Berlin. Flug MH370 und die 239 Insassen sind seit Jahren verschwunden. Ein Buch stellt eine ungeheuerliche These auf, was passiert sein könnte.

  • Der Verbleib von Flug MH370 gilt als eines der größten Rätsel der Luftfahrt
  • 2014 verschwand das Flugzeug vom Radar – seitdem fehlt jede Spur von den 239 Insassen
  • Immer wieder gibt es neue Theorien, was damals passiert sein könnte

Es geschieht mitten in der Nacht. 8. März 2014, 0.40 Uhr, der Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur: Der erfahrene Kapitän Zaharie Ahmad Shah (damals 53) lässt die Boeing 777 abheben, an Bord des Malaysia-Airlines-Fluges 370 sind neben seinem jungen Co-Piloten und zehn Flugbegleiterinnen 227 Passagiere auf dem Weg nach Peking.

Nach 39 Minuten verabschiedet sich Shah mit ruhiger Stimme und dem üblichen Funkspruch von der Flugsicherungszen­trale: „Gute Nacht, Malaysia Drei-Sieben-Null.“ Sekunden später bricht jede Verbindung ab, die Maschine kommt vom Kurs ab und verschwindet vom Radar.

Bis auf einige Wrackteile, die später an verschiedenen Küsten angespült wurden, gibt es bis heute keine Spur vom Flugzeug. Es ist eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Anfang 2022 machte eine renommierte Journalistin den Angehörigen dann erneut Hoffnung, dass das Schicksal der für tot erklärten 239 Menschen doch noch aufgeklärt werden könnte.

Auch interessant: Wird die Wahrheit zu Flug MH370 vertuscht? Suche könnte neu beginnen

MH370 verschwunden: Abschlussbericht schließt nichts aus

In ihrem 2022 auf Deutsch erscheinenden Buch „Verschwunden“ (Ullstein) vertritt die Französin Florence de Changy die Theorie, dass die Maschine abgeschossen wurde.

De Changy arbeitet als Asien-Korrespondentin für die Tageszeitung „Le Monde“, seit drei Jahrzehnten lebt sie in Hongkong. Sie hat mit Hinterbliebenen und Fachleuten gesprochen, vertrauliche Dokumente eingesehen und ist Trümmern und Gerüchten hinterhergereist. Denkbare Erklärungen reichen von einem Absturz wegen Treibstoffmangel über einen Suizid des Piloten bis hin zu Verschwörungserzählungen: Waren es Außerirdische?

Die Wracksuche ist seit 2018 offiziell beendet. Ein 450 Seiten starker Abschlussbericht der malaysischen Regierung brachte keine Lösung des Rätsels. Nichts könne ausgeschlossen werden, auch nicht die „Möglichkeit einer Intervention einer dritten Partei“.

FlugnummerMH370
Flugzeug-TypBoeing 777-200ER
StartortKuala Lumpur (Malaysia)
ZielortPeking (China)
Menschen an Bord239
Verbleibunklar

Spionagetechnik an Bord von Flug MH370?

An dieser Stelle setzt de Changy an. „Nehmen wir einmal an, auf Basis von fundiertem Hörensagen, dass sich in der Fracht von MH370 ein Spionagegerät, vermutlich amerikanischen Ursprungs und von hohem technologischen Wert, befand. Ein Gerät, das die Chinesen dringend in ihren Besitz bringen wollten“, schreibt sie.

Als die USA dann den Diebstahl ihrer wertvollen Fracht bemerkten und herausfanden, dass diese sich bereits – geschützt durch ein ziviles Passagierflugzeug – auf dem Weg nach Peking befand, sahen sie rot.“ Das US-Militär habe die Boeing abgeschossen, schlussfolgert sie aufgrund ihrer jahrelangen Recherchen und glaubt, dass die Maschine nördlich von Vietnam nahe der chinesischen Grenze ins Meer stürzte.

„Der Abschuss könnte ein grober Fehler gewesen sein, es ist aber auch denkbar, dass es sich um den letzten verzweifelten Versuch handelte, zu verhindern, dass das Flugzeug und seine besondere Fracht den Chinesen in die Hände fielen.“

In zahlreichen Ländern – wie hier in den Philippinen – sind Besatzung und Passagiere unvergessen.
In zahlreichen Ländern – wie hier in den Philippinen – sind Besatzung und Passagiere unvergessen. © REUTERS / ROMEO RANOCO

Autorin zweifelt durch Satelliten berechnete MH370-Route an

Offiziellen Angaben zufolge hatte MH370 die Flugrichtung geändert. Daten eines Satelliten zeigen angeblich, dass das Flugzeug nach Süden Richtung Australien schwenkte und dort über dem Indischen Ozean abstürzte.

Lesen Sie hier: Wunder vor Hawaii: Notlandung im Pazifik – Piloten überleben

Die in den Jahren 2015 und 2016 an Stränden von La Réunion, Madagaskar und der Ostküste Afrikas angeschwemmten Trümmer sprechen laut Experten tatsächlich für einen Crash im Indischen Ozean. Doch de Changy schreibt, dass die unter starkem Medieninteresse gestartete und später ergebnislos eingestellte Suche westlich von Australien ein groß angelegtes Ablenkungsmanöver gewesen sei, ein „Verschwindetrick“. Hinweise, die ihre Theorie stützten, seien von Behörden vertuscht worden.

Beweise legt sie jedoch nicht vor, sondern analysiert Untersuchungsergebnisse und Augenzeugenberichte. Was wirklich geschah, wird wohl nur aufgeklärt, sollte eines Tages das Wrack gefunden werden.