Jerusalem. Nach dem Anschlag am Freitag fielen am Samstag in Ost-Jerusalem weitere Schüsse. Im Westjordanland gab es zwei Angriffsversuche.

  • In Jerusalem sind am Freitag bei einem Angriff auf eine Synagoge sieben Menschen gestorben
  • Am Samstag folgte ein weiterer Terroranschlag in Ost-Jerusalem
  • Zwei Vorfälle im Westjordanland
  • Israelischer Regierungschef kündigt „starke“ Antwort auf Anschläge an
  • Die Europäische Union appelliert an Israel, tödliche Gewalt nur als „letztes Mittel“ einzusetzen
  • Die palästinensische Autonomiebehörde macht Israel für Gewalteskalation verantwortlich

Nach zwei Terrorangriffen in Jerusalem binnen 24 Stunden hat am Samstagabend ein weiterer palästinensischer Schütze versucht, Menschen zu töten. Der Mann habe in einem Restaurant in der Nähe der Stadt Jericho im Westjordanland einen Schuss abgegeben, wie Israels Armee mitteilte. Anschließend sei er davongerannt. Verletzt wurde demnach niemand. Streitkräfte fahnden derzeit nach dem Mann.

Aufnahmen einer Überwachungskamera sollen zeigen, dass der Angreifer mit einem Sturmgewehr bewaffnet gewesen sei, berichteten israelische Medien. Demnach habe es aber Probleme mit seiner Waffe gegeben, was wohl weitere Schüsse und Opfer verhindert hat.

In der Siedlung Kedumim westlich der Stadt Nablus verhinderten nach Angaben der Armee Wachleute ein Attentat. Sie hätten den „Terroristen“ entdeckt und „neutralisiert“. Unklar war zunächst, ob der Angreifer tot ist.

Jerusalem: Weiterer Angriffsversuch am Samstag

Am Samstag hatte zudem ein 13-Jähriger laut Polizei einen weiteren Angriff in der Stadt verübt. Der Junge habe zwei Menschen im Stadtteil Silwan durch Schüsse verletzt, hieß es. Es bestehe Terror-Verdacht. Bewaffnete Passanten hätten auf den Jungen geschossen, erklärte die Polizei. Medien berichteten, er sei Palästinenser.

Die beiden schwer verletzten Männer wurden zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht, wie der Rettungsdienst Magen David Adom meldete. Der Polizei zufolge handelt es sich um Vater und Sohn. Auch der junge Angreifer wurde Medien zufolge medizinisch behandelt.

Angriffe in Ost-Jerusalem: Zusammenhang unklar

Am Freitagabend hatte wiederum ein anderer Angreifer in einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem auf Besucher einer Synagoge geschossen. Sieben Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Der Attentäter wurde nach Angaben der Polizei auf der Flucht erschossen.

In Silwan in Ost-Jerusalem wohnen überwiegend Palästinenser, aber auch israelische Siedler. Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Insgesamt leben dort heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

Israelische Regierung möchte Angehörigen von Attentätern Sozialhilfe streichen

Wegen der Anschläge möchte die israelische Regierung künftig härter gegen die Angehörigen von Attentätern vorgehen. So kündigte das Sicherheitskabinett in der Nacht zu Sonntag an, „Familien von Terroristen, die Terrorismus unterstützen“, die Sozialhilfe zu streichen. Die Regierung werde zudem über einen Gesetzentwurf beraten, der vorsehe, den betreffenden Angehörigen ihre israelischen Ausweise zu entziehen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte vor der Dringlichkeitssitzung des Sicherheitskabinetts eine „starke“ und „schnelle“ Antwort auf die Anschläge in Ost-Jerusalem angekündigt.

Trotz Terrorangriffen im Land haben Zehntausende Menschen israelischen Medienberichten zufolge den vierten Samstagabend in Folge in Tel Aviv und anderen Städten gegen Israels neue Regierung protestiert. Demonstranten zündeten dabei zum Gedenken an die Opfer eines Terrorangriffs am Freitag in Ost-Jerusalem Kerzen an. Zudem hielten sie eine Schweigeminute für die Getöteten.

Der Protest richtete sich wie in den Wochen zuvor wieder vor allem gegen das Vorhaben der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, das Justizsystem im Land gezielt zu schwächen.

Währenddessen hat die Europäische Union an Israel appelliert, tödliche Gewalt nur als „letztes Mittel“ einzusetzen. Auch Russland rief die Konfliktparteien zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf. Politiker wie Olaf Scholz, Wolodymyr Selenskyj zeigten sich bestürzt.

In einem seltenen Schritt hat auch Saudi-Arabien auf den Terroranschlag in Ost-Jerusalem mit mehreren Toten reagiert. „Das Königreich verurteilt alle Angriffe auf Zivilisten“, teilte das Außenministerium am Samstag mit. Der einflussreiche Golfstaat, der keine diplomatischen Verbindungen zu Israel unterhält, warnte zugleich, dass die Situation zwischen Palästinensern und Israelis in eine weitere ernsthafte Eskalation abgleiten könne. Saudi-Arabien hat sich in der Vergangenheit zwar oft zur Lage der Palästinenser, nicht aber zu Terror, der auf Israelis abzielt, geäußert.

Palästinensische Autonomiebehörde macht Israel für Gewalteskalation verantwortlich

Nach den aufeinanderfolgenden Anschlägen innerhalb weniger Stunden in Ost-Jerusalem hat die Palästinensische Autonomiebehörde Israel für die neu aufgeflammte Gewalt verantwortlich gemacht. Israel trage die „volle Verantwortung für die gefährliche Eskalation“, erklärte die Behörde am Samstag. Zu den beiden Anschlägen äußerte sie sich nicht konkret.

Die islamistische Hisbollah im Libanon hatte zuvor den Anschlag vom Freitagabend, bei dem ein palästinensischer Angreifer vor einer Synagoge in Ost-Jerusalem sieben Menschen erschossen sowie mindestens drei verletzt hatte, als „heldenhaft“ gelobt. Die militante, mit dem Iran verbündete Organisation bekundete „absolute Unterstützung für alle Schritte, die die palästinensischen Widerstandsgruppen unternommen haben“.

(dpa/fmg)