Stockholm. Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den deutschen Chemiker Benjamin List und seinen US-Kollegen David W.C. MacMillan.

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den deutschen Chemiker Benjamin List und seinen amerikanischen Kollegen David W.C. MacMillan. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit. List forscht am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. Er ist zudem Direktor des Instituts.

Den Nobelpreis erhalten List und MacMillan gemeinsam für die Entwicklung der asymmetrischen Organokatolyse. Dabei handelt es sich um ein neues Instrument zum Aufbau von Molekülen. Die sogenannte asymmetrische Organokatalyse habe großen Einfluss auf die pharmazeutische Forschung gehabt und die Chemie „grüner“ gemacht, hieß es bei der Bekanntgabe der Preisträger. MacMillan und List werden sich das Preisgeld von zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 985.000 Euro) teilen.

Zuvor hatte sich das deutsche Unternehmen Biontech Hoffnungen auf den Nobelpreis gemacht. Denn auch wenn die Chancen für das Unternehmen im Bereich Medizin noch größer waren, liegt die Basis für den Corona-Impfstoff von Biontech in einem biochemischen Verfahren mit Messenger-RNA (mRNA).

Nobelpreis für Chemie: Vor allem amerikanische Forscher ausgezeichnet

Die seit 1901 verliehenen Chemie-Nobelpreise gingen vor allem an amerikanische Forscher. Die erste Auszeichnung erhielt der Niederländer Jacobus van't Hoff für die Entdeckung von Gesetzen der Osmose. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre sind:

  • 2020: Die seit Jahren in Deutschland arbeitende Genforscherin Emmanuelle Charpentier (Frankreich) und Jennifer A. Doudna (USA) für die Entwicklung einer Genschere zur gezielten Erbgut-Veränderung.
  • 2019: Der US-Amerikaner John Goodenough, der in Großbritannien geborene Stanley Whittingham und der Japaner Akira Yoshino. Sie waren entscheidend an der Entwicklung von wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien beteiligt.
  • 2018: Die US-Amerikanerin Frances Arnold, ihr Landsmann George Smith und der Brite Gregory Winter haben Methoden entwickelt, mit denen es möglich ist, etwa Biokraftstoffe, Arzneimittel und therapeutisch wirkende Antikörper umweltfreundlich herzustellen.
  • 2017: Der Deutsch-Amerikaner Joachim Frank, der Schweizer Jacques Dubochet und der Brite Richard Henderson für die Kryo-Elektronenmikroskopie. Damit lassen sich Biomoleküle im Detail untersuchen - sie zeigt etwa dreidimensionale Bilder von Proteinen.
  • 2016: Der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der gebürtige Brite James Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa. Sie bauten aus nur wenigen Molekülen etwa künstliche Muskeln und ein Mini-Auto.
  • 2015: Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei), die Erbgut-Reparatursets beschrieben hatten. Diese Erkenntnisse dienen unter anderem zur Suche nach Krebsmedikamenten.
  • 2014: Der deutsche Forscher Stefan Hell sowie die US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner für die Erfindung superauflösender Mikroskope. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson beobachten.
  • 2013: Martin Karplus (USA/Österreich), Michael Levitt (USA/Großbritannien) und Arieh Warshel (USA/Israel) für Methoden, mit denen sich auch komplexe chemische Reaktionen virtuell nachvollziehen lassen.
  • 2012: Robert Lefkowitz und Brian Kobilka aus den USA für die Entdeckung von Rezeptoren, die zahlreiche Signale von außen in die Körperzellen übermitteln.
  • 2011: Dan Shechtman (Israel), der Quasikristalle entdeckt hatte, die zuvor von vielen Chemikern für unmöglich gehalten wurden.

Nobelpreise: Am Freitag wird der Träger des Friedensnobelpreises 2021 bekanntgegeben

Am Dienstag ging bereits der Nobelpreis für Physik an den deutschen Forscher Klaus Hasselmann und seinen US-japanischen Kollegen Syukuro Manabe und sowie den Italiener Giorgio Parisi. Der Medizin-Nobelpreis ging an die US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian. Am Donnerstag folgt der Nobelpreis für Literatur, am Freitag der Friedensnobelpreis und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.

Die Nobelpreise werden traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, überreicht. Wegen der Corona-Pandemie werden die Auszeichnungen in den Wissenschaftskategorien sowie der Literatur-Nobelpreis dieses Jahr erneut nicht in Stockholm, sondern in den Heimatländern der Ausgezeichneten überreicht.

(mja/dpa)