London. Netflix-Doku thematisiert Charles’ Verhältnis zum Ex-BBC-Moderator Jimmy Savile. Der galt als schlimmster Sexualverbrecher Englands.

Ärger für das britische Königshaus: Eine neue Netflix-Doku beleuchtet das Verhältnis des Thronfolgers zu einem in Großbritannien einst populären, mittlerweile verstorbenen pädophilen Star-Moderator.

Dass sich Prinz Charles und der ehemalige BBC-Moderator Jimmy Savile kannten und schätzten, ist seit Jahren bekannt. Nun bekommt das Thema neue Aufmerksamkeit. Denn der Dokumentarfilm „Jimmy Savile: A British Horror Story“ zeigt, wie Savile Kontakte zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen knüpfte – auch zur Royal Family.

So soll Prinz Charles Savile in den 1980er-Jahren gebeten haben, ihm und seiner Familie in PR-Angelegenheiten zu helfen. In Briefen, die in der Doku gezeigt werden, appelliert er an Saviles "geradlinigen gesunden Menschenverstand". Lesen Sie hier: Geheimpläne: Wie die Krönung von Prinz Charles ablaufen soll

Moderator missbrauchte Hunderte Kinder

Jimmy Savile, geboren 1926, prägte als extravaganter Moderator die Hitparaden-Sendung „Top of the Pops“. Jahrzehntelang war der Mann mit dem Faible für Zigarren und markante Brillen ein beliebter und erfolgreicher Vertreter der Unterhaltungsbranche des Vereinigten Königreichs.

Er sammelte als vermeintlicher Wohltäter Millionen für wohltätige Zwecke und wurde von der Queen zum Ritter geschlagen. Als er 2011 im Alter von 84 Jahren starb, wurde seine Beerdigung live von der BBC übertragen.

Jimmy Savile und Prinz Charles im Jahr 1998 auf einem Empfang anlässlich seines 50. Geburtstags im Buckingham Palast.
Jimmy Savile und Prinz Charles im Jahr 1998 auf einem Empfang anlässlich seines 50. Geburtstags im Buckingham Palast. © picture-alliance / dpa

Erst danach wurde durch eine journalistische Recherche bekannt, dass sein ehrenamtliches Engagement offenbar ein Vorwand war, um Hunderte Kinder zu missbrauchen. Über rund 40 Jahre hinweg hatte er Hunderte Kinder sexuell ausgenutzt. Lesen Sie hier: Abgestürzter Prinz Andrew feiert Geburtstag in Verbannung

Die britische Polizei bezeichnete Savile als „einen der schlimmsten, wenn nicht den schlimmsten Triebtäter“ in der Geschichte des Landes. Seine große Bekanntheit und seinen Ruhm habe er lange Zeit dafür genutzt, sich auf dem BBC-Gelände, in Schulen sowie in Krankenhäusern an seinen Opfern zu vergehen.

Prinz Charles schrieb Savile Briefe

Diese Geschichte ist nun Inhalt der Netflix-Doku. Charles wandte sich demnach seit Mitte der 80er-Jahre immer wieder an Savile. Konkret wollte Charles Hilfe bei öffentlichen Reden und erhoffte sich außerdem Unterstützung für Sarah „Fergie“ Ferguson und seinen Bruder Prinz Andrew, deren Ehe und Privatleben immer wieder von Skandalen dominiert waren. Offenbar fungierte Savile als eine Art PR-Berater.

Auch in Sachen Wohltätigkeitsarbeit soll sich Charles beraten haben lassen. So habe er Savile 1989 um Vorschläge für „nützliche, die Moral fördernde Besuche usw. bei lohnenden Gruppen, Orten, Projekten und so weiter, die nicht genug Aufmerksamkeit erhalten“, gebeten. Auch interessant: BBC-Doku enthüllt Prinz Philips letzte Worte an Sohn Charles

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Prinz Charles etwas über Saviles Verbrechen wusste. Das britische Königshaus hat sich zu der neuen Netflix-Dokumentation bisher nicht geäußert.

„Er [Charles] wurde getäuscht, wie wir alle“, sagte der Regisseur der Netflix-Doku, Rowan Deacon, gegenüber der britischen Zeitung „The Times“. „Die Briefe zeigen das Vertrauen, das Prinz Charles in Jimmy Savile setzte. Er versuchte, das britische Volk anzusprechen und zu modernisieren. Und er sah Jimmy Savile als sein Sprachrohr dafür.“ Aus heutiger Perspektive, so Deacon, sei das „katastrophal“ gewesen. (Joe)