experten. Doch statt nach der erfolgten Vermehrung abzusterben, bringt „Turritopsis dohrnii“ immer wieder neue Polypengenerationen aus sich selbst hervor.

Durch die Erkennung und Analyse des Genoms konnten die Forscher Gene identifizieren, die bei der unsterblichen Qualle vervielfacht sind oder unterschiedliche Varianten aufweisen, die für die Art charakteristisch sind, schreibt die Mallorca-Zeitung. Diese Gene stehen in Zusammenhang mit der DNA-Replikation, der Erneuerung von Stammzellpopulationen, der Kommunikation im Zwischenzellbereich und der Verringerung von sogenanntem oxidativem Stress.

Genau die Faktoren für Langlebigkeit und gesundes Altern beim Menschen

All dies seien auch genau die Faktoren, die beim Menschen die Prozesse der Langlebigkeit und gesundes Altern aktivieren. Ob die Qualle uns ewige Jugend und Unsterblichkeit bringt?

Carlos López-Otín, Professor der Abteilung für Biochemie der Universität Oviedo, erklärte: „Diese Arbeit zielt nicht darauf ab, Strategien zu finden, um die Träume von menschlicher Unsterblichkeit zu verwirklichen, sondern die Schlüssel und Grenzen der faszinierenden zellulären Plastizität zu verstehen, die es einigen Organismen ermöglicht, in der Zeit zurückzureisen. Von diesem Wissen erhoffen wir uns bessere Antworten auf die vielen Krankheiten, die mit dem Altern zusammenhängen und die uns heute überfordern.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.