Berlin. Ab Juni soll es an allen Schulen Neuseelands kostenlos Tampons und Binden geben. Es ist nicht das erste Land, das diesen Schritt geht.

Unterleibsschmerzen, Schwindel oder Kopfschmerzen – die körperlichen Begleiterscheinungen der Periode sind vielfältig. Doch nicht nur Körper und Gemüt, sondern auch den Geldbeutel belastet die Menstruation alle vier Wochen.

Sieben von zehn deutschen Frauen gaben im vergangenen Jahr in einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucher- und Ratgeberportals Sparwelt.de an, herkömmliche Tampons zum Wegwerfen zu benutzen (71 Prozent). 62 Prozent der Frauen tragen Wegwerf-Binden sowie Slipeinlagen. Nur 15 Prozent benutzen die wiederverwendbare Menstruationstasse.

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Der Umfrage zufolge gibt die Hälfte der menstruierenden Frauen in Deutschland im Monat weniger als 5 Euro für solche Hygieneprodukte aus. Auf das Jahr gerechnet macht das höchstens 60 Euro. Gut ein Drittel der Frauen (36 Prozent) gab an, im Monat zwischen 5 und unter 10 Euro zu bezahlen. Fast jede Zehnte (9 Prozent) gibt im Monat zwischen 10 und unter 15 Euro aus. Schmerzmittel sind hier nicht miteingerechnet.

Tampons: Deutschland hat die Mehrwertsteuer gesenkt

Frauen haben also in ihrem Leben – bis zu 40 Jahre – einen gewaltigen Kostenpunkt mehr als Männer. Immer wieder gibt es daher Diskussionen darum, Tampons und Binden günstiger zu machen.

Einige Länder versuchen etwa durch die Senkung der Mehrwertsteuer die „Perioden-Armut“ zu bekämpfen. So war in Deutschland zu Beginn des Jahres 2020 die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Zahlreiche Prominente, darunter Sängerin Lena Meyer-Landrut sowie die Moderatoren Charlotte Roche und Jan Böhmermann, hatten sich dafür eingesetzt.

Schottland: Schulen müssen Tampons und Binden kostenlos anbieten

Schottland ist da schon einen Schritt weiter: Hier gibt es Tampons und Binden bereits kostenlos. Im November verabschiedete das Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf. Demnach muss die schottische Regierung ein landesweites Programm zur Bereitstellung von Menstruationsprodukten einrichten. Schulen und Universitäten sind verpflichtet, eine Auswahl dieser Artikel kostenlos in Toiletten anzubieten.

„(Ich bin) stolz darauf, für diese bahnbrechende Gesetzgebung gestimmt zu haben, die Schottland zum ersten Land der Welt macht, das kostenlose Menstruationsprodukte all denjenigen zur Verfügung stellt, die sie brauchen“, twitterte die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon damals. Es sei eine wichtige Maßnahme für Frauen und Mädchen.

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Die lokalen Behörden müssen nun entsprechende Artikel unentgeltlich bereitstellen. Die jeweiligen Kommunalverwaltungen sollen entscheiden, welche praktischen Vorkehrungen getroffen werden, aber Tampons und Binden müssten „einigermaßen leicht“ und mit „angemessener Würde“ zugänglich gemacht werden.

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    In der Not greifen die Frauen auf Toilettenpapier zurück

    Neuseeland - ebenfalls mit einer Frau an der Spitze der Regierung -kündigt nun an, dem Vorreiter Schottland zu folgen. Ab Juni will das Land an allen Schulen kostenlos Tampons und Binden zur Verfügung stellen. Der Hintergrund: In ärmeren Regionen des Pazifikstaats waren Mädchen teilweise nicht zur Schule gekommen, weil ihre Familien sich den Kauf von Menstruationsprodukten nicht leisten konnten.

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    Viele hätten aus lauter Not auf andere Hilfsmittel wie waschbare Stoffstücke oder Toilettenpapier zurückgegriffen, berichtete das neuseeländische Fernsehen. Insgesamt will die Regierung bis 2024 rund 25 Millionen neuseeländische Dollar (15 Millionen Euro) für das Programm zur Verfügung stellen.

    Tampons und Binden.
    Tampons und Binden. © picture alliance/dpa | Annette Riedl

    Zuspruch im Internet für Neuseelands Entscheidung

    Eine von zwölf Schülerinnen versäume Schätzungen zufolge während ihrer Periode zeitweise den Unterricht, sagte Ministerpräsidentin Jacinda Ardern. Menschen aus aller Welt lobten die Initiative von Arderns Regierung in sozialen Netzwerken unter Hashtags wie #tampons und #pads.

    Einer Umfrage der Hilfsorganisation „The Period Place“ zufolge glauben 73 Prozent der Neuseeländer, dass der Zugang zu Menstruationsartikeln ein Menschenrecht sei. 57 Prozent meinten, „Period Poverty“ (Periodenarmut) sei ein großes Problem im Land.

    Ein Pilotprojekt in der Region Waikato auf der Nordinsel Neuseelands sei bereits sehr erfolgreich verlaufen, hieß es. Die Schulkrankenschwester Shelley Bowe vom Fairfield College sagte, der Andrang sei riesig gewesen. „Ich bekomme fast wöchentlich eine E-Mail, in der mir mitgeteilt wird, dass der Vorrat fast aufgebraucht ist und das Lager wieder aufgestockt werden muss.“ (jb/dpa)